Teure Mini-Reparaturen Kleiner Defekt - große Wirkung

Krefeld/Düsseldorf (rpo). Glühbirne selbst austauschen? So gut wie unmöglich. Einen kaputten Fensterheber wechseln? Alles funktioniert elektrisch. Fast alle kleinen Reparaturen sind heutzutage teurer geworden. Und die Autofahrer ärgern sich.

Kfz-Meister Lutz Walburg aus Krefeld nimmt kein Blatt vor den Mund: "Teilweise sieht es so aus, als ob die Autohersteller ihre Kunden absichtlich in die Werkstatt schicken wollten." Zwischen Grün- und Rotphase an der Ampel mal eben schnell die Glühbirne selber wechseln - diese Zeiten seien lange vorbei, erläutert Walburg.

Immer mehr Extras, immer mehr Technik sorgten für einen vollgestopften Motorraum. Häufig kommt man konstruktionsbedingt gar nicht mehr selbst an die Glühbirnen heran. Bei der Mercedes A-Klasse beispielsweise schafften selbst Fachleute den Austausch von Birnen in den Rückleuchten nur dann, wenn sie ein paar Tricks und Kniffe beherrschten, sagt Walburg.

"Wenn es für uns wenig Aufwand ist, berechnen wir nur das Material", sagt der Kfz-Meister, aber sobald die Arbeitsleistung ausufere, müsse der Kunde mit einer entsprechenden Rechnung kalkulieren. "Wir können die Wut der Kunden nachvollziehen, denn früher ist es ja anders gegangen." Die Käufer wollten ein optisch schönes Auto mit allem Schnick und Schnack und wunderten sich dann, dass sie die Folgen später teuer bezahlen müssten.

Um das Zehnfache gestiegen

Beispiel Fensterheber: Kaum ein Modell ist laut Walburg heutzutage noch mit einer mechanischen Kurbel zu bekommen. Selbst für den kleinen VW Lupo (inzwischen durch den Fox abgelöst) schlägt sich das gnadenlos im Geldbeutel nieder: Früher verlangte die Werkstatt für eine Reparatur um die 70 Euro. Seit auf elektrische Fensterheber umgestellt wurde, könne sich der Preis schnell auf bis zu 800 Euro summieren, rechnet Walburg vor.

Beispiel Stoßfänger: Weil alles rundherum in Wagenfarbe lackiert ist, nimmt das Pkw den kleinsten Parkrempler übel. Regelrechte Nischenprodukte haben sich seither gebildet mit so fantasievollen Namen wie "Lackdoktor" oder "Beulendoktor". Aber wer den Schaden professionell beseitigen lassen will, muss in die Werkstatt.

Nicht alles war früher besser. Beispielsweise können leichte Dellen in Autoblechen dank besserer Beschaffenheit (die Bleche sind dünner) und Arbeitsmethoden heutzutage schneller entfernt werden. Der ADAC rät, den Auftrag bei der Abgabe des Fahrzeugs in jedem Fall so präzise wie möglich zu formulieren. Nur so lassen sich Missverständnisse und Ärger vermeiden, wenn die Rechnung zu hoch ausfällt.

Keine Pauschalaufträge

Pauschalaufträge wie "TÜV-fertig machen" seien fatal. Bei einem unverbindlichen Kostenvorschlag hat die Werkstatt einen Spielraum von 15 bis 20 Prozent. Wird der Wagen abgeholt, sollte man die Rechnung exakt lesen und sich von einem Mechaniker erklären lassen.

Nur wundern kann sich Kfz-Meister Walburg über die Ersatzteilpolitik mancher Hersteller. Er staunte in einem Opel Corsa, Modell 2003, über eine serienmäßig eingebaute innen belüftete Bremsscheibe, die 51 Euro plus Mehrwertsteuer kostet. Der Corsa hat 58 PS. Eine in etwa baugleiche Bremsscheibe sitzt zum Ersatzteilpreis von 44 Euro serienmäßig auch in der E-Klasse von Mercedes-Benz. Die E-Klasse hat 170 PS.

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