Genfer Autosalon 2016 Extremes Extrem-Tuning

Düsseldorf/Genf · Wem Kaliber wie Mercedes AMG oder Porsche Turbo nicht stark oder extrovertiert genug sind, kann auf die zahlreichen Nischen-Tuner zurückgreifen. Dabei geht es mehr um schrille Optik als um Mehrleistung. Geschmackvoll sind die Ergebnisse allerdings nicht immer.

Genfer Salon 2016 - Tuning extrem
9 Bilder

Genfer Salon 2016 - Extrem-Tuning in Richtung Hässlichkeit

9 Bilder
Foto: SP-X/Matthias Knödler

Kennen Sie Hamann oder Klassen? Falls nicht, auch kein Problem. Kommt einem aber einmal ein Tuning-Fahrzeug von besagten Firmen unter die Augen, wird man den Anblick so schnell nicht mehr vergessen.

Die Individualisierer greifen in die Schublade der automobilen Spitzenprodukte und verleihen den eigentlich ja schon mit viel Sorgfalt gestalteten Produkten eine eigenständige Note. Wie heißt es so schön: Die Dosis macht das Gift. Und man hat beim einen oder anderen Veredler den Eindruck, dass mit Überdosen gearbeitet wird.

Doch wenn auffallen um jeden Preis das Ziel ist, dann sollte man zu den sündhaft teuren Anschaffungspreisen der Porsche und Co. getrost noch einige weitere zehntausend Euro locker machen.

Genfer Autosalon 2016: Bugatti Chiron - 16 Zylinder, 1.500 PS,  420 km/h Spitze
8 Bilder

Bugatti Chiron - 16 Zylinder, 1.500 PS, 420 km/h Spitze

8 Bilder
Foto: Hersteller

Da wäre etwa der Range Rover in der Klassen-Version im zugegeben schicken Blau. Aber die Bulligkeit der Front muss man schon mögen. Eigentlich sollte man ja meinen, ein Geländegänger sei gefeit vor jeglichen Bodenwellen und geschwindigkeitsbegrenzenden Bumpern in Dreißiger-Zonen.

Von wegen, beim Klassen-Range ist Vorsicht angesagt, sonst reißt man versehentlich den vorderen Stoßfänger ab. Auch die wuchtigen Schweller sind Geschmacksache. Immerhin hält sich der Tuner beim Auspuff zurück, hier herrscht vergleichweise mit nur zwei verschämt herauslugenden Endrohren gerdezu Dezenz.

Etwas weniger auffallend, aber immer noch weit entfernt von zurückhaltend agiert die Firma des ehemaligen BMW-Rennfahrers Hamann. Der in Genf gezeigte BMW X4 mit markant-zerklüftetem Stoßfänger dürfte auch nicht gerade das sein, was sich Aerodynamiker wünschen. Mit der auffälligen Auspuffanlage scheinen die Hamänner mit aller Gewalt zu versuchen, die Kollegen der werkseigenen M GmbH zu übertrumpfen. Angenehm fürs Auge ist anders — aber einen bleibenden Eindruck hinterlässt man garantiert.

VW Phideon - neue Luxuslimousine für China
5 Bilder

VW Phideon - neue Luxuslimousine für China

5 Bilder

Fab Design vergreift sich dagegen am Mercedes AMG GT und verpasst dem Athleten überdimensionierte Schweller und einen Flügel — als hätte die Serienversion noch nicht genug Abtrieb. Zahlreiche Karbonelemente sorgen ebenfalls für einen eigenständigen Auftritt.

Es geht allerdings noch eine Spur härter. Ein Besuch bei Mansory stellt an Geschmacklosigkeit so ziemlich alles in den Schatten, was man auf der Messe so erhaschen kann. Rolls-Royce Wraith gefällig? Da müssen sich die Bespoke-Leute des britischen Traditionsunternehmens warm anziehen, um hier mitzuhalten.

Die Oberpfälzer Tuner fackelten nicht lange und verpassten dem Edel-Insulaner kurzerhand goldene Felgen sowie eine golden schimmernde Motorhaube nebst unzähligen Anbauteilen — und sei es nur die Verschlimmbesserung der Lufteinlässe.

Genfer Autosalen 2016: Bentley Mulsanne - Super-Luxus mal drei
5 Bilder

Bentley Mulsanne - Super-Luxus mal drei

5 Bilder
Foto: Hersteller

Auch eine Mercedes G-Klasse haben sie sich vorgenommen. So rollt der Allradler mit kitschigen Augenbrauen um die Scheinwerfer, Karbondach plus prägnantem Stoßfänger inklusive eigens gestalteter Tagfahrlichter vor.

Dagegen benehmen sich die Kreationen von Techart und Abt ja fast zivil. Der fein hergerichtete Porsche Cayenne mit dem bezeichnenden Namen Magnum trägt aber natürlich trotzdem auf. Ob man ein SUV mit derart massivem Heckflügel ausstatten muss, sei dahingestellt, aber um die Blicke der Passanten einzufangen, ist derlei Lametta natürlich wirkungsvoll. Dazu kommt der eigenwillig gestaltete Diffusor.

Beim kleineren Bruder Porsche Macan gesellt sich zu der optischen "Verschönerung" auch noch ein wenig mehr Leistung. Vielleicht braucht der Pseudo-Geländewagen die zusätzlichen 37 kW/50 PS schlicht, um die Fahrleistungsverluste als Folge der schlechteren Aerodynamik auszugleichen.

Wem das Audi-Fünfmeter-Trumm alias Q7 noch viel zu schlicht erscheint, gehe zu Abt. Die verpassen dem Riesen-SUV wuchtige und zerklüftete Schweller, damit das Auge auch ja hängenbleibt. Sicher ist jedenfalls — wer viel Geld hat, aber dafür etwas weniger stilsicher ist, findet in Genf viele Möglichkeiten, seine Leidenschaften auszuleben. Und über Geschmack lässt sich ja schließlich nach Herzenslust streiten.

(SP-X)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort