"Völlig fern der Praxis" Spediteure stoppen Gigaliner-Feldversuch

Berlin · Deutschlands Speditionen stoppen oder verzögern trotz Erlaubnis zum Testbetrieb ihre Investitionen in neue Riesen-Lastwagen wegen hoher bürokratischer Anforderungen und unsicherer Zukunftsaussichten.

Das müssen sie über Gigaliner wissen
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Foto: dapd

Kühne und Nagel, eines der größten deutschen Fuhrunternehmen, stelle im Moment seine Ausgaben für eine Flotte sogenannter Gigaliner ein, sagte Reiner Heiken, bei der Spedition zuständig für Transporte auf Europas Straßen, der Tageszeitung "Die Welt" vom Mittwoch.

Kühne und Nagel wollte bei dem seit Januar laufenden Pilotversuch mit den Riesen-Lkw auf Deutschlands Straßen "anfangs mitmachen und investieren", wie Manager Heiken sagte. Doch technische Bestimmungen und zugelassene Einsatzgebiete für die Lkw seien "völlig fern der Praxis".

Walter Stork, Aufsichtsratschef der Spedition Navis in Hamburg, kritisierte die unklaren Aussichten für Fuhrunternehmer und ihre Gigaliner-Flotten nach dem auf fünf Jahre begrenzten Testbetrieb.

"Fuhrunternehmer zögern die Anschaffung der Spezialfahrzeuge hinaus, da sie nicht beurteilen können, was nach dem Ende des Feldversuches passieren wird", sagte Stork der Zeitung. Auch Manager Heiken von Kühne und Nagel kritisierte, den Fuhrunternehmen fehle Planungssicherheit. Für die Anschaffung neuer Gigaliner werden sechsstellige Beträge fällig.

Das schwarz-gelbe Bundeskabinett hatte Anfang November nach längerem Streit einen fünfjährigen Feldversuch für die bis zu 25,25 Meter langen und bis zu 44 Tonnen schweren Lastwagen genehmigt. Er startete am 1. Januar, bisher nehmen aber nur sehr wenige Speditionen teil. An dem Testbetrieb sind nur sieben Bundesländer beteiligt, die anderen wollen keine Gigaliner auf ihren Straßen.

Kritiker monieren, dass Straßen, Brücken und Parkplätze nicht für die langen Gespanne ausgelegt sind. Bislang durften Lkw in Deutschland maximal 18,75 Meter lang sein. Zudem sehen Kritiker die Gigaliner auch als ein falsches politisches Signal, da sie zum Verlagern von Frachttransporten von der umweltfreundlicheren Schiene auf die Straße führten. Befürworter argumentieren, durch die größeren Lkw seien insgesamt weniger Lastwagen auf den Straßen nötig.

(AFP)
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