Serie Das richtige Auto für...Familien

Berlin · Geräumig, sicher und nicht zu teuer: So muss ein Familienauto sein. Bei der Wahl des Fahrzeugs spielen aber auch ökologische Fragen und Ausstattungsdetails eine Rolle. Experten raten zu Assistenzsystemen.

Alle Mann an Bord: Ein Auto für Familien muss vor allem viel Platz bieten.

Alle Mann an Bord: Ein Auto für Familien muss vor allem viel Platz bieten.

Foto: dpa, srw

Autofahrten mit Kindern sind kein Selbstläufer. Die Familie muss auch unterwegs funktionieren, sonst ist Ärger programmiert. Eine wichtige Voraussetzung ist der passende Wagen.

Sitzt der Nachwuchs tief verborgen in einem Coupé-Fond, dürfte sich wegen schlechter Aussichten schnell Widerstand regen. Aber auch Eltern ersparen sich Probleme, wenn sie etwa darauf achten, ob sich Polster einfach reinigen lassen oder wie viel Kindersitze mit können. Experten beantworten die wichtigsten Fragen zum perfekten Familienauto.

Der Aufbau: Für Prof. Ferdinand Dudenhöffer, Leiter des Center Automotive Research an der Universität Duisburg-Essen, rangieren Vans und SUVs ganz vorn unter den familienfreundlichen Autos: "Bei beiden Konzepten ist hinten Platz für die Kids."

Der ADAC ergänzt: Auch der Kombi sei nach wie vor ein passender Typ, da meist genügend Raum für Insassen und Gepäck vorhanden sei. Für die dachhohe Beladung sollten Ladeabteil und Passagierraum durch ein stabiles Netz oder Gitter voneinander zu trennen sein, empfiehlt Sven Rademacher vom Deutschen Verkehrssicherheitsrat (DVR).

Die Sicherheit: "Beim idealen Familienauto sollte es vorrangig um die Sicherheit des Fahrzeugs gehen. Schließlich tragen Väter oder Mütter als Fahrer die Verantwortung für die ganze Familie "on tour"", sagt Rainer Camen vom TÜV Nord. Neuere Fahrzeuge verfügten in der Regel über die wichtigsten Sicherheitssysteme wie Airbags, ABS und ESP.

Beim Gebrauchtkauf sollte man darauf achten, dass der Wagen diese Systeme hat. Der ADAC rät außerdem zu modernen Fahrassistenzsystemen wie Spurverlassenswarner oder Notbremsassistenten. Eine Ablenkungsgefahr durch die Kinder auf der Rückbank kann nie ganz ausgeschlossen werden. Auch ein Gurterinnerer kann laut DVR gute Dienste leisten, denn Kinder schnallen sich während der Fahrt manchmal ab.

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Der Kindersitz: Hier raten die Experten, auf Verankerungspunkte nach dem mittlerweile verbreiteten ISOFIX-System zu achten. Dies erleichtere die Handhabung der Kindersitze enorm und verbessere die Sicherheit der kleinen Fahrgäste im Falle einer Kollision, erklärt Sven Rademacher. Außerdem kann es eng werden, wenn drei kleine Kinder an Bord sollen. "Drei Sitze nebeneinander funktioniert heute nur noch in den seltensten Fällen", sagt Rainer Hillgärtner vom Auto Club Europa (ACE). Im Zweifel seien Eltern mit einem Siebensitzer besser beraten.

Die Pflege: Mit Kindern unterwegs zu sein, bedeutet meist auch den ein oder anderen Fleck auf dem Sitzpolster. Markus Herrmann vom Bundesverband Fahrzeugaufbereitung (BFA) empfiehlt Leder als Bezug für die Sitze. "Oft werden Stoffe verwendet, die für die Haptik angenehm, für die Pflege aber weniger geeignet sind", sagt der Experte.

Leder hingegen lasse sich einfacher reinigen, sollten während der Fahrt Butter, Saft oder Milch auf die Sitze kommen. Meist reicht es, die Stelle mit einem Taschentuch abzuwischen oder sie mit einer Seifenlauge nachzubehandeln. In Stoffe hingegen ziehen Flüssigkeiten schnell ein. Eine richtige Reinigung kann dann oft nur noch der Profi leisten.

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Die Ökologie: "Viele deutsche Familien glauben immer noch fest daran: Für das hektische Leben zwischen Arbeit und Kindern eignen sich überdimensionierte Kutschen am besten", sagt Zornitsa Todorova aus der Presseabteilung des ökologisch orientierten Verkehrsclub Deutschland (VCD).

Aber das sei ein Irrglaube. Schließlich gebe es einige Autos mit genügend Platzangebot, die weniger als 100 Gramm CO2 pro Kilometer produzierten und gleichzeitig reichlich Komfort böten. Dazu zählt sie beispielsweise den Toyota Prius Hybrid, den Citroën C4 Picasso e-HDi 90 airdream ETG6 und den Ford Focus 1.6 TDCi ECOnetic 88g/Turnier. Mit dem Toyota Prius+ Hybrid bleibt sogar ein Siebensitzer unter dieser CO2-Marke.

Die Versicherung: Alina Schön vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) empfiehlt Familien, vor dem Fahrzeugkauf für infrage kommende Modelle ausrechnen zu lassen, was der Versicherungsschutz kosten würde.

Je nach Fahrzeugmodell fallen unterschiedliche Versicherungsbeiträge an. Nachlässe bei der Kfz-Versicherung speziell für Familien gibt es allerdings nicht, obwohl nach Meinung von Peter Grieble von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg dazu Grund besteht: "Dieser Rabatt könnte nach Kinderzahl gestaffelt sein, doch sollte er auch die tatsächlichen Schadenshöhen und -wahrscheinlichkeiten berücksichtigen. Grundsätzlich dürfte eindeutig sein, dass ein Fahrer mit Kindern umsichtiger fährt."

Die Details: Getränkehalter, schmutzabweisende Materialien im Innenraum - all das macht bei einem Familienauto Sinn. Doch auf ein Panoramadach verzichten Eltern besser, wie Philip Puls vom TÜV Süd findet: "Bei sonnigem, heißem Wetter wird der Fond zu einem Grill. Bleibt die Jalousie geschlossen, ist es vorbei mit dem Panoramablick."

Eine sinnvolle Investition seien Klapptische an der Rückseite der Vordersitze. So könnten sich die kleinen Mitreisenden zum Beispiel mit einem Malbuch beschäftigen.

(dpa)
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