So übersteht das Cabrio den Winter

Das Cabrio lieber einmotten oder ab durch den Winter? Diese Frage müssen sich Freiluftfahrer stellen. Nach Lust und Laune sollten sie die Entscheidung allerdings nicht treffen.

So übersteht das Cabrio den Winter
Foto: BMW, tmn

Die Freiluftsaison ist auch für Autofahrer irgendwann zu Ende. Spätestens wenn der Herbst seinen rauen Launen freien Lauf lässt, stellt sich für viele Cabriofahrer die Frage: Einmotten oder weiterfahren? Während bei älteren Modellen ein trockenes Plätzchen eher angeraten ist, sind die Wagen neueren Datums durchaus wintertauglich. In beiden Fällen, dem Winterschlaf und dem Betrieb bei Minusgraden, gibt es einige Regeln zu beachten.

Die wichtigste fürs Pausierende lautet: Das Cabrio an einem trockenen, sauberen und belüfteten Ort abstellen, rät Sabine Götz vom Automobilclub von Deutschland (AvD). Doch bevor eingemottet wird, steht eine gründliche Reinigung an. Der Freiluftwagen darf aber nicht einfach durch jede Waschstraße gefahren werden. Zwar ist das laut dem Verdeck-Hersteller Karmann in Osnabrück bei modernen Gefährten kein Problem mehr. Nach Auskunft von Karmann-Werkstattleiter Christian Steinmetz sollte allerdings das Standard-Waschprogramm ohne Zusatzoptionen wie Wachsen oder Konservieren gewählt werden. Vor allem älteren Modellen könnte automatisiertes Waschen jedoch schaden.

Die liebevolle Handpflege ist allein deshalb notwendig, weil Wachsen und Imprägnieren anders als bei neuen Modellen obligatorisch für ein langes Verdeck-Leben sind. Haben sich Reste von Vogelkot, Insektenausscheidungen oder Baumharzen festgesetzt, darf auf keinen Fall ein Hochdruckstrahler zum Einsatz kommen, warnt Arnulf Thiemel vom ADAC-Technikzentrum. Er empfiehlt Verdeck-Reiniger aus dem Zubehörhandel oder spezielle Lösungsmittel. Bei normaler Verschmutzung reichen ein Eimer Warmwasser, ein Schwamm und Spülmittel oder Kernseife.

Trocken und sauber wird das Verdeck noch einmal mit einer weichen Bürste behandelt. "In Fahrzeuglängsrichtung von vorn nach hinten, die Streichrichtung folgt der Stoffstruktur", ist die Grundregel, die Thiemel nennt. Zum Schluss der Außenhautbehandlung wird die Stoffmütze noch einmal auf Risse und aufgeplatzte Nähte hin untersucht. Zum Abdichten eignen sich Silikon-Produkte. Wer keine Garage oder einen anderen überdachten Stellplatz parat hat, kann auf atmungsaktive Thermohüllen zurückgreifen, die es ab rund 70 Euro im Zubehörhandel gibt. Die sogenannten Autofaltgaragen sind laut AvD-Sprecherin Götz im Notfall "besser als nichts". Am besten überwintert ein Cabrio in einem auf 15 Grad temperierten Raum mit relativer Luftfeuchtigkeit von 40 Prozent, sagt ADAC-Techniker Thiemel. Dadurch könne die Kondenswasserbildung in Hohlräumen vermieden werden – und damit die Rostbildung. Zurückgreifen können Cabrio-Fahrer auf elektronische Luftentfeuchter und spezielles Trocken-Granulat, das es in Baumärkten zu kaufen gibt.

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Foto: dpa, Patrick Seeger

Endgültig in den Winterschlaf geht es immer mit verschlossenem Verdeck. Anderenfalls drohen Druckstellen und Falten am Textil, die sich laut Götz später nicht mehr beseitigen lassen. Gegen Materialermüdung hilft bei halbautomatisch schließenden Stoffverdecken auch, die Verriegelung an der A-Säule während der Wartezeit zu entriegeln. Das rät Karmann-Mitarbeiter Steinmetz. Zur Durchlüftung des Innenraumes reicht es, wenn das Fenster einen Spalt weit offensteht. Gegen Staub hilft ein Bettlaken, eine Plastikplane ist nicht geeignet, da sie nicht atmungsaktiv ist. Die gängigen elektrischen Verdeck-Antriebe sind in der Regel wartungsfrei. Älteren Exemplaren darf an den Scharnieren schon mal eine Schmierkur gegönnt werden.

Ohne große Umstände ist es laut Karmann möglich, neuere Cabrio-Modelle auch bei Minusgraden weiterzubetreiben. Allenfalls müssten Dichtungen geschmeidig gehalten werden. Anders als bei älteren Fahrzeugen merke der Fahrer mit geschlossenem Verdeck im Winter dank guter Isolierung keinen Unterschied zur geschlossenen Limousine.

Doch Stoffverdecke benötigen im Winter eine Sonderbehandlung. Die Kunststofffenster sind anfällig für Kratzer. Cabrio-Fahrer sollten deshalb keine Eiskratzer benutzen. Wird ein Fenster "blind", ist meist ein komplett neues Verdeck fällig. Enteisungssprays dürfen dem ADAC zufolge wiederum nicht aufs Textilverdeck gelangen. Und selbst bei herrlicher Wintersonne bleibt das steif gefrorene Verdeck zu, sonst drohen Schäden, wie Steinmetz warnt: "Unter zwei bis drei Grad sollte man es nicht mehr öffnen."

(DPA-TMN)
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