20 Jahre Mitsubishi L 200 Vater aller Lifestyle-Pick-ups

Köln · Mit fast unverwüstlicher Offroadtechnik aus dem Pajero ist dem Pick-up von Mitsubishi kein Weg zu schwer. Sogar in Deutschland konnte der L 200 vor 20 Jahren den bis dahin ungeliebten Pritschenwagen den Weg bereiten. In einem damals neuen Mix aus Lastenträger, Lifestylevehikel und Geländegänger avancierte der L 200 zum ersten erfolgreichen Pick-up.

Tradition: 20 Jahre Mitsubishi L 200
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Foto: Hersteller

Unverwüstlich, geländegängig und mit viel Platz für sperrige Ladung: Pick-ups sind wirklich praktische Autos. Deutsche Kunden ließen sich aber erst begeistern, als zum kernigen Arbeitsethos ein Schuss Lifestyle hinzutrat. Prototyp war der Mitsubishi L 200.

Seine Deutschlandpremiere feierte der Japaner im September. Technisch basierte dieser erste L 200 auf dem parallel angebotenen Geländewagen Pajero. So nutzte der Pick-up den gleichen Leiterrahmen, der jedoch auf stattliche 2,96 Meter Radstand verlängert worden war und nun fast eine Tonne Nutzlast tragen konnte.

Geländeuntersetzung für Baugruben

2013: Diese Pickups sind auf dem Markt
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2013: Diese Pickups sind auf dem Markt

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Foto: Hersteller

Im Segment der leichten Nutzfahrzeuge war dies damals eine respektable Ansage. Durchsetzungsfähigkeit abseits befestigter Wege sicherte dem L 200 der zuschaltbare Allradantrieb, dazu gab es die praktische Differentialbremse und eine Geländeuntersetzung für Baugruben und anderes besonders unwirtliches Terrain.

Als Mitsubishi diesen L 200 als geräumige Doppelkabine und mit optionalem Wohnmobilaufsatz auf der IAA 1993 vorstellte, wurden die Japaner fast ein wenig belächelt. Kannte hierzulande doch kaum jemand die globale Bedeutung und das Potential der noch fremdartig und exotisch wirkenden Pick-ups.

Entsprechend sorgfältig hatte Mitsubishi seinen leichten Laster für den Start auf dem deutschen Markt vorbereitet. Den Deutschlandstart des erstmals 1987 gezeigten L 200 verschoben die Japaner so lange, bis sie sicher waren, das richtige Paket aus Lust an großen Lasten und einem Hauch Lifestyle geschnürt zu haben.

Schließlich wurden in den 1990er Jahre Sportarten wie Surfing oder Cross-Biking auch in Deutschland populär und der Pick-up für alle Sportgeräte zur vermeintlich perfekten Pritsche.

Mit dem L 200 erschloss Mitsubishi ein hierzulande bis dahin kaum vorhandenes Marktsegment — nicht zuletzt getragen von den großen Erfolgen des technisch verwandten Pajero. Mitsubishi platzierte den geländegängigen Pickup nicht nur exakt zum beginnenden Hype um Offroader, sondern trug mit der vielseitigen 4x4-Pritsche selbst zur Entwicklung in diesem Segment bei.

Trotzdem: Als 1996 die zweite Generation des L 200 eingeführt werden sollte, fragten sich Skeptiker einmal mehr, ob der Boom um Geländewagen anhalten würde, um einen hierzulande vor allem von Handwerkern begehrten Lastenesel mit Lifestyleattributen zu tragen. Schließlich hatten relativ bescheidene 7.200 Zulassungen in drei Jahren genügt, um Mitsubishi zum Pick-up-King zu krönen.

Mehr reeller Gegenwert fürs Geld

Doch Mitsubishi bewies bei der Weiterentwicklung seines 4x4-Transporters das richtige Feingefühl. So war die Neuauflage stärker, größer und vor allem komfortabler. Die Presse kommentierte erfreut, dass es nun noch mehr reellen Gegenwert fürs Geld gäbe. Eine Einschätzung, die das Publikum teilte: Erstmals wurde ein Pick-up in Deutschland Volumenmodell.

Über 45.000 Einheiten konnte Mitsubishi von der zweiten Generation des L 200 absetzen, ein Erfolg, der weitere Pick-up-Marken wie Ford zum deutschen Markstart animierte. Maßstab blieb jedoch der 4,94 Meter lange Mitsubishi, der sich vor allem als Doppelkabine und Magnum-Doppelkabine besonderer Popularität erfreute.

Mit dem 2002 eingeführten L 200 gab es dann auch den sogenannten "Easy Select"-Allradantrieb aus dem Pajero Sport, der es ermöglichte, während der Fahrt (bis Tempo 100) von Hinterrad- auf 4x4-Antrieb umzuschalten — so konnten auch Kudenkreise jenseits beinharter Geländefahrer zunehmen angesprochen werden.

Mutiges Design

In der 2006 gestarteten jüngsten Generation jedoch setzten die Japaner allerdings wohl auf ein etwas zu mutiges Design. Wirkten die geschwungenen Formen doch für manchen Liebhaber des Transporters für Säcke und Kisten, Gerät und Gerümpel, Schneeräumer und Jetski gewöhnungsbedürftig.

Vielleicht war es tatsächlich die emotionale und kontrovers diskutierte Form eines SUV, die den Pick-up schneller altern ließ, jedenfalls wurde der Mitsubishi zuletzt in den Zulassungscharts von Wettbewerbern wie Ford Ranger und Volkswagen Amarok überholt.

Aber auch darauf glauben die Japaner eine Antwort zu wissen: Ein gänzlich neuer L 200 mit alternativer Antriebstechnik ist für 2014 in Vorbereitung. Auf dem diesjährigen Genfer Salon debütiert dazu bereits das Dieselhybrid-Concept GR-HEV.

(SP-X)
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