Düsseldorf Rückrufe wegen explodierender Airbags

Düsseldorf · Fehlfunktionen bei Produkten des japanischen Automobilzulieferers Takata haben in Amerika sechs Autofahrer das Leben gekostet. Die US-Regierung greift nun durch. In Deutschland sind Nissan- und BMW-Modelle betroffen.

Takata: Rückrufe wegen explodierender Airbags
Foto: radowski

Defekte Airbags des japanischen Zulieferers Takata haben der US-Autobranche die größte Rückrufaktion aller Zeiten eingebrockt. Unter dem Druck der US-Verkehrsaufsicht räumte das japanische Unternehmen Gefahren bei insgesamt 33,8 Millionen Fahrzeugen ein. Diese sollen nun so schnell wie möglich behoben werden. "Heute ist ein großer Schritt nach vorne für die öffentliche Sicherheit", verkündete US-Verkehrsminister Anthony Foxx und sprach vom größten und wohl komplexesten Rückruf in der US-Geschichte.

Takatas Airbags sorgen schon länger für Unruhe - wegen Verarbeitungsmängeln können sie unvermittelt auslösen und Teile der Metallverkleidung sprengen. Das Verkehrsministerium spricht in seiner Mitteilung von mehr als 100 Verletzten und mindestens sechs Todesopfern im Zusammenhang mit den Problemen.

"Takata hat die Ursache des Defekts noch immer nicht identifiziert", kritisierte Foxx. Aber es dürfe keine Zeit mehr verschenkt werden, Menschenleben stünden auf dem Spiel. Deshalb zwangen die US-Behörden - neben dem Ministerium spielt auch die Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA eine entscheidende Rolle - Takata nun zu einem landesweiten Rückruf aller betroffenen Fahrzeuge.

Das Unternehmen hatte zunächst auf seinem Standpunkt beharrt, die Unfälle stünden im Zusammenhang mit dem heißen und feuchten Klima in einigen US-Bundesstaaten. Es wollte die Rückrufe auf diese Regionen beschränken. Im Februar war der Konflikt eskaliert: Die Aufseher hatten eine Strafe von 14 000 Dollar pro Tag verhängt, solange Takata nicht voll kooperiere.

Seit 2013 wurden in den USA bereits etwa 17 Millionen Fahrzeuge von Autoherstellern zurückgerufen, diese Zahl wird sich nun noch einmal fast verdoppeln. Takata habe sich aber, so Verkehrsminister Foxx, zu einer effektiven Zusammenarbeit mit den Aufsehern und den betroffenen Autobauern verpflichtet. Dazu zählen BMW, Fiat Chrysler, Ford, General Motors, Honda, Mazda, Mitsubishi, Nissan, Subaru und Toyota.

In Deutschland sind nach Angaben von Unternehmenssprechern 120 000 Nissan-Fahrzeuge, die zwischen Mai 2000 und März 2007 gebaut wurden, und 300 000 BMW 3er (Baujahr 2000 bis 2006) mit Takata-Airbags ausgerüstet worden. Die betroffenen Kunden wurden informiert. Die Fahrzeuge wurden zurückgerufen. Ford befindet sich nach Angaben einer Sprecherin noch in der Prüfung. Opel, Porsche und Subaru sind nach eigenen Angaben nicht betroffen. Andere Autoproduzenten wie Audi, Daimler, Fiat, Honda, Mazda, Mitsubishi, Toyota und VW äußerten sich auf Anfrage nicht.

Takata habe lange auf eine Verzögerungstaktik gesetzt, sagte der Automobilexperte Stefan Bratzel von der Hochschule Bergisch Gladbach unserer Zeitung. "Die Reaktionsgeschwindigkeit im vorliegenden Fall war zu langsam, wenn man bedenkt, dass das Problem seit Jahren bekannt war." Bratzel rechnet damit, dass der Autozulieferer, der immerhin zu den fünf größten Herstellern von Airbags gehört, durch die Probleme in seiner Existenz bedroht sein könnte: "Es geht ja nicht nur um das Austauschen der fehlerhaften Airbags, sondern auch um Schadenersatzforderungen. Die Kosten dürften in die Milliarden gehen." In Zukunft werde es jedoch einfacher, solche Probleme schneller zu identifizieren. Grund sei das Schlagwort "Internet der Dinge": "Wenn verbaute Teile eine Rückmeldung geben, wird die Identifikation von Problemen leichter", so Bratzel.

(maxi/dpa)
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