Nicht allein die Qualität entscheidet Tipps für ein langes Winterreifen-Leben

Wer sich neue Winterreifen anschafft, hofft natürlich auf eine möglichst lange Lebensdauer der Pneus. Wie lange die Gummis halten, hängt nicht allein von der Qualität der Reifen ab: Jeder Fahrer kann selbst dazu beitragen, die Laufleistung zu steigern.

Auto-Ratgeber: Fünf Irrtümer über Winterreifen
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Fünf Irrtümer über Winterreifen

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Foto: dpa, Patrick Pleul

Neue Winterreifen für den Wagen gehen ins Geld. Da möchte man natürlich lange etwas von den Gummis haben und nicht schon in der nächsten Saison den nächsten Satz kaufen müssen. Einige Kniffe helfen, um mit den Pneus möglichst weit zu kommen.

Wie alle neuen Reifen sollten auch Winterreifen zunächst rund 100 Kilometer sehr behutsam eingefahren werden. Das dient in erster Linie der Sicherheit. Denn auf den ersten Kilometern bauen die Reifen Grip auf: Schmierige Rückstände aus der Reifenproduktion reiben sich nach und nach ab, und die Profilblöcke werden angeraut. "Deshalb können sich neue Winterreifen auf den ersten Kilometern etwas schwammig anfühlen", erklärt Ruprecht Müller vom ADAC.

Hundert Kilometer sind schnell zurückgelegt. Wer die Reifen danach weiter schonen will, muss vor allem defensiv fahren. "Pneus verschleißen vorrangig durch die Höhe der zu übertragenden Kräfte", erklärt Hans-Jürgen Drechsler vom Verband der Reifenhersteller. Je weniger Gas man gibt, desto besser bekommt das den Reifen. Andersherum können Reifen auf rauem Untergrund und flotter Gangart laut Drechsler "schon nach wenigen Tausend Kilometern die gesetzlich vorgeschriebene Profiltiefe von 1,6 Millimetern unterschreiten".

"Keine Kickstarts, früh schalten und immer vorausschauend fahren", empfiehlt Gerhard von Bressendorf. Der Vorsitzende der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände bringt seinen Schülern bei, ohne starke Tempoveränderungen durch den Straßenverkehr zu gleiten. "Mit großem Sicherheitsabstand und vorsichtigem Einsatz von Brems- und Gaspedal kann der Autofahrer abruptes Bremsen und Beschleunigen verhindern", sagt von Bressendorf. Das schont die Reifen, da nur geringe Kräfte auf die Gummis wirken — und es spart gleichzeitig Sprit. Auf den Reifenverschleiß wirkt sich aber nicht nur das Gasgeben und Verzögern aus: Wie schnell das Profil schwindet, hängt auch vom Fahrtempo ab, betont ADAC-Techniker Müller. "Bei sehr hohen Geschwindigkeiten müssen hohe Kräfte übertragen werden." Dadurch erhöhe sich der Schlupf, also der Reibkontakt zwischen Reifen und Straße, und in der Folge der Verschleiß, erklärt er.

Der richtige Luftdruck ist neben einem defensiven Fahrstil der zweite wichtige Punkt, um zu schnellem Reifenabrieb vorzubeugen. "Und trotzdem achten nur die wenigsten Autofahrer darauf", sagt Hans-Jürgen Drechsler. Viele kontrollierten nur vor großen Fahrten in den Urlaub den Luftdruck — also ein- oder zweimal im Jahr, stellt Drechsler fest. Dabei sollte mindestens einmal im Monat und besser noch alle zwei Wochen überprüft werden, ob der Reifendruck den Herstellerempfehlungen entspricht, rät der Experte. Bei zu niedrigem Luftdruck wird die Lauffläche eines Reifens ungleichmäßig abgerieben, was den Verschleiß begünstigt. Eine Formel für die Relation zwischen zu geringem Luftdruck und der Verkürzung der Laufleistung gebe es allerdings nicht, schränkt Ruprecht Müller ein. Fahrlehrer von Bressendorf empfiehlt, den Reifendruck generell 0,2 bar höher als vom Hersteller empfohlen zu halten. Bei starker Kälte und auch mit viel Gepäck an Bord sollte der Druck auf jeden Fall gesteigert werden.

Keinen Einfluss hat der Autofahrer auf den sogenannten Sägezahnverschleiß. Dieser kann laut ADAC vor allem bei Reifen mit einem hohen Profil-Negativanteil, also wenigen hochstehenden Profilblöcken, an der Reifenschulter auftreten. "Die Profilblöcke werden dabei schräg abgerieben", erläutert Müller. Vom Sägezahnverschleiß sind vorrangig die nicht angetriebenen Räder betroffen. Die Folge sind in der Regel sehr laute Abrollgeräusche. Um dieser Verschleißform entgegenzuwirken, rät Müller: Wenn vom Fahrzeughersteller nichts anderes empfohlen wird, sollten die Räder nach 5000 bis 10 000 Kilometern auf den Achsen seitengleich getauscht werden.

Beim Kauf sollten Autofahrer eher auf schmale als auf breite Pneus setzen. Das empfiehlt ADAC-Technikexperte Ruprecht Müller. "Wir stellen bei sehr großen Reifen vermehrt ungleichmäßigen Verschleiß fest", sagt er. Die Laufleistungen solcher Reifen seien deutlich geringer als die von Pneus "mit zivileren Reifendimensionen".

(tmn)
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