Autofahrer unsicher Zapfsäulen häufig nicht geeicht

Düsseldorf (RPO). Seit Wochen bewegen sich die Spritpreise auf einem dauerhaft hohen Niveau. Doch ob in Düsseldorf, Dortmund oder Paderborn – Autofahrer können sich derzeit nicht immer auf die Genauigkeit der Anzeige an der Zapfsäule verlassen. Denn an Rhein und Ruhr werden viele Tankstellen nicht ordnungsgemäß vom Land kontrolliert.

Januar 2011: Das kostet der Sprit in der Region
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Foto: dapd

Düsseldorf (RPO). Seit Wochen bewegen sich die Spritpreise auf einem dauerhaft hohen Niveau. Doch ob in Düsseldorf, Dortmund oder Paderborn — Autofahrer können sich derzeit nicht immer auf die Genauigkeit der Anzeige an der Zapfsäule verlassen. Denn an Rhein und Ruhr werden viele Tankstellen nicht ordnungsgemäß vom Land kontrolliert.

Detlev Hoffmann, Eichdirektor beim Landeseichamt NRW, sagte unserer Redaktion, von rund 40.000 Zapfsäulen, die jährlich überprüft werden müssten, seien zuletzt nur 32.000 kontrolliert worden.

"Ursache ist fehlendes Personal", sagte Hoffmann. Seit dem Jahr 2005 habe das Landeseichamt 37 Stellen einsparen müssen, so der Eichdirektor. Derzeit arbeiten beim Landesbetrieb 272 Mitarbeiter. "Wir sind durch die Vorgaben der Landesregierung dazu gezwungen gewesen, jedes Jahr 1,5 Prozent Personal abzubauen", erklärte Hoffmann.

Jetzt sei die "Schmerzgrenze überschritten". Der Landesbetrieb Mess- und Eichwesen NRW hat im Sinne des Verbraucherschutzes die Aufgabe, den Bürger vor den vielfältigen Auswirkungen falscher Messergebnisse zu schützen.

Wenn Zapfsäulen nicht geeicht sind, kann das für die Verbraucher nachhaltige Folgen haben. "Verschleiß und Defekte an den Zapfsäulen werden nicht bemerkt", so Eichdirektor Hoffmann. Abweichungen von rund einem Prozent würden häufig festgestellt. "In seltenen Fällen fallen bei den Kontrollen auch schwarze Schafe auf, die die Zapfsäulen mit krimineller Energie manipulieren", so Hoffmann.

Vielen Autofahrern falle der Betrug nicht auf, wenn die Fehlmenge nicht zu hoch sei. Für den Tankstellenbetreiber könne sich aber auch schon eine geringe Manipulation wegen der großen Absatzmengen rechnen. Beim Landeseichamt melden sich täglich rund 20 Bürger, die sich über Abweichungen beschweren.

Jürgen Ziegner, Geschäftsführer des Zentralverbands des Tankstellen- und Garagengewerbes (bundesweit 6000 Mitglieder), forderte die Landesregierung auf, die Eichung der Zapfsäulen sicherzustellen. "Abweichungen können sich auch zum Nachteil der Tankstellenbetreiber ergeben", sagte Ziegner.

Das Land könne sich nicht wegen des Kostendrucks davon verabschieden, seine hoheitlichen Aufgaben wahrzunehmen. Auch die Verbraucherschutzzentrale NRW forderte Konsequenzen. Das Land stehe in der Pflicht, die Füllmengen zu überprüfen, sagte ein Sprecher. Das Problem ungeeichter Tankstellen sei seit einiger Zeit bekannt.

Für den ADAC in München ist die Ungewissheit der Kunden an der Füllstation kein glücklicher Zustand. "Die Eichung muss stimmen, und die
vorgeschriebenen Fristen müssen eingehalten werden", forderte Jürgen Albrecht, Experte bei der Interessenvertretung der Autofahrer in Deutschland. "Eine fristgerechte Eichung der Zapfsäulen ist die Grundlage eines funktionierenden Wettbewerbs."

Autofahrer können nur schwer kontrollieren, ob Füllmenge und Anzeige an der Tankstelle übereinstimmen. Vor dem nächsten Besuch an der Zapfsäule lohnt sich deshalb ein Blick auf die kleine Prüfplakette der Eichbehörde, die an den einzelnen Tanksäulen angebracht ist. Dort kann man ablesen, wann das Amt zum letzten Mal zur Kontrolle vor Ort war.

Von NRW-Wirtschaftsminister Harry K. Voigtsberger (SPD) war gestern keine Stellungnahme zu erhalten. Wie unsere Zeitung erfuhr, verhandelt das Landeseichamt derzeit über eine Personalaufstockung. "Jeder Prüfer, den wir einstellen, bringt zusätzliches Geld in die Landeskasse", sagte Eichdirektor Hoffmann. Die Gebühr für die Prüfung einer Zapfsäule betrage 106 Euro. Derzeit liege die Kostendeckung beim Landeseichamt nur bei 89 Prozent.

"Hätten wir mehr Personal, würden wir schwarze Zahlen schreiben", so Hoffmann. Auch der Landesrechnungshof hatte in der Vergangenheit auf die negativen Folgen der Kürzungen für die Einnahmesituation des Landes hingewiesen.

Die FDP im Düsseldorfer Landtag forderte NRW-Wirtschaftsminister Voigtsberger auf, die Unsicherheit bei den Autofahrern zu beseitigen. "Die Landesregierung muss sofort handeln", sagte Dietmar Brockes, wirtschaftspolitischer Sprecher der Liberalen. Der Politiker schlägt vor, die Kontrollen auch durch staatlich bestellte Prüfer, etwa von TÜV oder Dekra, durchführen zu lassen.

(RP/RPO)
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