40 Jahre Citroen CX Weltmeister, Wunderauto und Werkstattwagen

Düsseldorf · Ausgerechnet die Grande Nation muss sich heute mit gewöhnlichen Mittelklassemodellen begnügen, wenn es um staatstragende Auftritte vor dem Elysée-Palast geht. Da erinnern sich die Franzosen wehmütig an die luxuriösen Limousinen wie den Citroen CX, der sich trotz diverser Startschwierigkeiten zum Millionenseller entwickelte.

40 Jahre Zeitreise - der Citroen CX
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Er sollte die göttliche DS beerben und für die kriselnde Marke im Zeichen des Doppelwinkels alles auf Anfang setzen. Eine Mammutaufgabe für den futuristischen Citroen CX, der im Jahre 1974 vorgestellt wurde.Tatsächlich stand schon der Name der stromlinienförmigen Limousine für einen souveränen cW-Wert (französisch: CX).

Und rekordverdächtig schnell war der CX ebenfalls — zumindest für Vierzylinder-Limousinen seiner Leistungsliga. Entsprechend rasant hielt die neue Avantgarde von Citroen Einzug in den präsidialen Fuhrpark.

Für Citroen war 1974 das legendäre "Drei-Königsjahr", in dem die Marke im Zeichen des Doppelwinkels mit einem Flaggschiff-Triumvirat die ganze französische Oberklasse dominierte. An der Spitze der Citroen SM — von den Fans "Sa Majesté" genannt —, der als von Karossier Chapron gebauter Landaulet die Paraden von Präsident Valéry Giscard d'Estaing anführte.

Dahinter die göttlich-genialen DS-Limousinen mit bereits fast 20jähriger Dienstzeit. Für Frische sorgte der neue Citroen CX als designierter Nachfolger der DS. Eine Aufgabe, die das von Robert Opron entworfene skulpturale automobile Kunstwerk bravourös löste. Davon kündet die Zahl von rund 1,2 Millionen CX Limousinen und Kombis, die Citroen bis 1991 verkaufte — drei Mal so viel wie vom Nachfolger XM.

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Bis es soweit war, musste Citroen aber erst einmal eine Existenzkrise überwinden, zu der die immensen Entwicklungskosten des CX nicht unerheblich beigetragen hatten. Die Situation vor 40 Jahren war doch außergewöhnlich dramatisch. Mitten in der Wirtschaftskrise der ersten Ölverknappung stand Citroen vor dem Aus.

Hohe Entwicklungskosten für den Kreiskolbenmotor, der auch für den CX angedacht war, sich jedoch als Irrweg erwies, die neuen Modelle SM, GS und CX und schließlich der Bau des hochmodernen, teilautomatisierten Werks Aulnay-sous-Bois für die Fertigung des CX hatten die Kasse so sehr geplündert, dass ein staatlicher Überbrückungskredit benötigt wurde. Bewilligt wurde dieser aber erst, als Erzrivale Peugeot das Ruder bei Citroen übernahm.

Zwei Jahre später ging Citroen endgültig im neu gegründeten Konzern PSA Peugeot Citroen auf — und der Überbrückungskredit konnte vorzeitig zurückgezahlt werden. So gut liefen die Geschäfte mit dem CX bereits. Tatsächlich war "Fahren wie Gott in Frankreich" so populär wie einst mit der DS, die 1975 ihrem Nachfolger endgültig das Feld überließ.

Wie groß diese Ausstrahlungskraft des CX war, zeigte sich bei der Wahl zum Medienpreis "Auto des Jahres". Dort holte der Citroen 1975 den Titel und verwies den in seiner Klasse noch revolutionäreren Kompakten VW Golf mit riesigem Abstand auf Platz zwei.

Die Gründe für diese Erfolge? Äußerlich war es die ultraflache Stromlinie von nur 1,36 Meter Höhe — kaum mehr als ein Porsche 911 - bei einer repräsentativen Länge von 4,63 bis 4,91 Meter (CX Prestige). Im Interieur begeisterte der opulente Raum für die Fondpassagiere dank eines riesigen Radstandes, der im CX Prestige mit 3,10 Meter sogar den Rolls-Royce Silver Shadow übertraf.

Der stärkste Benziner im CX gab 124 kW/168 PS ab und nannte sich CX 25 GTi Turbo. Optische Speedsymbole wie der hohe Doppelspoiler, Doppelreflektoren und das T-Zeichen auf der Motorhaube warnten vor dem fast 220 km/h schnellen Autobahnraser, der alle anderen Vierzylinderlimousinen verbrannte. Aggression war dem Tempo-Weltmeister aber eigentlich fremd.

Viel schöner war das Schweben auf Wolke sieben, vor allem im fürstlichen Fond des Lieblings langer Strecken. Eine Disziplin, die der CX nicht weniger als 17 Jahre beispielhaft beherrschte. Dann ging er zugunsten des neuen XM in den Ruhestand — ohne wirklich alt zu sein.

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