Schon 30.000 Reservierungen Smart will den US-Markt erobern

San Francisco (RPO). Nach jahrelangen und milliardenhohen Verlusten versucht Smart mit allen Mitteln die Gewinnzone zu erreichen. Dabei helfen soll die Eroberung des US-Marktes. Dort stehen nun die ersten Smart-Türme.

Der neue Smart Fortwo
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Foto: Hersteller

Er sollte Ausdruck eines Lebensstils werden, das Micro-Auto smart - sozusagen ein i-Pod oder Apple i-Mac auf Rädern. Entsprechend war das Marketingkonzept angelegt bis hin zu smart-Türmen, in denen die kleinen Autos weithin sichtbar gestapelt wurden. Lange sichtbar, denn der Erfolg blieb - zumindest hierzulande - aus.

Die Jahresbilanz 2006 offenbarte: Dem Erfolg von Mercedes stand der Misserfolg des Kleinwagens smart gegenüber. Im vergangenen Jahr wurden von der Marke nur 112 100 Einheiten ausgeliefert, was einem Absatzrückgang gegenüber 2005 um ein Fünftel entspricht.

Doch nach einem Modellwechsel und mit einer gestrafften Modellpalette soll es nun besser werden, will man 2007 nach jahrelangen und milliardenhohen Verlusten die Gewinnzone erreichen. Dazu beitragen soll der größte Automarkt der Welt, denn nun tritt smart auch in den USA an. Im Land von "bigger is better" versucht der kleine smart die Devise "small is beautiful" schmackhaft zu machen.

"Small is beautiful"

Der Mutter in dem silbergrauen Chrysler Aspen Van mit zwei Kindern auf dem Rücksitz lockt das derzeit kompakteste Serienautomobil offenkundig nur ein mitleidiges Lächeln ab. Sie betrachtet den smart, der über die Interstate vom kalifornischen San Jose gen San Francisco rollt, von oben herab.

Schier enthusiastisch reckt hingegen ein Mittdreißiger in seinem 3er BMW den Daumen hoch, und den Fahrer eines riesigen Trucks interessiert auf einem Parkplatz wenige Kilometer weiter nur eins: "Wie weit kommt man mit einer Gallone Sprit?" Die Antwort, umgerechnet knapp fünf Liter auf gut 100 Kilometer, lässt ihn nachdenklich werden. Kein Wunder, denn auch zwischen New York und San Francisco sind die Benzinpreise förmlich explodiert.

Doch Spritspar-Füchse sind nicht die erste Zielgruppe der xxs-Invasion. Was hierzulande nicht so recht klappte - den smart mit einer umfassenden Philosophie an die Käufer zu bringen - könnte in den USA durchaus gelingen. Lifestyle und Kultobjekt samt dem Bekenntnis zur Umwelt - die Rechnung könnte aufgehen, insbesondere in den Ballungsgebieten entlang der West- und Ostküste.

Mehr als 30.000 Reservierungen

Mehr als 30.000 US-Bürger haben bislang mit einer Anzahlung von 99 Dollar eine Reservierung für den Winzling angemeldet, der ab Januar in den Schaufenstern steht. Von den bislang abgefragten 5000 Anmeldungen haben laut smart gut 4000 eine konkrete Bestellung unterschrieben. Damit, so kalkuliert Roger Penske, in den USA eine Rennfahrer-Ikone und Inhaber der zweitgrößten US-Verkaufsgruppe, könnte es im ersten Jahr so um die 28.000 verkaufte smart geben.

Penske ist der Vertriebspartner für den smart und steuert den Verkauf. Etwa 70 Händlerbetriebe soll es beim Verkaufsstart geben, zwei Drittel davon sind als Store-in-Store bei bereits bestehenden Mercedes-Händlern geplant. Allen haben die smart-Verantwortlichen ins Pflichtenheft geschrieben, die emotionale Botschaft des kleinen Wagens zu tragen: Urbanität, Umweltbewusstsein und die Bereitschaft, eingetretene Pfade auch beim Autokauf zu verlassen.

Die Botschaft komme an, versichern smart-Manager und verweisen stolz darauf, dass eine Roadshow mehr als 65.000 Besucher lockte. "In Las Vegas", erinnert sich smart-Sprecher Hubert Kogel, "haben Besucher eine Stunde lang bei Temperaturen um 40 Grad Celsius ausgeharrt, um einen smart im Parkhaus der Fashion Show Mall Probe fahren zu können." Doch nicht nur auf Neugier will man setzen. Ganz bewusst schiebt sich auch Mutter Mercedes ins Bild und unterstützt Lifestyle-Attitüden und Trend-Bewusstsein mit Qualität und Technik.

Mit Automatikgetriebe

So wurde bei der zweiten smart-Generation der Wahlhebel des Automatikgetriebes vorsorglich wie fürsorglich amerikanischen Gepflogenheiten angepasst. Er sieht nun so aus, wie es der wechselwillige Interessent von seinem bisherigen Vehikel gewöhnt ist.

(afp)
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