Ungeahnte Erfolge Maserati: Faszination Dreizack

Düsseldorf · Der Quattroporte hat Maserati einen ungeahnten Erfolg beschert und das Unternehmen nach vorne katapultiert. Die Legende im Zeichen des Dreizacks lebt. Alleine in Deutschland hat der 400-PS-Bolide der Marke Maserati nahezu eine Verdopplung der Absatzzahlen beschert.

Maserati Quattroporte
16 Bilder

Maserati Quattroporte

16 Bilder
Foto: Hersteller

Es gibt sie noch - motorisierte Träume, denen das Wort Auto ganz einfach nicht gerecht wird. Unvergleichbar mit ihren Verwandten, die sich sonst auf der Straße tummeln, stechen sie heraus aus den Stereotypen der computergestylten Massenware. Es sind in Stahl, Carbon und Chrom eingefangene Fantasien, die in Luxus und dem technisch Machbaren - nicht dem Vernünftigen - schwelgen und die mitreißen, statt simples Transportmittel zu sein.

Im Zeichen des Dreizacks - inspiriert vom Trident des Neptunbrunnens in Bologna - sorgt Maserati seit mehr als 90 Jahren für eben diese Verbindung aus Kraft, Sportlichkeit und Eleganz. In der Luxuslimousine Quattroporte haben die italienischen Autobauer das auf die Spitze getrieben. "Die Legende lebt", sagt Marken-Manager Brian Fousse dazu nur.

Kein Wunder, schließlich hat der Viertürer dem Unternehmen alleine in Deutschland nahezu eine Verdopplung der Absatzzahlen beschert: 791 Fahrzeuge wurden hier 2004 verkauft - 335 Stück davon entfallen auf die über fünf Meter lange Limousine. Und die bietet so viel Raum, dass der Fond eher einem edlen lederbezogenen Liegewagen denn einem Sportler gleicht.

Maserati-Urschrei

Doch sobald der 400 PS starke Acht-Zylinder Motor zum Maserati-typischen Urschrei aufdreht, ist sie da - die Spannung und Erregung, bei der sich jedes einzelne Nackenhärchen aufrichtet. Innen klingt es zwar nur gedämpft. Draußen aber folgen die Köpfe sofort dem Sound der Kraft, wenn 1,9 Tonnen in knapp fünf Sekunden von Null auf 100 km/h katapultiert werden. Die Anfahrt gleicht einem Raketenstart, der den Fahrer sanft in den Sitz presst. Und doch setzt der Quattroporte diese Power niemals unkontrolliert frei. Er ist eben kein wildes, zügelloses Pferd, sondern Neptuns Schlitten, der wie auf Schienen fährt - und auch genauso rüttelt: Das Fahrwerk ist straff abgestimmt. Die Skyhook-Stoßdämpferkonstruktion passt sich zwar innerhalb von 0,025 Sekunden selbstständig an die Fahrsituation an, seine sportlichen Wurzeln kann und will der Maserati aber ganz einfach nicht verleugnen.

Dafür liegt er sicher in der Kurve und fühlt sich bei freier Bahn erst richtig wohl: Für den Fahrer ist es nur ein kleiner Schritt von 120 auf 180 km/h, aber ein gewaltiger Sprung vorwärts für den Fahrkomfort. Noch bei Tempo 200 sitzt man im Quattroporte entspannt wie im Strandkorb, an dem die Welt wie eine Brandung vorbei rauscht, die der Meeresgott mit dem Dreizack für seinen Schlitten teilt. Das Leder des Lenkrads schmiegt sich an die Hand, scheint sie zu streicheln und weckt die Lust, diese Kraft zu halten - zwischen Mahagoni oder Walnusswurzelholz und dem Dachhimmel aus Alcantera.

Sinnlichkeit und Rausch

An seine Grenzen stößt der Quattroporte so schnell nicht. Dafür sind sie viel zu weit gesteckt. Es müsste schon ein Rennkurs sein, um ihn herauszufordern. Und selbst da würde er noch eine gute Figur machen. Gewöhnungsbedürftig sind die Schalt-Paddles links und rechts vom Lenkrad, mit denen das Getriebe angesteuert wird. Der Maserati macht das zwar auch automatisch sehr gut, aber manuell gibt's den kleinen Tick Sportlichkeit extra. Nur anfangs verfangen sich die Hände beim Griff zum Blinker im Paddle.

Wer's kerniger mag, dem bietet Maserati den Gransport, ein getuntes Coupé mit zehn PS mehr Leistung. Aber er sieht nach mehr Biss und Kraft aus - ohne auf Luxus zu verzichten. Das sei das Kennzeichen von Maserati, betont der Manager. Und der Gransport greife den Geist der Rennstrecke auf, der Maserati von Anfang an beseelt hat. Schließlich entstand die Firma 1914 nur, um Sportwagen zu betreuen und ab 1926 selbst herzustellen.

Das Renn-Erbe ist deutlich spürbar, auch wenn Edel-Designer die Wagen mittlerweile zu Luxusgefährten machen. Vernünftig ist diese Kombination mit Preisen jenseits der 90.000 Euro und einem Verbrauch von mehr als 18 Litern Super nicht. Aber der Dreizack steht nicht für Vernunft, sondern für Sinnlichkeit und den Rausch, der sich mit jedem Kilometer mehr einstellt.

(Rheinische Post/chk)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort