"Smart Cars" Justizminister warnt vor Daten-Sammelwut bei intelligenten Autos

Düsseldorf · Bei der zunehmenden Digitalisierung des Autofahrens müssen Verbraucher nach Ansicht von Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) die Datenhoheit behalten.

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Smart Cars böten faszinierende Möglichkeiten, doch "muss man die Digitalisierung domestizieren, damit Menschen nicht zum bloßen Objekt von Technik und Märkten werden", schrieb Maas im "Handelsblatt" vom Montag. Der Präsident des Automobilverbandes VDA, Matthias Wissmann, betonte, vernetzte Autos könnten viele Unfälle verhindern.

Viele Wagen bieten heute digitale Unterstützung beim Fahren - zum Beispiel für das Halten der Spur oder beim Bremsen. Unter Umständen lassen sich auch Einzelheiten zum Fahrverhalten aufzeichnen. Maas verwies in seinem Gastbeitrag darauf, dass immer mehr Kfz-Versicherer Tarife anböten, bei denen jene einen Rabatt bekommen, die in die digitale Überwachung des eigenen Fahrverhaltens einwilligen.

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"Wenn solche Tarife zum Regelfall werden, wird die Freiheit des unkontrollierten Fahrens ein kostspieliger Luxus oder ganz unmöglich", warnte der Minister. Noch gehe es nur darum, Schadensfälle zu vermeiden - aber vorhandene Daten weckten stets Begehrlichkeiten. "Bewegungs- und Verhaltensprofile könnten erstellt werden, über die jeder Strafverfolger frohlocken würde", schrieb Maas. "Mit der Datenübertragung in Echtzeit könnte der Fahrer vielleicht auch digital zur Einhaltung der Verkehrsregeln angehalten werden."

An die Industrie richtete der Justizminister sieben Forderungen zum Auto der Zukunft: Schon bei der Entwicklung müsse der Datenschutz berücksichtigt werden, Datenvermeidung und Datensparsamkeit müssten leitende Grundsätze sein. Ferner solle der Fahrer der Datensammlung ausdrücklich zustimmen. Auch müsse es einen "Aus-Knopf" geben: Dem Fahrer müsse es möglich sein, die Datenübermittlung zu erkennen, zu kontrollieren und zu stoppen.

Fünftens solle jeder frei wählen können, welches Unternehmen Zugriff auf die Daten bekommt. Zudem sollten Missbrauch und Manipulation verhindert werden, befand Maas. Schließlich müssten jene Systeme, die für den Fahrer das "Denken" übernehmen, sicher sein.

VDA-Präsident Wissmann versicherte, die Automobilindustrie werde "nur ausgereifte und sichere Systeme anbieten". Er betonte den Sicherheitsgewinn durch die neuen Technologien: "Das vernetzte Fahren bedeutet für die Sicherheit einen enormen Fortschritt", sagte Wissmann der "Stuttgarter Zeitung" vom Montag. Ein Großteil aller Unfälle entstehe laut Statistik "durch menschliches Fehlverhalten" - das vernetzte Auto "wird die Fehlerrate signifikant reduzieren". So könne das Fahrzeug der Zukunft etwa "hinter die nächste Kurve blicken" und gefährliche Situationen wie Staus oder Glatteis erkennen.

Wissmann erklärte zugleich, bis zum vollständig autonom fahrenden Auto werde es noch dauern. Mit solchen "Roboterautos" sei in den kommenden Jahren nicht zu rechnen. Es handele bei der Entwicklung sich um "eine digitale Reise mit vielen Stationen, an deren Ende eines ferneren Tages ein selbstfahrendes Auto steht, dass sich auch in der Innenstadt sicher bewegt".

(AFP)
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