Wirbel um Fernsehbericht Fette Geschäfte mit Ölwechseln?

Düsseldorf (RPO). Werden zigtausende Autofahrer in Deutschland über den Werkstatt-Tresen gezogen? Ölwechsel seien längst nicht mehr alle 20.000 bis 30.000 Kilometer nötig, wie von der Industrie behauptet. Das berichtete das ZDF und hat damit in der Fachwelt eine kontroverse Debatte ausgelöst.

So läuft ein Reifenwechsel
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Foto: RPO

Experten sagten dem Magazin "Frontal 21", dass moderne Motoröle so hochwertig sind, dass sie erst nach 100.000 Kilometern ausgetauscht werden müssten. Das gelte längst nicht nur für Spezial-Öle wie "Lifetime". In dem Bericht wurden etliche Autofahrer gezeigt, die seit langem auf Ölwechsel verzichten und keinerlei Probleme mit ihren Motoren haben.

Ein Sprecher des Zentralverbandes des Deutschen Kraftfahrzeuggewerbes gestand in der Sendung, dass es sich die Autowerkstätten einfach nicht leisten könnten, auf die Ölwechsel zu verzichten. Dafür seien sowohl die Kundenbindung als auch die Erlöse zu wichtig, räumte Helmut Blümer vom Zentralverband ein.

"Lifetime" sichert sich und seine Kunden zusätzlich ab. Um die Angst vor Kolbenfresser oder Motorschäden zu nehmen, hat der Produzent eine Versicherung mit der Allianz geschlossen.

Geteiltes Echo

Unter Autofahrern und Fachleuten ist der Bericht auf ein höchst geteiltes Echo gestoßen. Im Internet outeten sich zahlreiche Ölwechsel-Muffel, die applaudierten. Viele andere hingegen hielten den Bericht für unverantwortlich.

Ihre Argumente: Zwar verlängere sich die Haltbarkeit von modernen Motorölen ständig. Außerdem werde die Ölqualität in vielen Autos mittlerweile in der Tat durch entsprechende Sensoren überwacht. Aber diese Sensoren könnten den besten Zeitpunkt für den Austausch bisher nur annähernd bestimmen.

Außerdem nehme das Motoröl unter anderem unverbrannte Kraftstoffteile und Kondenswasser auf. Sei das Öl zu verschmutzt, ließe sich der Motor schlechter starten. Außerdem bestehe die Gefahr, dass sich die Laufleistung des Fahrzeugs verkürze und der Spritverbrauch steige.

Probleme mit der Hersteller-Garantie

Janssen machte auf folgendes Problem aufmerksam: "Die meisten Hersteller knüpfen ihre Garantie an regelmäßige Wartungen." Erst jüngst habe der Bundesgerichtshof ein wegweisendes Urteil zugunsten der Hersteller gefällt. Was passiert, wenn Autofahrer nun auf eigene Faust ihre vorgesehenen Ölwechsel unterlassen, darüber wollte Janssen nicht spekulieren.

"Insgeamt finde ich die Geschichte aber hochspannend. Grundsätzlich stellt sich die Frage, ob die durch die in den letzten Jahren verbesserten Schmierstoffe die Wartungsintervalle angepasst werden können", ergänzte der AvD-Pressesprecher.

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