Glätte, Sekundenschlaf, Wildwechsel & Co. Autofahren im Frühling - diese Gefahren drohen

Düsseldorf · Der Frühling ist da, auch Autofahrer können nach den eher anstrengenden Wintermonaten aufatmen. Doch man sollte hinter dem Steuer nicht unvorsichtig werden und die typischen Frühlingsgefahren unterschätzen.

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Wenn die Sonne zum Frühjahr wieder so stark ist, dass sie den Winter vertreibt, mag mancher Gasfuß wieder entspannter sein.

Doch Vorsicht: Auch in der Übergangszeit drohen immer noch Schleuderpartien - vor allem in den frühen Morgenstunden oder dort, wo es noch länger schattig bleibt. Dann können nach frostigen Nächten Straßenabschnitte mit Reif überzogen sein. Und das ist jetzt nicht das einzige Risiko - trotz aller Frühlingsgefühle.

Denn zu diesen Gefühlen kann auch die Frühjahrsmüdigkeit zählen. Sie kann lange Fahrten zur Qual machen und sie schlimmstenfalls böse enden lassen. Juliane Zschorlich, ADAC-Verkehrsmedizinerin, erklärt das Phänomen: "Der Körper muss sich zunächst an die länger werdenden Tage und die Umstellung des Hormonhaushaltes gewöhnen, dadurch verspüren einige Menschen eine vermehrte Müdigkeit."

Nach dem Winter produziert der Körper weniger Melatonin, dafür aber mehr des Glückshormons Serotonin. Nach einigen Wochen sollte der Hormonhaushalt wieder reguliert sein.

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Gegen hängende Augenlider am Steuer kennt Zschorlich aber Tricks. Dazu zählt, den Kreislauf auf Trab zu halten, etwa durch Sport, viel Frischluft oder kalt-warme Wechselduschen.

Von zentraler Bedeutung sind regelmäßige Zubettgehzeiten und gesunde Ernährung mit viel Obst und Gemüse, was im Winter womöglich zu kurz gekommen ist. Außerdem zu vermeiden: "Tiefschlafphasen während des Tages", sagt Zschorlich. Eher sollten 10- bis 20-minütige Nickerchen gehalten werden.

Ein plötzlicher Sekundenschlaf kündigt sich laut ADAC typischerweise durch häufiges Gähnen, Frösteln und ein starkes Bewegungsbedürfnis an. Auch wer die Spur schwer halten kann oder das Gefühl hat, die Straße würde sich verengen, sollte schnellstmöglich pausieren.

Wer erschrickt, weil der Kopf sich ruckartig und unwillkürlich bewegt hat, war bereits im Sekundenschlaf, vor dem auch Assistenzsysteme nicht schützen. "Spurhalteassistent und Auffahrwarnsysteme haben nur eine unterstützende Funktion und können einen Einschlafunfall nicht verhindern", warnt der Club.

Eine weitere Frühjahrsgefahr ist der Wildwechsel. Ab März, wenn die Vegetation wieder zu wachsen beginnt, seien die Tiere verstärkt auf Futtersuche, um Reserven aufzubauen, sagt Andreas Kinser von der Deutschen Wildtierstiftung. "Rehböcke grenzen ihre Reviere ab und sind ebenfalls aktiver", so der Experte.

Um die typischerweise in der Dämmerung drohende Gefahr zu dämmen, hat Kinser einen Tipp: "Wenn sie zwei reflektierende Punkte - die Augen der Tiere - am Straßenrand sehen, sollten Autofahrer sofort auf die Bremse gehen."

Sobald Tiere auftauchen, wird zudem das Fernlicht schnell ausgeschaltet. Wer es anlässt, blendet die Tiere, die dann einfach regungslos stehen bleiben. Lautes Hupen vertreibt sie in der Regel - nur müssen Autofahrer immer mit Nachzüglern rechnen.

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Typische Abschnitte mit zu erwartendem Wildwechsel sind Straßenpassagen mit Wald auf der einen und Feld auf der anderen Seite sowie schmale Waldstreifen, die über die Straße führen. "Solche Korridore nutzen die Tiere garantiert", sagt Kinser.

Lässt sich eine Kollision nicht vermeiden, sollten Autofahrer versuchen, den Aufprall zu kontrollieren: Lenkrad gut festhalten, geradeaus fahren und mit voller Kraft bremsen. Diese Grundregel anzuwenden, falle vielen Betroffenen in der Gefahrensituation jedoch schwer. Denn sie entspricht nicht der Intuition. "Doch wer ausweicht, gefährdet den Gegenverkehr und riskiert einen Unfall", warnt ADAC-Verkehrsexperte Andreas Hölzel.

Nicht nur die Fauna, auch die Flora setzt Autofahrern im Frühjahr besonders zu - wenn sie Allergiker sind. Denn vor allem dann ist Pollenflugsaison. Tränen die Augen oder läuft die Nase, kann das schon viel an Aufmerksamkeit kosten, die man besser für die Straße hätte.

Besonders gefährlich sind Niesattacken. Denn bleiben die Augen dabei nur eine Sekunde geschlossen, ist das Auto zum Beispiel bei 100 km/h für fast 28 Meter im Blindflug unterwegs.

Allergiker fahren besser mit geschlossenen Fenstern. Wer Medikamente, meist so genannte Antihistaminika, einnimmt, sollte wissen: Viele Präparate machen müde. Verkehrsmediziner raten dazu, sie am Abend einzunehmen, um die Nebenwirkungen zum Beispiel während der morgendlichen Fahrt zur Arbeit möglichst gering zu halten.

Constantin Hack vom Auto Club Europa (ACE) rät nach dem Winter zum Wechseln des Pollenfilters im Auto. Über den Winter könne er besonders in Mitleidenschaft gezogen worden sein, wenn Salzreste die Filterporen verstopften.

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"Im angesammelten Schmutz bilden sich Bakterien, Schimmel und dadurch schlechte Gerüche", ergänzt Vincenzo Lucà vom Tüv Süd. Weitere Folgen können weniger frische Luft im Innenraum und schneller beschlagende Scheiben sein. Allergiker sollten das Interieur, vor allem Polster und Teppiche, häufig reinigen.

Während mancher sein Auto schon gut gewartet hat, trifft das auf die Straßen oft noch nicht zu. Frost und Nässe haben Risse oder Schlaglöcher im Belag hinterlassen, die erst behoben werden müssen.

Jederzeit sollten Autofahrer jetzt mit Baustellen rechnen. Und ist die Zeit von Schnee und Eis noch nicht so lange her, droht mit Splitt auf der Straße ein weiteres Risiko. Bei Minusgraden kann er als Streumaterial die Glättegefahr schmälern.

Doch auf trockener Fahrbahn macht er Bremsmanöver und Kurvenfahrten unsicherer, sagt Hannelore Herlan von der Deutschen Verkehrswacht: "Für Pkw-Fahrer wird es schwieriger, das Auto richtig zu halten." Noch größer sei die Schleudergefahr allerdings für Motorradfahrer.

(dpa)
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