Autoreparatur Sparfüchse besorgen Ersatzteile selbst

Wer bei der Reparatur seines Fahrzeugs in der Werkstatt die Kosten senken möchte, besorgt seine Teile selbst. Wichtig ist dabei, sich mit dem Betrieb abzusprechen und auf Qualität zu achten.

Ob es nun an der persönlichen Finanzkrise liegt oder an der puren Lust am Sparen: Auch bei der Fahrzeugreparatur kann der Rotstift angesetzt werden. Vor allem bei der Beschaffung von Ersatzteilen lässt sich viel Geld sparen. Doch Achtung: Wer zu Billigprodukten greift, zieht am Ende den Kürzeren. Auch Einschränkungen bei der Haftung sollten bedacht werden.

Was drin ist für Sparfüchse, demonstrierte auch schon eine Auto-Fachzeitschrift: Für eine Hinterachs-Reparatur an einem Mercedes-Benz 190E besorgten die Redakteure die Teile selbst. Die Produkte eines renommierten Nachrüsters standen den 500 Euro teuren Originalteilen qualitativ in nichts nach, schlugen aber mit nur rund 300 Euro zu Buche. Wer die Teile zur Reparatur dem Profi selbst anreichen möchte, muss das vorher mit der Werkstatt absprechen. "Grundsätzlich kann man keine Werkstatt zwingen, mitgebrachte Materialien einzubauen", sagt Rechtsanwalt André Meyer aus Lingen.

Bare Münze lacht — doch wer mittels selbst mitgebrachter Ersatzteile spart, nimmt auch einen unter Umständen teuren Nachteil in Kauf: Ist die Werkstatt lediglich mit dem Einbau beauftragt, haftet sie einzig und allein für die ordnungsgemäße Ausführung der Arbeiten, nicht aber für die Teile, gibt Claudia Meyer vom Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) zu bedenken. Sollte sich das mitgebrachte Ersatzteil als schadhaft oder minderwertig erweisen, muss der Kunde den Ausbau zahlen.

Andersherum gilt: "Besorgt die Werkstatt das Ersatzteil und baut es in ein Kundenfahrzeug ein, erstreckt sich die Sachmängelhaftung der Werkstatt auf die vorgenommene Reparatur und das Ersatzteil", sagt Weiler. Doch eine seriöse Werkstatt wird Arbeiten mit minderwertigen Teilen ohnehin ablehnen, um nicht die Verkehrssicherheit des Fahrzeugs aufs Spiel zu setzen.

Grundsätzlich jedoch sei nichts dagegen einzuwenden, Material selbst zu beschaffen, meint Arnulf Thiemel vom ADAC-Technik-Zentrum in Landsberg am Lech. "Gerade bei Betriebsstoffen wie beispielsweise Motorölen winkt eine Ersparnis von bis zu 50 Prozent." Wichtig sei: Die Ware muss den Vorgaben des Fahrzeugherstellers entsprechen.

Wer dennoch zu Billigware greift, riskiert später im Verkehr unter Umständen Leib und Leben. Vor allem Ersatzteile für sicherheitsrelevante Baugruppen dürften auf keinen Fall aus Billigproduktion stammen, warnt Thiemel. Der Laie sieht den Artikeln ihre schlechte Qualität meist jedoch nicht an. Welcher Ersatz sich bei der Instandsetzung empfiehlt, sollte mit einem freien Teile-Händler oder der Werkstatt des Vertrauens geklärt werden.

Die dubiosen Produkte werden online um 30 bis 70 Prozent unter dem Preis der Originalteile verramscht. Bei extremen Angeboten ist laut Thiemel stets Vorsicht geboten. Wer indes bei einem eingesessenen Autoteilehändler mit einem gut geführten Ladenlokal einkaufe, werde im Normalfall gut beraten und sei vor bösen Überraschungen gefeit.

Viele Teile von namhaften Aftermarket-Anbietern sind dem Originalteil qualitativ ebenbürtig, wie der ADAC jüngst in einem Test herausgefunden hat. Der Scheinwerfer für einen VW Golf VI vom Hersteller Valeo entsprach bis auf das VW-Logo der Blendkappe exakt der Leuchte aus Wolfsburg. 194 Euro wären beim Vertragshändler fällig gewesen, der Bezug übers Internet schlug inklusive Versand mit 141 Euro zu Buche. Gleiche Qualität ist jedoch auch bei Aftermarket-Teilen nicht gewährleistet: Nachbau-Kotflügel setzten im Test Rost an.

Doch nicht immer sind Originalteile teuer. "Viele Marken legen gerade für ältere Fahrzeuge eine günstigere, zweite Ersatzteillinie auf", sagt der ADAC-Experte. Oder sie schnürten preiswerte Teilepakete für bestimmte Baugruppen oder die laufende Wartung.

Und manchmal muss gar keine Neuware her, um Geld zu sparen. Defekte Elektronikbauteile etwa lassen sich von spezialisierten Betrieben wieder reparieren. Bis zu 80 Prozent gegenüber einem Neuteil könnten dabei eingespart werden, sagt Thiemel. Auch marode Lichtmaschinen oder Anlasser ließen sich wieder fit machen.

Betroffene müssen mit dem defekten Teil nicht unbedingt einen Spezialbetrieb aufsuchen. Unter dem Begriff Austauschteile gibt es aufbereitete Bauteile auch von der Stange. Einer der Pioniere beim sogenannten Remanufacturing ist der Zulieferer Bosch. Er verspricht Einsparungen von 30 bis 40 Prozent gegenüber dem Neuteil.

(tmn)
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