Volkswagen Dieselgate ist Fall für Rechtsschutzversicherung

Düsseldorf · Schwächere Leistung nach der Umrüstung, Leihwagen, Wertverlust - Kunden können erhebliche Schäden entstehen.

Volkswagen und andere: Die großen Skandale der Auto-Industrie
Infos

Die großen Skandale der Auto-Industrie

Infos
Foto: dpa, jst cul lof

Millionen Fahrzeuge der Marken VW, Audi und Skoda sind betroffen vom Abgas-Skandal bei Volkswagen. Nun sollen die Fahrzeuge in einer Rückholaktion überarbeitet und ihre Abgaswerte verbessert werden. "Einen wirtschaftlichen Schaden dürfen die getäuschten Kunden dabei nicht davontragen", heißt es beim Bundesverband der Verbraucherzentralen. Dabei denken die Verbraucherschützer an naheliegende Kosten, etwa den Aufwand für Mietwagen während der Umrüstung. Allerdings können den betroffenen Kunden weitere Schäden entstehen, beispielsweise durch den Wertverlust ihres Fahrzeugs.

Wer in dem Fall über eine Verkehrs-Rechtsschutzpolice verfügt, dürfte es einfacher haben, sein Recht durchzusetzen. Das bestätigen die Rechtsschutzversicherer Arag (Düsseldorf) und Roland (Köln). "Im Rechtsschutzbereich sind alle Kunden geschützt, die gegenüber dem Autohersteller Schadenersatzansprüche geltend machen", erläutert ein Roland-Sprecher. Die Verkehrsrechtsschutzdeckung umfasst auch Streit im Zusammenhang mit dem Kauf oder Verkauf von Kraftfahrzeugen.

Vorstellbare Streitfälle gibt es viele. So müssen Autokäufer laut Roland dem VW-Konzern zwar die Chance einer Nachbesserung einräumen. Doch diese könnte die Leistung des Fahrzeuges schmälern oder Kunden zusätzlich belasten, falls zur Entgiftung regelmäßig ein Zusatz, der sogenannte Harnstoff, nachgefüllt werden müsse. Vorstellbar ist Schadenersatz zudem wegen eines generellen Fehlkaufs. "Ein solcher könnte vorliegen, wenn Autokäufer einem teureren Modell des VW-Konzerns aus Umweltgründen den Vorzug gegeben haben", erläutert der Roland-Sprecher. Ein Wertverlust könnte dadurch entstehen, dass der Wiederverkaufswert wegen des Skandals nachweislich sinkt. Das könnte beispielsweise über die Schwacke-Liste der Gutachterorganisationen Eurotax Schwacke dokumentiert werden. Eile ist bei den Forderungen nach Schadenersatz aus Sicht der Rechtsschutzversicherer nicht geboten. Die Kunden hätten Zeit, weil der Anspruch auf Schadenersatz erst nach Kenntnisnahme des Betruges entstehe.

Schlecht sieht es dagegen beim Rechtsschutz aus, wenn Verbraucher VW-Aktien besitzen und nun durch den öffentlichen Skandal erhebliche Kursverluste hinnehmen mussten. "Hier gibt es im privaten Bereich meist eingeschränkten Schutz", erläutert ein Arag-Specher. Viele Versicherer haben in den vergangenen Jahren den Schutz rund um Kapitalanlagen deutlich eingeschränkt oder gar ausgeschlossen. Meist gibt es einen eingeschränkten Anspruch aus Top-Tarifen. So leistet die Neue Rechtsschutz Versicherung oder die VHV bis zu einem Anlagebetrag von 15.000 Euro. Bei der Roland ist immerhin eine Aktienanlage bis 50.000 Euro geschützt. Die Arag übernimmt in ihrem Premiumangebot grundsätzlich alle Kapitalanlagestreitigkeiten, beteiligt sich aber nur bis zu einem Betrag von 10.000 Euro an den Streitkosten.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort