Automobilclub nimmt 70 Betriebe unter die Lupe VW liegt im ADAC-Werkstättentest vorn

München (rpo). Wer einen VW Golf fährt, darf zufrieden sein. Zumindest dann, wenn er mit Fahrzeug zu einer Inspektion muss. Denn die Marke Volkswagen schneidet bei einem Werkstatt-Test des ADAC am besten ab. 70 Betriebe verschiedener Marken in ganz Deutschland hat der Automobilclub unter die Lupe genommen.

ADAC-Werkstättentest 2004
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ADAC-Werkstättentest 2004

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Foto: ADAC

Überprüft haben die Tester 36 Vertragswerkstätten und fast ebenso viele Freie Werkstätten. Fahrzeuge der Marken BMW, Ford, Mercedes, Nissan, Opel, Renault und VW hatte der ADAC mit Fehlern präpariert, um so die Betriebe im Rahmen einer Jahresinspektion auf Preis- und Arbeitsqualität sowie Kundenservice zu testen.

Insgesamt gab es 21 mal die Note "sehr gut", 20 Werkstätten konnten mit "gut" bewertet werden. Neun Betriebe arbeiteten "zufriedenstellend", zwölf "ausreichend" und acht nur "mangelhaft". Vertragswerkstätten erzielten tendenziell etwas bessere Ergebnisse als die "Freien" - allerdings auch zu deutlich höheren Preisen.

Bei der Bewertung nach Marken überzeugte VW mit dem besten Service beim Vertragshändler. Aber auch bei den "Freien" bekamen die Autos aus Wolfsburg die beste Inspektion. Und das auch noch im Schnitt um 115 Euro preiswerter als bei VW selbst.

Das Schlusslicht bilden Renault und seine Tochter Nissan. Mit schlechter Leistung bei hohen Preisen haben die Renault-Werkstätten auf sich aufmerksam gemacht. Wer seinen Franzosen einem Freien Betrieb anvertraut, wird ebenfalls unzureichend bedient, dafür aber fast um die Hälfte billiger. Besser und preiswerter kommt man hingegen mit einem Nissan in einer Freien Werkstatt weg - bei den Vertragswerkstätten hingegen liegen die Japaner auf dem letzten Platz.

Freude am Fahren hat man als BMW-Besitzer, Freude am Stehen - in der Werkstatt - eher weniger. Die Vertragswerkstätten des Herstellers mit Anspruch auf Premiumqualität haben das drittschlechteste Ergebnis unter den sieben Automarken erreicht. Als Alternative bieten sich hier auch die "Freien" nicht an, die den vorletzten Platz belegen.

Diese Feststellungen machen deutlich, dass die Kfz-Betriebe trotz insgesamt erfreulicher Testergebnisse von der Perfektion noch ein gutes Stück entfernt sind. Das zeigt auch die Versuchung, durch kleine Schummeleien Extra-Kasse zu machen, der zahlreiche Betriebe nicht widerstehen konnten: Häufig erschien beispielsweise der Posten "Scheibenklar nachfüllen" auf der Rechnung, obwohl das Fahrzeug mit vollem Behälter abgegeben wurde oder es wurden ungefragt ominöse Wundermittel wie "Motorreiniger" eingefüllt.

Hintergrund-Texte, Fotos und Infografiken bietet der ADAC auf seiner Webseite für Journalisten unter www.presse.adac.de an. Der Test ist folgendermaßen abgelaufen:

Die ausgewählten Prüffahrzeuge mussten dabei folgende Kriterien erfüllen:

-Erstzulassung 1995 bis 2002
-Ottomotor (4-Zylinder) mit Motormanagement-Fehlerspeicher
-Fälligkeit einer "großen" oder Jahresinspektion (vergleichbarer Inspektionsumfang)
- Ein Kundendienst-Serviceheft musste vorhanden sein

70 Durchgänge

Die Tester hatten folgende Modelle ausgesucht: BMW 3er, Ford Focus, Mercedes A —Klasse, Opel Astra, Renault Mégane, Nissan Almera oder Almera Tino sowie den VW Golf. Pro Fahrzeugmodell wurden je eine Vertragswerkstatt und eine freie Werkstatt (Innungsbetrieb) in den in den Großräumen/Regionen Hamburg, Düsseldorf/Dortmund, Berlin, Dresden/Leipzig und München getestet. Jede Werkstatt wurde dabei nur einmal überprüft, so dass sich dieser Vergleichstest auf insgesamt 70 Werkstattdurchgänge stützt.

Um die Arbeitsqualität überprüfen zu können, wurde jedes Prüffahrzeug mit mehreren Mängeln präpariert, die im jeweiligen Inspektionsumfang aufgeführt sein müssen und im Rahmen einer Jahresinspektion von den Werkstätten zu prüfen sind, zum Beispiel:

- Innenraumleuchte defekt
- Scheinwerfereinstellung unterschiedlich, außerhalb Einstellungstoleranz
- Reifenfülldruck des Reserverades abgesenkt oder der Hinterräder unterschiedlich
- Kühlflüssigkeitsstand abgesenkt

Zu diesen Mängeln wird zusätzlich ein elektronischer Fehler simuliert, z. B. ein defekter Ansaugluft-Temperaturfühler oder eine Kabelunterbrechung. Der Mangel musste so beschaffen sein, dass er im jeweiligen Fehlerspeicher als statischer Fehler abgelegt werden konnte. Mit einem Auslesegerät war dieser Fehler feststellbar reparierbar.

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