Studie im Auftrag der Bundesregierung Forscher sind Geisterfahrern auf der Spur

Berlin · Was tun gegen Geisterfahrer, die immer wieder schwere Unfälle auf den Autobahnen verursachen? Eine Studie hat nun mehr dazu herausgefunden, wer die Falschfahrer eigentlich sind.

Es ist eine Horrorvorstellung, die man am Steuer möglichst nie erleben möchte: Plötzlich taucht ein Geisterfahrer auf, und die Situation auf der Autobahn wird in sekundenschnelle brenzlig. Über Maßnahmen für eine bessere Vorbeugung wird schon seit längerem diskutiert. Nun liefert eine Studie im Auftrag der Bundesregierung mehr Informationen, um die Gefahren genauer einschätzen zu können.

Wie viele Geisterfahrer gibt es überhaupt?

Ein Massenphänomen sind Wagen, die gegen die vorgeschriebene Fahrtrichtung über die Autobahn rauschen, nicht. Im Autofahrerland Deutschland (43 Millionen zugelassene Pkws) gibt es jedes Jahr rund 1800 Warnungen vor Geisterfahrern im Verkehrsfunk der Radiosender. Forscher der Uni Wuppertal sollten im Auftrag der Bundesanstalt für Straßenwesen ermitteln, wie viele gefährliche Falschfahrten es gibt. Das Ergebnis, wie auch das Magazin "Focus" berichtet: jährlich 75 bis 80 Unfälle gehen auf das Konto vom Geisterfahrern. Das sind nur 0,05 Prozent aller Autobahn-Unfälle - aber oft mit schlimmen Auswirkungen.

Wie schwer sind Unfälle durch Geisterfahrer?

"Die Unfallfolgen sind vergleichsweise schwerwiegend", ergab die Studie nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums. Etwa jede zweite Falschfahrer-Karambolage endet mit Verletzten, bei jeder sechsten kommt sogar ein Mensch ums Leben - wie Mitte Februar, als zwei Wagen auf der Autobahn München-Passau in einem Tunnel zusammenstießen. Die Unfallstellen verteilen sich dabei zufällig über das knapp 13.000 Kilometer lange Autobahn-Netz. Ihren Anfang nehmen Geisterfahrten meist durch falsches Auffahren an Anschlussstellen oder Rastplätzen, wie die Forscher nach 300 gemeldeten Fällen herausfanden. Viele Falschfahrer wenden auch plötzlich auf der Autobahn.

Wer verursacht Falschfahrten?

Zum Alter von Geisterfahrern haben die Wissenschaftler Polizei- Informationen zu 356 Fällen ausgewertet. Demnach waren 31 Prozent älter als 65, gefolgt von jüngeren Autofahrern zwischen 18 und 35 Jahren (14 Prozent). Dabei wurden Senioren überwiegend tagsüber auffällig, Jüngere nachts. Insgesamt werden an Wochenenden und Feiertagen bis zu zweimal mehr Falschfahrer gemeldet als werktags. Besonders hoch ist das Risiko demnach in der Nacht von Samstag zu Sonntag. Bei vielen Geisterfahrern sind auch Alkohol oder Drogen im Spiel - von 180 Fällen mit bekannten Begleitumständen war dies laut Studie 66 Mal der Fall.

Welche Maßnahmen gegen Geisterfahrer könnten helfen?

70 Prozent der Deutschen befürworten laut einer Umfrage des Instituts YouGov große Warnschilder an Auffahrten mit der Aufschrift "Stop Falsch", wie sie in Österreich üblich sind. Dafür hat sich auch Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) ausgesprochen. Nach einem Pilotversuch sollen sie deutschlandweit an Risikopunkten aufgestellt werden. Diskutiert wird zudem über Metallkrallen, die nur in eine Richtung überfahren werden können, oder Bodenmarkierungen.

(dpa/sgo/anch)
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