Der neue VW Passat Schlaumeier aus Silicon Wolfsburg

Wolfsburg · Wer braucht schon das Silicon Valley? Wenn zum Jahresende der neue Passat an den Start geht, will VW beweisen, dass sie auch in Wolfsburg bei der Elektronik ganz vorn sind, und rüstet das Mittelklasse-Modell deshalb gar vollends zum Computer auf Rädern. Aber keine Sorge: Allen Assistenzsystemen und Infotainment-Gimmicks zum Trotz haben die Niedersachsen den Antrieb nicht vergessen.

Der neue VW Passat - ein rollender Computer
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Der VW Passat wird zum Schlaumeier. Nachdem sich die Niedersachsen beim Generationswechsel des Golfs vor allem auf die Einführung des Modularen Querbaukastens konzentriert und deshalb die Hardware in den Vordergrund gestellt haben, rückt bei der Neuauflage des Passat verstärkt die Software in den Focus.

Neue Assistenzsysteme, ein modernes Anzeigekonzept und ein gründliches Update fürs Infotainment sollen die achte Generation des in über 40 Jahren mehr als 22 Millionen Mal verkauften Bestsellers auf Augenhöhe mit den Premium-Modellen in der Mittelklasse bringen, sagt Entwicklungsvorstand Heinz-Jakob Neußer.

Hinter dem Lenkrad zum Beispiel dürfte man sich deshalb wie in einer neuen Welt fühlen. Schließlich springt VW jetzt nicht nur auf den Trend zum ausklappbaren Head-Up-Display auf, sondern bietet auf Wunsch auch ein komplett digitales Cockpit an.

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Auf dem Touchscreen in der Mittelkonsole kann man seine Navi-Routen nun wie auf dem Tabletcomputer mit dem Finger verschieben oder verlängern. Smartphones werden mit Car-Net oder Mirror-Link noch leichter gekoppelt und selbst die Hinterbänkler können sich über WLAN und eine spezielle App mit ihrem mobilen Endgerät ins Fahrzeugnetzwerk einwählen und vom Rücksitz aus das Infotainment steuern, die Navigation programmieren oder das Musikprogramm bestimmen.

Falls man sich davon mehr ablenken lässt, als es der Sicherheit dienlich ist, wartet der Passat mit einer Vielzahl neuer Assistenten auf: Er bremst im Stadtverkehr jetzt auch automatisch für Fußgänger, hält im Stau neben dem Abstand auch die Fahrspur und warnt beim Rückwärtsrangieren vor dem Querverkehr. Außerdem überwacht er nicht nur die Aufmerksamkeit des Fahrers, sondern auch seine Gesundheit und bringt den Wagen bei einem medizinischen Notfall automatisch zum Stehen.

Damit es gar nicht erst zu Pulsrasen oder hohem Blutdruck kommt, macht der neue Passat schwere Aufgaben etwas leichter — zum Beispiel das Parken. So gibt es nicht nur eine optimierte Kamera-Überwachung und den bekannten Lenkroboter. Zum ersten Mal funktioniert der Park-Assistent auch dann, wenn man einen Anhänger am Haken hat.

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Zwar wirkt es bei der ersten Passat-Preview fast ein bisschen so, als hätten diesmal die Elektroniker das Sagen gehabt. Doch auch die Ingenieure in den klassischen Gewerken waren nicht untätig. Nicht umsonst hat der jetzt ebenfalls auf den MQB gewechselte Passat noch einmal 85 Kilogramm abgespeckt und ist mit einer neuen Motorenfamilie teilweise über 20 Prozent sparsamer geworden.

Zum Start gibt es fünf Benziner und vier Diesel, die ein Leistungsspektrum von 120 bis 280 PS abdecken. Besonders stolz ist Neußer dabei auf Motoren an den Extremen der Skala: Der neue Top-Diesel ist mit 176 kW/240 PS und 500 Nm aus zwei Litern Hubraum der stärkste im Wettbewerbsumfeld und kommt trotzdem mit nur 5,3 Litern aus.

Und für Sparfüchse wird es den Passat schon bald auch als Plug-in-Hybrid geben. Dort kombinieren die Niedersachsen einen 1,4-Liter-Benziner mit 156 PS mit einer 109 PS starken E-Maschine und versprechen nicht nur 1 000 Kilometer Gesamt- und 50 Kilometer elektrischer Reichweite. Sie stellen auch einen Normverbrauch unter zwei Litern in Aussicht.

Die viele neue Technik hat VW auch neu verpackt: Mit längerem Radstand und kürzeren Überhängen und einem flacheren Dach sieht der Passat viel schnittiger und sportlicher aus als bisher verspricht Neußer. Und das neue Gesicht mit der Option auf LED- statt Xenonscheinwerfer lasse ihn noch vornehmer wirken.

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Obwohl sich an der Länge von 4,77 Metern nichts ändert und der Wagen auf den ersten Skizzen sogar etwas gedrungener aussieht, verspricht VW im Innenraum mehr Platz: Die Knie- und Kopffreiheit für die Hinterbänkler wird größer und der Kofferraum legt vor allem beim Variant zu. Hinter der jetzt dreigeteilten Rückbank gibt es deshalb 650 Liter (plus 47 Liter) Ladevolumen und wer die Bank flachlegt, kann bis zu 1.780 Liter einladen.

Dazu gibt's einen Unterboden als variablen Raumteiler, einen doppelten Ladeboden, der auf Schienen gleitet und eine Heckklappe, die nicht nur nach einem angedeuteten Fußtritt öffnet, sondern sich auch automatisch selbst wieder schließt, sobald man vom Auto zurück tritt.

Bis man das selbst ausprobieren kann, wird es allerdings noch ein wenig dauern. Denn in den Handel kommt die neue Passat-Generation als Limousine und Variant erst kurz nach der Publikumspremiere auf dem Pariser Salon im Herbst. Diesen langen Vorlauf und den Abverkauf des aktuellen Modells nimmt VW auch als Ausrede dafür, dass es erst mal noch keine Preise gibt.

Doch so überraschend manche Details am neuen Passat sind, wird es zumindest da wohl keine Überraschungen geben. Genau wie zuletzt beim Golf dürfte es den Generationswechsel wohl ohne nennenswerten Aufschlag geben, so dass die Limousine knapp 26.000 und der Kombi keine 27.000 Euro kosten wird.

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