Mehr PS Chiptuning: Lust auf Leistung

Düsseldorf (RP/rpo). Elektronik im Auto macht das Fahren leichter - und eröffnet neue Möglichkeiten, um noch einige PS mehr aus dem Motor herauszupressen: Chiptuning heißt dazu das Zauberwort.

Die Ausgangslage hört sich gut an: Schnell an den Computer angeschlossen und kurze Zeit später gibt der Motor mehr PS her als früher. Ein Hexenwerk? Mitnichten. Denn das so genannte Chiptuning erfreut sich großer Beliebtheit. Die Preise für die billigsten Möglichkeiten beginnen bei unter 100 und reichen bis zu einigen hundert Euro. So gibt es Angebote für die 1.9-Liter-TDI aus dem VW-/Audi-Konzern, die bei 649 Euro starten und ein Leistungsplus zwischen 24 und 39 PS versprechen.

Stellt sich die Frage, warum ein Golf TDI bei VW mit 18.075 Euro für 90 PS und mit 18.625 Euro für 105 PS in der Preisliste steht, wo der Unterschied gerade 15 PS beträgt. Die Erklärung hat Audi-Pressesprecher Jochen Grüten. Denn auch die Diesel im Zeichen der Ringe stehen in verschiedenen Ausprägungen zur Verfügung: "Die Motoren werden nicht einfach nur gedrosselt oder per Chip hochgefahren. Sie müssen bestimmte Dauerlaufeigenschaften erfüllen, für die umfangreichere Maßnahmen erforderlich sind."

"Flashen"

Denn beim Chiptuning ändert sich beispielsweise das Abgasverhalten, der Verschleiß ist höher, wie Lothar Nicolas von der Dekra zu bedenken gibt. Wer sich für dieses Art der Leistungssteigerung interessiert, sollte sich über Methoden und Auswirkungen informieren. Voraussetzung ist aber, dass der Motor über moderne Elektronik und einen Turbo verfügt. Darum beziehen sich viele Angebote auf Dieselfahrzeuge, die in der Regel mit beidem ausgestattet sind. Um mehr PS und Drehmoment aus Motoren herauszukitzeln, sind drei Arten gängig: Erstens kann man den Chip im Steuergerät austauschen. Diese Möglichkeit ist allerdings nicht mehr sehr verbreitet. Zweitens lässt sich per Computer eine neue Software auf den vorhandenen Chip aufspielen, die die bisherigen Daten des Herstellers überschreibt (der Fachbegriff dafür lautet "flashen").

Hierbei ist jedoch zu beachten, dass die Daten bei einem Werkstattaufenthalt des Fahrzeugs wieder in den Urzustand zurückversetzt werden könnten, die zusätzliche Leistung damit also verloren wäre. Und drittens kann ein Steuergerät zum Einsatz kommen, das zusätzlich in den Motorraum eingebaut wird. Letzteres lässt sich von versierten Hobbybastlern selbst erledigen. Weiterer Vorteil des Zusatzsteuergerätes: Wird das Fahrzeug später verkauft, lässt sich das Gerät leicht wieder entfernen.

Eintrag in die Papiere

Interessenten sollten auch die versprochene Mehrleistung im Blick behalten. "Seriös ist eine Leistungssteigerung von 15 bis 18, maximal 20 Prozent", erklärt Hans-Jörg Köninger vom Verband Deutscher Automobil Tuner (VDAT). Ein Mehr von durchschnittlich 25 Prozent hält dagegen Jürgen Fink von KW-Systems aus Alsdorf für realistisch. Die Firma produziert und vertreibt die "Powerbox", ein Zusatzsteuergerät.

Ist die Wahl gefallen, gesellen sich zu den technischen Aspekten die Auswirkungen. Was viele nicht wissen: Bei einen solchen Eingriff am Auto erlischt die Herstellergarantie. Außerdem muss die Änderung in den Papieren eingetragen werden. "Unabhängig von der Methode sollte daher auf jeden Fall ein seriöser Anbieter ausgesucht werden, verzichten Sie lieber auf Billigangebote", rät Köninger. Seriöse Anbieter haben meistens eigene Garantien in ihrem Programm und verfügen über die entsprechenden Bescheinigungen für die Änderungen. Versicherer und Leasinggesellschaften sollten zudem ebenfalls informiert werden.

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