TÜV-Schadensreport Diese Autos sind am zuverlässigsten

Düsseldorf · Neun Millionen Fahrzeuge hat der TÜV untersucht und daraus einen großen Schadensreport erstellt. Er zeigt, bei welchen Autos besonders häufig Schäden auftreten - und welche Marke die qualitativ hochwertigsten Fahrzeuge baut.

Mit Zahlen ist das immer so eine Sache, man kann sie so oder so deuten. Die eine Deutung des TÜV-Reports lautet daher wie folgt: Immer weniger Fahrzeuge auf deutschen Straßen haben sicherheitsrelevante Mängel. Das geht aus der Untersuchung des Verbands der Technischen Überwachungsvereine (TÜV) hervor, für die Daten von rund neun Millionen Hauptuntersuchungen gesammelt und anschließend ausgewertet wurden. Die andere Deutung ist diese: Jedes fünfte Fahrzeug, was die Prüfer unter die Lupe nehmen, ist nicht uneingeschränkt für den Straßenverkehr geeignet. Immerhin: Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sank die Quote der Autos mit erheblichen Mängeln von 22,6 auf 19,7 Prozent.

Besonders häufig wurden in den Werkstätten offenbar Mängel bei der Beleuchtung festgestellt - egal wie alt das Auto war oder welche Marke draufstand. Laut TÜV sind die Mängel im Vergleich zum Vorjahr jedoch zurückgegangen. "Ein verstärkter Einsatz von LED-Technologien und eine höhere Sorgfalt bei der Wartung könnten dazu führen, dass dieser positive Trend weiter anhält", heißt es. Bei einzelnen Modellen kamen außerdem oft Mängel an den Bremsanlagen oder beim Motormanagement hinzu.

Deutsche Hersteller schnitten in der Untersuchung vergleichsweise gut ab - sind aber natürlich auch vergleichsweise teuer. Bei den zwei- bis dreijährigen Autos schafften es Mercedes, Porsche, Opel und Audi in die Top Ten der Fahrzeuge mit den niedrigsten Mängelquoten. Modelle von Dacia, Kia oder Chevrolet schnitten eher schlecht ab, kosten dafür aber oft auch nur einen Bruchteil.

Das Durchschnittsalter der Pkw in Deutschland liegt bei 9,2 Jahren (Stand: Januar 2016). Bei Fahrzeugen zwischen acht bis neun Jahren liegt der Porsche 911 auf Platz eins, genauso wie bei den Fahrzeugen ab zehn Jahren. Modelle von Mercedes liegen in allen Altersklassen unter den besten zehn und sind auch Klassensieger in den Kategorien Kompaktwagen, Mittelklasse, Vans und SUV. Lediglich beim Kleinwagen gewinnt der Mazda 2.

Allerdings: Eine gute Platzierung im Tüv-Report ist keine Garantie, dass einem häufige Werkstattbesuche erspart bleiben. Denn überprüft werden nur die sicherheitsrelevanten Mängel - eine defekte Klimaanlage taucht in der Statistik nicht auf. Auch Rückrufe wie zuletzt bei Herstellern wie Toyota, wo zahlreiche Airbags des Zulieferers Takata ausgetauscht werden müssen, werden nicht erfasst.

Die Zahl der Rückrufe ist in Deutschland in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Kam es laut Kraftfahrtbundesamt 2010 noch zu 185 Rückrufaktionen im Jahr, waren es im vergangenen Jahr bereits 326, wobei pro Aktion eine Vielzahl von Fahrzeugen betroffen sein kann. Wurden 2010 rund 1,2 Millionen Fahrzeughalter angeschrieben, waren es 2015 bereits rund 1,7 Millionen.

Der Trend dürfte sich weiter fortsetzen, wenn die Zahlen, die Automobil-Experte Stefan Bratzel für die USA berechnet hat, auch nur annähernd für Deutschland zutreffen sollten. Laut Bratzel, Leiter des Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach, wurden in den USA allein bis Oktober 47 Millionen Fahrzeuge zurückgerufen - der zweithöchste Wert nach dem Rekordjahr 2014 (62 Millionen).

"Wenn 14 von 16 untersuchten Herstellern in 2016 wegen sicherheitstechnischer Mängel mehr Fahrzeuge zurückrufen müssen, als diese im gleichen Zeitraum verkauft haben, ist das insgesamt ein bedenkliches Qualitätsniveau der Branche", sagt Bratzel. Zumal sicherheitsrelevante Mängel meist nur die "Spitze des Eisbergs" darstellen würden. Hinzu kämen eine große Anzahl stiller Rückrufe oder auch Serviceaktionen, die in den offiziellen Zahlen nicht enthalten sind.

(frin)
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