Sondermodelle versprechen Vorteile

Mit immer mehr Ablegern bekannter Modelle versuchen Autohersteller Kunden zu locken und versprechen teilweise erhebliche Preisvorteile. Ist das nur eine Masche oder bieten die Fahrzeuge einen echten Mehrwert?

Die Auswahl an Fahrzeugmodellen ist groß. In Deutschland werden derzeit über 3000 unterschiedliche Fahrzeugtypen angeboten. Dazu zählen Modelle, Karosserieformen und Motorenarten, wie das Center Automotive Research (CAR) an der Universität Duisburg-Essen untersucht hat. Man könnte meinen, dass Autokäufern schon eine ausreichende Anzahl an Fahrzeugen zur Verfügung steht. Viele Hersteller sehen das etwas anders: Sie bringen jedes Jahr zusätzlich Sondermodelle und Sondereditionen in die Verkaufshäuser.

Der Vorteil für Hersteller klingt einleuchtend: "Mit Sondermodellen lässt sich die Attraktivität von Serienfahrzeugen im Laufe des Lebenszyklus steigern und Aufmerksamkeit beim Käufer erzielen", sagt Stefan Bratzel, Professor für Automobilwirtschaft an der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach. Deshalb würden häufig in der zweiten Hälfte des Lebenszyklus Sondermodelle mit einem Preisvorteil angeboten. Teilweise erwirtschaften die Hersteller damit gute Erträge.

Prof. Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen sieht es ähnlich: "Üblicherweise sind Sondermodelle eine Form der Verkaufsförderung. Wenn ein Modell einige Zeit im Markt ist und sich im Wettbewerbsumfeld schwieriger verkauft, wertet man es mit Extras auf und nennt das Ganze dann Sondermodell", sagt der Automobilexperte. Es sei also eigentlich ein Rabatt, ohne den Listenpreis zu ändern.

Dadurch profitieren vor allem die Kunden: "Bei einem Großteil der Sondermodelle werden Zusatzpakete und Kombinationen von Zusatzausstattungen preisgünstiger angeboten", sagt Dudenhöffer. Dadurch bieten sie im Vergleich zum Basismodell teils spezielle Ausstattungs- und Designdetails. Dazu können etwa besondere Räder, Klimaanlage und Schiebedach oder Anbauteile zählen. Neben Herstellern legen auch manche Händler eigene Sondermodelle auf. Die Anzahl an Sondermodellen ist deshalb groß und wechselt ständig.

Dienen Sondermodelle eher der Verkaufsförderungen, bieten sogenannte Sondereditionen einen anderen Vorteil für Kunden: Sie sind seltener und können zu Sammlerobjekten werden. "Sondereditionen bieten stärkere Veränderungen im Vergleich zum Serienmodell", sagt Dudenhöffer. Das können leistungsgesteigerte Motorversionen, veränderte Karosserien oder spezielle Innenausstattungen sein.

Vor allem exklusive Hersteller wie Ferrari, Porsche, Lamborghini oder Rolls-Royce verkaufen regelmäßig spezielle Fahrzeugeditionen für eine solvente Klientel. Die limitierten Fahrzeuge sind dann noch stärker, noch extremer, noch seltener und noch teurer. Zu den besonderen Derivaten bei Porsche zählen limitierte Fahrzeuge wie 911 GT3 RS, Cayman GT4, Boxster Spyder oder Panamera Exklusiv Series - mit einem hohen Aufpreis zum Basisfahrzeug. Mercedes hat anlässlich des italienischen Oldtimer-Rennens Mille Miglia den SL Mille Miglia 417 verkauft und feierte damit den Erfolg des Ur-SL bei einem der berühmtesten Straßenrennen vor 60 Jahren.

Der Roadster unterscheidet sich vom Basismodell unter anderem durch Spoiler, Lack, Ledersitze, Carbon-Teile und ein gesticktes Label "1000 Miglia". Außerdem verfügt das Modell über ein besonders sportliches Fahrwerk, das es so in der Serie nicht gibt. Aufpreis: mindestens 15 232 Euro zum Serienmodell.

"Sondereditionen sollten sich durch besondere Ausstattungen von der Serie unterscheiden. Idealerweise wird ein besonderes Interieur-Design mit speziellen Exterieur-Elementen kombiniert, um das Editionsmodell auch als solches sofort erkennen zu können", sagt Martin Hülder, Leiter Produktmarketing bei Mercedes-Benz. "Grundsätzlich werden die Fahrzeuge so konzipiert, dass sie weltweit angeboten werden können", sagt Hülder. Nicht alle Märkte bieten aber auch alle Modelle in allen Motorvarianten an. Mercedes bietet zum Start neuer Modelle oft eine Sonderedition an. "Das soll den Enthusiasten der ersten Stunde gleich zur Markteinführung das Besondere bieten", sagt Hülder.

Auch Volumenhersteller wie Volkswagen legen jedes Jahr mehrere Sondermodelle auf, bieten aber nur wenige exklusive Editionen an. Vergangenes Jahr zählte dazu der VW Polo R WRC - ein Kleinwagen mit der Leistung eines Sportwagens. Auch vom VW Golf Borussia Mönchengladbach wurden nur 50 Fahrzeuge angeboten - in und um Mönchengladbach.

Geringes Angebot soll die Nachfrage steigern - und auch den Preis. "Für Sammler gilt bei Autos vielfach die Formel: je exklusiver, desto attraktiver", sagt Bratzel. Dabei geht es um die Anzahl der aufgelegten Sondereditionen, die Stärke der Veränderungen gegenüber der Serie und oftmals auch um den Preis.

(DPA-TMN)
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