E-Mobilität Test: Elektrisch durch den Alltag

Wenn es um Elektromobilität geht, häufen sich die Fragen: Wie weit fährt ein Strom-auto? Wo kann man tanken? Und wie lange dauert das? Julia Puzalowski wollte es wissen und testete den Renault Zoe.

Wie eine Maus sieht er von vorne aus, der Renault Zoe, mit den an Schnurrbarthaare erinnernden Scheinwerfern. Ansonsten ist er äußerlich ein normales Auto, nur die blau schimmernden Applikationen geben einen dezenten Hinweis auf den elektrischen Motor. Kann das der Antrieb der Zukunft sein? Ein paar Tage wird mich dieses Auto nun durch Düsseldorf und an mein jeweiliges Ziel bringen — wenn denn die Akkuladung ausreicht.

Vom Fahrgefühl erwarte ich nicht viel. Schließlich haftet Elektro-Autos ein Öko-Image an. Das muss doch langweilig sein, denke ich, setze den Fuß aufs Gas — und bin von den Socken: Dieses Gefühl der abrupten und stufenlosen Beschleunigung kann kein Verbrennungsmotor dieser Welt vermitteln. Das höchste Drehmoment steht von Anfang an zur Verfügung.

Beschwingt von dieser unverhofften Sportlichkeit versuche ich mich im Tanken. Zum Glück hat das Navi eine Ladesäulen-Such-Funktion. Zehn Minuten später entdecke ich das Ziel vor einem Lebensmittel-Großhandel. 69 Prozent Ladestand zeigt der Bildschirm hinter dem Lenkrad an. Das Zentimeter dicke Kabel ist schnell aus dem Kofferraum gefischt. Ein Knopfdruck öffnet die Klappe an der Front, hinter der die Steckdose sitzt. Das eine Kabel-Ende da hinein, das andere in die Ladesäule — und sofort geht's los. Das Z.E.-Logo blinkt und der Strom fließt. Ich kann ihn sogar hören, wie ein Röhrenfernseher klingt der leise Fiepton. 35 Minuten, sagt der Bildschirm, soll es dauern, die Batterie voll zu laden.

Eigentlich war es mein Plan, während des Ladens etwas Sinnvolles zu erledigen, Einkaufen etwa. Im fußläufigen Umfeld der Ladesäule jedoch gibt es diese Möglichkeit nicht. Also schlage ich Zeit tot mit Betriebsanleitung Lesen und Radio Hören. 40 Minuten später fehlen noch zwei Prozent. Fast bin ich also fertig, endlich. Doch falsch gedacht. Die letzten zwei Prozent dauern noch richtig lange: 14 Minuten. Auf die Zeitanzeige kann man sich anscheinend nicht verlassen. Ebenso wenig auf die Reichweitenanzeige. 174 Kilometer sagt die nach dem Vollladen. Doch einmal ordentlich Gas gegeben, sind's plötzlich nur noch 133 Kilometer. Und jetzt fahre ich auch noch bergauf nach Hubbelrath, da purzeln die Kilometer noch viel schneller.

Mich trösten das elektrische Fahrgefühl und die lustigen futuristischen Geräusche, die das Auto macht. Beim Rückwärtsfahren blubbert's, beim Blinken tickt's wie eine Stoppuhr, beim Motorstart ertönt ein Kurzkonzert, und unter 30 km/h meldet sich die so genannte Fußgängerhupe: ein künstlich erzeugtes Fahrgeräusch, das sich am besten mit dem Wort "Füüüm" beschreiben lässt. Bemerkenswert ist auch die Rückgewinnung der Bremsenergie: Wie bei einem Dynamo wird Bewegung in Strom umgewandelt, sobald ich vom Gas gehe. Das führt zu einem leichten Bremseffekt — und zu dem guten Gefühl, kein bisschen Energie ungenutzt zu lassen. Beim Bergabfahren auf dem Rückweg macht sich das Variieren der Reichweitenanzeige dann positiv bemerkbar. Für die Strecke von elf Kilometern verbrauche ich nur fünf Kilometer Reichweite. So macht elektrisch Fahren Spaß.

Nur das Tanken nervt. Alle zwei bis drei Tage dürstet es den Zoe nach einer neuen Stromladung, das Auftanken der ersten 80 Prozent dauert meist eine gute Stunde. Voller machen lohnt sich nicht, die letzten 20 Prozent laufen viel langsamer — aus elektrophysikalischen Gründen, wie mir später ein Experte erklärt. Ladesäulen gibt es in Düsseldorf bereits einige, sie könnten nur besser verteilt sein. Daran arbeiten die Anbieter. Führend sind RWE und die Stadtwerke. Der Strom ist an vielen Stellen noch umsonst, meist als Werbeaktion des Unternehmens, auf dessen Grundstück die Säule steht. Wo er etwas kostet, benötigen Kunden eine Karte oder ein Handy zur Verifizierung. So oder so muss man anders als beim herkömmlichen Tanken einem Konzern seine Daten geben.

Wen das nicht stört, wer keine weiten Strecken fährt und wer Pioniergeist zeigen will, der ist mit einem Elektro-Auto gut bedient. Für die Wartezeit während des Tankens gibt es eigentlich nur eine akzeptable Lösung: zu Hause eine Strom-Box installieren. Das geht natürlich nur, wenn man ein Eigenheim hat. Alle anderen müssen hoffen, dass sich die Ladezeiten weiter verringern.

(RP)
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