Mittelklasse-Wagen Model 3 Was der neue Tesla kann — und was nicht

Düsseldorf · Elektro-Autos sind viel zu teuer, und wirklich weit kommt man damit auch nicht. All das soll mit dem neuen Model 3 von US-Autobauer Tesla nicht mehr gelten, verspricht der Hersteller. Doch was kann das neue E-Auto wirklich?

 Mit dem Model 3 will US-Autobauer Tesla den Markt für Elektroautos revolutionieren.

Mit dem Model 3 will US-Autobauer Tesla den Markt für Elektroautos revolutionieren.

Foto: dpa, gfh

Knapp 80.000 Euro kostet bisher ein Tesla Model S - ein rasend schnelles Premiumfahrzeug. Innovativ, mit hoher Reichweite, aber zu teuer für den Massenmarkt. Mit dem Model 3 soll das anders werden.

Vermutlich in der Grundausstattung knapp 31.000 Euro (35.000 Dollar). Zuschüsse oder Steuervorteile gibt es dafür in Deutschland nicht, anders als etwa in den USA. Damit kostet ein Tesla Model 3 ungefähr so viel wie die Einstiegsmodelle des Audi A4 oder eines Mercedes C-Klasse. Damit ist der Wagen nicht ganz billig, aber deutlich günstiger als die bisherigen Tesla-Modelle.

Die ersten Autos sollen Ende 2017 ausgeliefert werden. Schon jetzt ist der Ansturm riesig. Bis zum Samstag konnte Tesla laut Unternehmenschef Elon Musk 276.000 Vorbestellungen verzeichnen. Auch vor dem Düsseldorfer Tesla-Geschäft gab es eine lange Schlange von Wartenden, die sich ihren Platz auf der Warteliste sichern wollten.

Wer ein Model 3 für sich reservieren will, muss eine Anzahlung von 1000 Euro leisten.

Tesla verspricht eine Reichweite von mindestens 345 Kilometern mit einer kompletten Ladung, knapp 100 Kilometer mehr als zum Beispiel der Nissan Leaf, bisher einer der Spitzenreiter unter den günstigeren Elektroautos. Von Düsseldorf nach Hannover können Besitzer eines Tesla Model 3 also durchfahren, ohne ein einziges Mal an die Steckdose zu müssen. Wer noch nach Berlin weiterfahren will, muss seinen Tesla einmal laden. Dafür bietet das Unternehmen seine eigene Infrastruktur an, die sogenannten Supercharger.

Von den Superchargern gibt es derzeit 53 in Deutschland, wobei das Netz weiter ausgebaut wird. An diesen Schnellladestationen können Tesla-Besitzer ihren Wagen schneller laden als an anderen Stationen. Der bisherige Referenzwagen, das Model S, kommt laut Hersteller innerhalb einer halben Stunde auf 80 Prozent Akkuladung.

Im konkreten Beispiel der Strecke zwischen Düsseldorf und Berlin gibt es einen solchen Supercharger zum Beispiel kurz vor Hannover, mit acht Plätzen, direkt an der A2 auf einem Autohof.

Für Besitzer des Model S ist die Benutzung der Supercharger und der Strom, den sie dort zapfen, kostenlos. Ob das auch für die Besitzer des Model 3 gelten wird, will Tesla zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgeben, teilte eine Unternehmenssprecherin auf Anfrage unserer Redaktion mit.

Steht kein Supercharger zur Verfügung - von Düsseldorf aus steht der nächste zum Beispiel erst in Moers - können Tesla-Besitzer ihr Elektroauto auch an eine normale Steckdose hängen. Dann dauert der Ladevorgang allerdings deutlich länger, da die heimische Steckdose im Gegensatz zu den Schnellladestationen nicht mit Starkstrom arbeitet.

Für das Model 3 gibt es mit Blick auf die Ladezeiten noch keine Durchschnittswerte. Der Blick auf den "großen Bruder", das Model S, macht die Unterschiede aber deutlich. Dieses benötigt an der normalen Steckdose für eine Reichweite von 330 Kilometern ganze 24 Stunden Ladezeit. Steht eine gewöhnliche Schnellladestation zur Verfügung, wie sie etwa in immer mehr Parkhäusern zu finden ist, braucht der Ladevorgang knappe 6 Stunden. Ähnliche Werte dürften auch für das Model 3 gelten.

Wie beim Handy verliert auch der Akku eines Elektroautos mit der Zeit an Kapazität. Allerdings gibt es unterschiedliche Angaben darüber, wie stark dieser Effekt ist. Eine eindeutige Antwort darauf gibt es nicht. Ein Test des österreichischen ADAC zeigte 2014 bei einem Auto von Mitsubishi einen Verlust von 17 Prozent innerhalb von drei Jahren. Erfahrungsberichte mit anderen Wagen zeigen jedoch ganz andere Daten: Hier ist von nur wenigen Prozentpunkten Kapazitätsverlust innerhalb mehrerer Jahre die Rede.

In die Herstellung der Akkus steckt Tesla viel Aufwand. Da der Bedarf an Batterien so groß wäre wie der weltweite Jahresausstoß an Lithium-Ionen-Batterien, baut Tesla im US-Bundesstaat Nevada eine eigene Fabrik, die Gigafactory. Sie soll nach den Boeing-Werken in Washington das größte Gebäude der Welt sein.

Elektroautos von Tesla sind schnell. Laut Hersteller schafft es das Model 3 in der Basisvariante von 0 auf 100 Kilometer pro Stunde in unter 6 Sekunden. Zum Vergleich: Ein VW Golf braucht in der Basisausstattung doppelt so lang. Generell ist das Fahrgefühl bei Elektroautos ein anderes als bei Wagen mit Verbrennungsmotor. Elektrisch betriebene Autos haben keine Gänge. Die komplette Kraft des Motors steht direkt ab der ersten Sekunde zur Verfügung. Das drückt den Fahrer beim Beschleunigen häufig förmlich in den Sitz.

Weil es keine Gangschaltung gibt, entfällt auch das Kuppeln. Stattdessen fährt sich ein Elektroauto wie ein Automatikwagen: Es gibt ein Pedal für die Beschleunigung und eins für die Bremse. Beim Fahren fällt außerdem auf, dass es so gut wie kein Motorgeräusch gibt. Zu hören ist von außen nur das Rollen der Reifen. Elektroautos sind deshalb sehr leise.

Im Inneren des Model 3 fällt, wie beim Model S, das große Touch-Display auf. Darüber bedient der Fahrer die verschiedenen Funktionen des Autos, vom Navigationssystem über die Musik bis hin zur Klimasteuerung.

Bei der Vorstellung des Wagens stellte Unternehmenschef Elon Musk eine Besonderheit bei der Gestaltung heraus. Die Vordersitze seien etwas weiter vorne platziert als bei anderen Autos, weshalb auf den Rücksitzen mehr Platz sei. Im Model 3 sollen fünf Erwachsene komfortabel Platz finden.

Außerdem bietet das neue Tesla-Auto zwei Kofferräume - einen am Heck und einen dort, wo sich bei gewöhnlichen Wagen sonst der Verbrennungsmotor befindet. Dieser ist bei Elektroautos deutlich kleiner und befindet sich zum Beispiel beim Model S direkt an der Achse. Tesla betont weiterhin die hohen Sicherheitsstandards des neuen Wagens sowie die Fähigkeit, das Auto über weite Strecken von alleine fahren zu lassen. Das Model S beherrscht sogar automatische Spurwechsel.

Sehen Sie hier das Video von der Vorstellung des Model 3:

(hebu)
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