Konzern wirbt mit Umweltargumenten Daimler will Gigaliner in NRW einsetzen

Düsseldorf · Der Automobilkonzern Daimler hat bei Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) den Einsatz von Riesen-Trucks auf 23 NRW-Strecken beantragt. Daimler-Vorstand Wolfgang Bernhard wirbt mit Öko-Argumenten: Zwei Gigaliner würden drei normale Lkw ersetzen.

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Foto: dapd

Im Ringen der Wirtschaft um die Zulassung von Riesen-Lkw in NRW erhöht der Daimler-Konzern den Druck auf die Landesregierung: "Wir haben beim Verkehrsministerium NRW eine Genehmigung für den Einsatz von Lang-Lkw auf 23 Strecken eingereicht", sagte Daimler-Vorstand Wolfgang Bernhard unserer Redaktion. Die sogenannten Gigaliner, für die Daimler in NRW freie Fahrt haben will, sind bis zu 25,25 Meter lang — über sieben Meter mehr als derzeit erlaubt.

Die rot-grüne Landesregierung lehnt den Einsatz solcher Fahrzeuge in NRW bislang kategorisch ab. "Schon alleine die Verkehrsdichte in NRW mit ihren vielen Autobahnkreuzen und Anschlussstellen würden das Risiko und die Gefahren für die anderen Verkehrsteilnehmer deutlich erhöhen", hieß es bisher bei NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD).

Selbst die Teilnahme an einem Feldversuch, bei dem sieben andere Bundesländer bis Ende 2016 den Einsatz von Lang-Lkw erproben, hat NRW verweigert. Mit einer Ausnahme: Anfang des Jahres kündigte Groschek an, in diesem Versuch wenigstens Lkw bis 17,80 Meter zuzulassen. "Diese gerade einmal um 1,30 Meter verlängerten Sattelzüge erlauben es, Güter effizienter von der Bahn auf den Lastwagen und umgekehrt zu verladen", so Groschek im März.

Aber Daimler will mehr. Die über 25 Meter langen Trucks sollen auf knapp 25.000 Fahrten pro Jahr das Düsseldorfer Mercedes-Werk ansteuern und andere Daimler-Werke mit Zulieferern aus ganz Deutschland verbinden. Dafür brauchen die Spediteure, die für den Konzern arbeiten, die Routen durch NRW.

Daimler-Vorstand Bernhard wirbt mit Umwelt-Argumenten: "Mit einem Lang-Lkw verringert sich der Dieselverbrauch nachweisbar um bis zu 25 Prozent. Schneller und effektiver CO2 sparen geht nicht." Zwei Lang-Lkw könnten das Transportvolumen von drei herkömmlichen Sattelzügen bewältigen. Mit der Erlaubnis für den Einsatz von Lang-Lkw könne "alleine Daimler die Verkehrsdichte in NRW um 11.000 Lkw entlasten", so Bernhard.

Daimler hat die Genehmigung nach eigenen Angaben ausschließlich für Strecken beantragt, die nicht von der Bahn bedient werden. Um die Straßen zu schonen, sollen die Lang-Lkw im beladenen Zustand auch nicht das bislang schon zulässige Gesamtgewicht von 40 Tonnen überschreiten. Dem Konzern geht es nur um mehr Ladevolumen.

Damit entfällt ein wichtiges Gegenargument der Giga-Gegner. Auch deren Sorge vor mehr Unfällen wird durch die bisherigen Feldversuch-Erfahrungen nicht bestätigt. "Der Feldversuch mit Lang-Lkw läuft erfolgreich", sagt Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU). Nach seinen Berechnungen liegen die Kraftstoffersparnisse beim Einsatz von Lang-Lkw zwischen 15 und 25 Prozent.

Trotzdem ist die Öffentlichkeit dagegen: In einer Forsa-Umfrage sprachen sich unlängst drei Viertel der Deutschen gegen die Riesen-Lkw aus. Der verkehrspolitische Sprecher der FDP, Christoph Rasche, forderte Groschek gestern auf, seine "Blockadepolitik aufzugeben". Die CDU weicht dem Thema aus. Auch das Verkehrsministerium gibt sich zugeknöpft: "Zum Thema Lang-Lkw gibt es in unserem Haus keinen neuen Sachstand." Intern wächst jedoch nach Informationen unserer Zeitung die Bereitschaft, sich auf die Daimler-Argumente einzulassen.

(tor)
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