Citroen C3 Pluriel wird 10 Jahre alt Fünf Karosserievarianten: einmal Spaß

Düsseldorf · Fünf auf einen Streich: Der Citroen Pluriel vereint mehrere Karosserievarianten in nur einem Auto. Damit verwirrte der Verwandlungskünstler jedoch auch einige Käufer. Über seine Macken tröstete der Franzose mit einem fairen Preis hinweg.

Nie zuvor konnten Kleinwagenkäufer einen einzigen Kompakten in fünf unterschiedliche Karosserieformen transformieren, die großen Alltagsnutzen mit noch größerem Freizeitspaß verbanden. Der Applaus von Publikum und Presse über den vielseitigen Pluriel kannte deshalb fast keine Grenzen als Citroen auf der IAA 1999 die ersten, seriennahen Prototypen des variablen C3-Cabriolets präsentierte. Endlich schien Citroen die freud- und ideenlosen 1990er Jahre abzuschütteln.

Das alles war auf der Frankfurter Automesse vorbei und vergessen, denn der "Démonstrateur C3 Pluriel" kündete von neuer Kreativität bei den Kleinwagen. Mut wird jedoch selten belohnt, musste Citroen am Ende enttäuscht feststellen. Schließlich knackte der pfiffige Pluriel in achtjähriger Produktionszeit trotz aller Vorschusslorbeeren gerade einmal die 100.000-Einheiten-Marke.

Ein Hype fast wie beim MX-5

Dabei hatte anfangs auch für den Pluriel alles gut ausgesehen, fast wie beim Hype um die Wiedergeburt des Roadsters durch den Mazda MX-5. Citroen begnügte sich bei dem ab Mai 2003 in Deutschland lieferbaren C3 Pluriel mit nur einem Modell, das aber verwandelbar war. In seiner Grundform präsentierte sich der Pluriel als konventioneller Dreitürer in modischem Biodesign, öffnete man dagegen das große, elektrische Faltverdeck, erinnerte der rundlich gezeichnete Citroen auf C3-Basis optisch an berühmte Vorfahren wie den 2 CV oder die Dyane.

Das Frischluftvergnügen dieser klassischen Cabriolimousinen vermochte der Pluriel jedoch sogar zu steigern. Zunächst einmal durch den Verzicht auf eine B-Säule und deshalb rahmenlos sowie vollständig versenkbare Seitenscheiben. Wem das nicht genügte, der konnte die Heckscheibe entriegeln und mit dem elektrisch zusammengefalteten Dach in einem Fach im Boden des Gepäckabteils verstauen.

Nach dem Studium einer komplexen Anleitung mit 30 Bildern und Texten für bastelfreudige Handwerker ließen sich die zwei bogenförmigen Dachholme aus Leichtmetall demontieren, und aus dem Cabrio mit Überrollbügeln entblätterte sich ein rundum offener viersitziger Spider. Dessen sonnensüchtiger Besatzung aber jetzt nur noch eine aufpreispflichtige Plastikplane Schutz vor plötzlichen Gewittergüssen bot. Schließlich mussten die für die Verdeckführung verantwortlichen gewaltigen Dachholme in der Größe überdimensionierter Elefantenstoßzähne für den Spaß daheim bleiben.

Wie eine Skulptur moderner Kunst

Es war also offenbar die Komplexität der Möglichkeiten, die dem fast beliebig variablen Citroen den Weg an die Zulassungsspitze verwehrte. Denn als konventionelles viersitziges Cabrio mit elektrischem Verdeck bot er beim deutschen Marktstart vor genau zehn Jahren mit Preisen ab 15.990 Euro das billigste Fenster zum Himmel. Nur das zweisitzige Smart Cabrio war noch günstiger. Die Fachpresse jubelte, empfahl Citroen die Einrichtung großer Produktionskapazitäten und befürchtete jahrelange Lieferzeiten wie einst beim Mazda MX-5.

Wie eine Skulptur moderner Kunst feierte der serienreife C3 Pluriel im Sommer 2002 sein Debüt im Pariser Centre Georges Pompidou und wenig später als Exponat in der Cité des Sciences et de l'Industrie von La Vilette. Prompt würdigte der französische "Observeur du Design" den ebenfalls von Donato Coco gezeichneten Pluriel mit einem Stern für beispielhaftes Design. Für kurze Zeit gelang es dem Pluriel sogar, dem Peugeot 206 CC die Show zu stehlen, der in jenem Sommer europaweit Schlagzeilen machte als meistverkauftes kleines Cabriolet.

Schicksal der Retro-Ente

Genau wie das Geschwistermodell der Konzernmutter kam der Citroen anfangs nur mit Benzinern in den Handel, einem 54 kW/73 PS leistendem 1,4-Liter-Aggregat und einem 1,6-Liter-16Ventiler mit 80 kW/109 PS und automatisiertem Schaltgetriebe. Als 2004 ein Diesel nachgelegt wurde, hatte sich das Schicksal der Retro-Ente bereits entschieden.

Die Journaille und zu viele Kunden wollten weder über anfängliche Verarbeitungsmängel hinwegsehen, noch akzeptieren, dass der Puriel auch ohne Demontage der zwölf Kilogramm schweren Dachholme ein offener Freudenspender war. Erst als die Tage des Verwandlungskünstlers bereits gezählt waren und der Puriel Charleston in zweifarbiger Lackierung sentimentale Erinnerungen an die Lifestyle-Version des 2CV beschwor, kam Wehmut auf und die Sammler sicherten sich ihre Abschiedsexemplare.

(sp-x/nbe/csi)
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