Vordenker der Automobilindustrie Pfiffige Erfindungen auf dem Genfer Salon

Genf · Vom Fahrradträger mit Pedelec-Ladevorrichtung bis hin zur solarbetriebenen Smartphone-Halterung fürs Armaturenbrett: Auf dem Genfer Salon bekommen Messebesucher Erfindungen zu sehen, die sich künftig im Autofahreralltag als nützlich erweisen könnten.

2012: Pfiffige Erfindungen in Genf
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Manchmal ist es schon amüsant, auf welche Ideen die Vordenker in der Automobilindustrie kommen. Gewiss macht eine im Kofferraum eingebaute Picknick-Ausstattung eine Fahrzeugstudie wie das Luxus-SUV EXP 9 F, das Bentley auf dem Genfer Autosalon (noch bis 18. März) zeigt, noch interessanter. Aber wer braucht so etwas wirklich? Da gibt es auf der Schweizer Messe nützlichere Erfindungen zu sehen: zum Beispiel den Fahrradträger von Opel mit eingebauter Ladestation für Elektroräder.

Die Ingenieure in Rüsselsheim mussten sich nicht verbiegen, um den integrierten Standard-Heckträger aufzuwerten. Der Prototyp, der in Genf am neuen Kompakt-SUV Mokka montiert ist, verfügt über ein mit dem Bordstromnetz verbundenes Ladekabel für ein Pedelec.

"Diese Technologie ließe sich sehr schnell in die Serie bringen und wäre etwa für Berufspendler interessant, die ihren Wagen morgens vor den Toren einer Stadt abstellen und von dort mit einem E-Bike weiterfahren wollen", erklärt Opel-Designer Richard Shaw. Die Idee für die Ladestation am Wagen kam ihm, als er Opels ebenfalls auf dem Autosalon ausgestellte Pedelec-Studie "Rad e" entworfen hat.

Mit einem mobilen Ladesystem für E-Bikes experimentiert auch Smart. Auf der Ladefläche des elektrischen Konzeptautos Smart For-Us finden sich Halterungen für zwei Pedelecs inklusive Stromanschluss. Den winzigen Pick-up wird es wohl nie zu kaufen geben, das Smart eBike dagegen schon: Ab diesem Sommer steht es für mindestens 2849 Euro bei den Händlern, kündigte die Daimler-Tochter an.

Der Autotuner Abt plant nach eigenen Angaben, in Kürze einen neuartigen Universalhalter mit schwenkbaren Armen für insgesamt zwei Handys, Smartphones oder Navigationsgeräte anzubieten. Der Clou: Ein Solarmodul mit integriertem Akku auf dem Armaturenbrett kann über USB-Anschlüsse bis zu vier Geräte gleichzeitig mit Sonnenenergie versorgen. Abt-Designer Vito Ianniello ist gespannt, wie sein zunächst nur für einzelne Audi-Modelle entwickeltes Solar Media Panel beim Messepublikum ankommt. Denn von der Besucherresonanz will das Unternehmen die Markteinführung abhängig machen.

Diese Entscheidung hat der Autoveredler Carlsson für eine dynamische Tieferlegung mit App-Steuerung bereits getroffen. Kurz nach dem Autosalon soll die Elektronik für 1290 Euro erhältlich sein. "Per iPhone oder iPad lassen sich damit Mercedes-Modelle mit Luft- oder Hydraulikfahrwerk stufenlos absenken und individuell einstellen", erklärt Matthias Löcher, technischer Leiter bei Carlsson.

In der App lässt sich unter anderem auch ein Modus aktivieren, in dem die Karosserie bei sehr langsamer Fahrt automatisch auf das niedrigste Niveau abgesenkt wird. Die Kommunikation zwischen Smartphone und Fahrwerkselektronik läuft über eine WLAN-Box von KW Automotive, die ein Netzwerk für bis zu fünf Endgeräte aufbaut. "Das System wird erst einmal nur für Apple-Geräte verfügbar sein, eine Android-Variante ist aber in Vorbereitung", so Löcher.

Statt um Software geht es am Stand von Bridgestone um innovative Hardware aus Gummi und Plastik. Der Reifenhersteller arbeitet an einem luftlosen Pneu, der denselben Fahrkomfort bieten soll wie ein herkömmlicher Reifen - mit dem Unterschied, dass Plattfüße endgültig Vergangenheit wären. Eine große Zahl dünner und leicht gebogener Kunststofflamellen, die in zwei Reihen gegenläufig zwischen Felge und Lauffläche angeordnet sind, ersetzen das Luftpolster. So bleibt der Reifen in Form, ohne dabei seine stoßdämpfende Wirkung zu verlieren.

Der neuartige Aufbau bringt Bridgestone-Sprecher Gert Meylemans zufolge weitere Vorteile: "Die Reifenflanken können dünner werden, das spart Material und Gewicht." Realistisch sei, dass ein luftloses Komplettrad zwischen acht und elf Kilogramm wiegen wird, "so viel wie heute ein Reifen ohne Felge". Bis die Gummis zur Marktreife gelangen könnten, sind allerdings "noch ein paar Jahre Entwicklungsarbeit" erforderlich, zügelt Meylemans vorschnelle Erwartungen.

Gleiches gilt wohl auch für ein Kamerasystem aus dem VW-Konzern, das eines Tages die Außenspiegel am Auto ersetzen könnte. Deren Funktion übernehmen in der Sportwagenstudie Brivido von Italdesign Giugiaro, die auf dem Genfer Autosalon Weltpremiere feiert, kleine Bildschirme rechts und links neben dem Lenkrad.

Sollte sich diese Technik jemals durchsetzen, könnte das der Fahrsicherheit dienen.
Denn wenn der Fahrer wissen will, was sich gerade neben seinem Wagen abspielt, muss er den Kopf nicht mehr zur Seite drehen, sondern nur noch für einen kurzen Moment den Blick von der Straße abwenden.

(dpa)
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