Fahrbericht Nissan Leaf: Öko – aber ganz schön spritzig

Wer umweltbewusst ist und einen zuverlässigen Begleiter für kurze Strecken sucht, ist mit dem Nissan Leaf gut bedient. Dazu macht das Elektroauto einfach Spaß. Auf der Negativseite stehen das lästige Laden und der hohe Anschaffungspreis.

Keine Frage, der Leaf fällt auf: Die aerodynamische Frontpartie mit hervorstehenden schmalen Scheinwerfer-Augen, blau schimmerndem Nissan-Emblem als Nase und lächelndem Mund aus Nummernschild und Kühlergrill geht am Heck in einen großen Spoiler über. In den kantigen Rücklichtern taucht dasselbe Blau auf wie schon an der Vorderseite — ein Hinweis auf das, was unter der Kühlerhaube steckt. Noch deutlicher wird es, bemerkt man, was fehlt: das Auspuffrohr. Braucht der Japaner auch nicht, schließlich ist er das weltweit erfolgreichste rein elektrisch angetriebene Auto — laut Hersteller.

Tatsächlich spricht einiges für ihn. Zunächst einmal die kinderleichte Bedienung und das aufgeräumte Interieur. Per Knopfdruck schaltet man ihn ein. Damit kein Zweifel aufkommt, dass der lautlose Motor läuft, ertönt ein elektronischer Dreiklang. Der blau leuchtende Knubbel in der Mittelkonsole hat drei Symbole fürs Automatikgetriebe: vorwärts, rückwärts, parken. Statt der elektrischen Parkbremse im Vorgängermodell gibt es nun bei der zweiten Generation eine Fußfeststellbremse.

Spaß macht das sofortige Einsetzen des maximalen Drehmoments, mit dem der Leaf an der Ampel manches andere Auto stehen lässt. Der Wechselstrom-Synchronmotor leistet 80 kW (109 PS) und bildet mit dem Onboard-Ladegerät ein kompaktes Paket unter der Fronthaube. Lautlos gleitet der Nissan Leaf über den Asphalt, beschleunigt in 11,5 Sekunden von null auf 100. Maximal erreicht er 144 km/h.

Aber natürlich fährt man ein Elektroauto nicht in erster Linie, um durch die Gegend zu rasen, sondern um gut zur Umwelt zu sein. Bäumchen im Display neben dem digitalen Tacho animieren dazu, behutsam zu bremsen und zu beschleunigen. Maximal drei kann man sammeln, sie bauen sich langsam Blatt für Blatt auf. Ein kluger Marketing-Gag und Anspielung auf den Namen Leaf, zu Deutsch Blatt. Zwei Fahrmodi helfen beim Stromsparen: Eco drosselt Motorleistung und Klimaanlage — das geht natürlich zu Lasten der Agilität. Neu an Bord ist bei der zweiten Leaf-Generation der B-Modus, der die Brems-Energierückgewinnung optimiert, sobald der Fuß vom Gas genommen wird. Lohnenswert ist das bei Bergabfahrten.

Ein Knackpunkt bleibt die Reichweite. 199 Kilometer beträgt sie laut Hersteller beim Leaf, realistischer erscheinen nach unserem Test 140 bis 160 bei sehr sparsamer Fahrweise mit überwiegender Nutzung auf Landstraßen und im Stadtverkehr. Denn sobald der Tacho über 80 Stundenkilometer erreicht, kann man dem Akku beim Leerwerden zuschauen.

In der Hinsicht ist das Elektro-Auto wie ein Smartphone: Benutzt man es, dann will es täglich an die Steckdose. Das Aufladen ist beim Leaf allerdings idiotensicher. Die Ladeport-Klappe lässt sich entweder von außen über den "Intelligent Key" öffnen oder von innen per Knopfdruck. Geladen werden kann er an einer Heimladestation in acht Stunden, an den in Deutschland noch raren Schnellladestationen in 30 Minuten und an jeder gewöhnlichen Steckdose (Dauer variiert). Praktisch: Blaue LEDs über dem Armaturenbrett lassen auch von außen auf einen Blick erkennen, wie weit das Auto schon aufgeladen ist.

Das und vieles mehr lässt sich auch über die App zum Auto oder am PC nachvollziehen. Dazu kommen viele pfiffige Details wie das Carwings-System, mit dem man Heizung- und Klimaanlage vor der Fahrt einstellen, eine sparsame Route planen und Stromtankstellen auf dem Weg finden kann. Wie schnell man sich ans elektrische Fahren gewöhnt, hat der Test allemal gezeigt. Nach zwei Wochen dröhnt der Diesel-Motor des eigenen Autos fast unerträglich laut. Schön war's, lieber Leaf.

(RP)
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