"Autobahngold" wird zu Geld Immer mehr Betrugsfälle auf NRW-Autobahnen

Düsseldorf (RPO). Sie gehen immer mit der gleichen Masche vor, und oft haben sie sogar Erfolg. Gerade zur Hauptreisezeit im Sommer mehren sich auf Deutschlands Autobahnen die Fälle des "Autobahngold"-Betrugs, vor allem auf den Strecken in den östlichen Bundesländern. In NRW steigt die Zahl der Vorfälle.

 Gold ist nicht gleich Gold. Auf Deutschlands Autobahnen werden Autofahrer von Betrügern mit vermeintlichem Gold hinter's Licht geführt.

Gold ist nicht gleich Gold. Auf Deutschlands Autobahnen werden Autofahrer von Betrügern mit vermeintlichem Gold hinter's Licht geführt.

Foto: AFP, AFP

Die Masche der Betrüger läuft stets nach dem selben Schema ab: Auf dem Standstreifen der Autobahn parkt ein Fahrzeug. Der vermeintlich gestrandete Fahrer wedelt hektisch mit einem Benzinkanister und täuscht eine Notlage vor. Auf diese Weise "zwingt" er vorbeifahrende Autofahrer zum Halt. Die Betrüger bitten um eine Geldspende für Benzin, meist zwischen 50 und 150 Euro. Im Gegenzug bieten sie — entweder als Pfand, um bis zur nächsten Tankstelle zu fahren oder zum Verkauf — goldfarbenen Schmuck an.

In der Hoffnung, ein Schnäppchen zu erstehen, fallen viele Menschen auf die Masche herein. Für den Laien entpuppen sich die angepriesenen Goldringe und Ketten der Großmutter erst auf den zweiten Blick als wertloser Ramsch. Für viele Opfer ist es dann allerdings zu spät. Die vornehmlich rumänischen und bulgarischen Banden haben sich bereits aus dem Staub gemacht.

Immer mehr Vorfälle in NRW

In Nordrhein-Westfalen mehren sich die Betrugsfälle. "Im Jahr 2010 gab es rund 100 gemeldete Fälle, bis August dieses Jahres sind es bereits fast 90", wie Michaela Heyer, Sprecherin des Landeskriminalamtes NRW auf Anfrage unserer Redaktion erklärt. Die Dunkelziffer dürfte weitaus höher liegen. Problem bei der Erfassung ist laut LKA die Tatsache, dass diese Masche kein typisches Delikt darstellt und nur schwer in die Kriminalstatistik einfließt. Die Täter wissen das.

Bestes und aktuelles Beispiel ist der Fall eines Bochumers. Der 47-jährige Mann war am Wochenende auf dem Rückweg nach Deutschland. Nahe der deutschen Grenze im polnischen Oppeln wurden er und seine Familie angehalten.

Um dem Anhalter zu helfen, kaufte der Bochumer zwei goldfarbene Ringe und eine Kette. 150 Euro zahlte der Mann. Erst als er seine Fahrt fortgesetzt hatte, wurde ihm bewusst, dass er Opfer von Dieben geworden ist. Daraufhin meldete er sich bei der Bundespolizeiinspektion im brandenburgischen Ludwigsdorf.

Bochumer in Falle getappt

Jüngst gab es auch im Raum Paderborn und Bielefeld entsprechende Vorkommnisse. Zwar sei es schön, wenn Menschen Hilfsbereitschaft gegenüber Mitbürger zeigten, "doch in diesen Fällen spielen die Gauner mit den Emotionen der Menschen", sagt Michael Biermann von der Polizeibehörde im ostwestfälischen Paderborn auf Anfrage.

"Immer wieder" werden dem Polizei-Sprecher diese Betrügereien zugetragen, insbesondere auf den Autobahnen 44 und 33. Ihr Aktionsfeld haben die Banden auf Tankstellen oder Raststätten ausgeweitet, "aber auch auf Landstraßen oder sogar Kreisverkehren", wie Biermann berichtet. Dort flehen sie Autofahrer an und bitten im Tausch von Gold um Bargeld.

Zeltlager auf Rastplätzen

"Teilweise werden auf Rastanlagen sogar Zelte als Basislager aufgebaut. Das Ganze hat sich zu einem Katz-und-Maus-Spiel mit den Kollegen der Polizei entwickelt", berichtet Wolfgang Brandt, Sprecher vom Landesinnenministerium Brandenburg. Neben NRW sind Brandenburg und Sachsen ein bevorzugtes Ziel der Kriminellen.

Die Täter auf frischer Tat zu erwischen, ist laut Polizei schwierig. Gut organisiert postieren sich die Betrüger an Ausfahrten oder Autobahnkreuzen, um blitzschnell zu verschwinden. Brandt vom Innenministerium Brandenburg: "Die Dunkelziffer dürfte sehr hoch sein, da viele Menschen den Betrug nicht melden. Am besten sollten Autofahrer gar nicht erst anhalten, außer bei klar ersichtlichen Notsituationen, Verletzten oder Unfällen."

(rpo)
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