Viele neue Stadtflitzer im Autofrühling

Kleines Format, große Unterschiede: Selten gab es so viele verschiedene neue Kleinwagen wie in diesem Autofrühling. Der Bogen spannt sich vom Preisbrecher bis zum Premium-Modell, von Lowtec bis Lifestyle.

Ein neuer Mini, ein überarbeiteter VW Polo oder der Nachfolger des Twingo: Selten standen so viele Kleinwagen in den Startlöchern. "Kleinwagen haben sowohl für Volumen- als auch Premiumhersteller eine wachsende Bedeutung", erklärt Stefan Bratzel von der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach die Modellfülle dieses Autofrühlings. Doch auch wenn die Maße schrumpfen und die Motoren weniger Kraft haben: Viele technische Errungenschaften aus höheren Klassen stehen mittlerweile auch bei den Kleinsten zur Wahl.

Beispiel VW Polo: Extras wie automatische Abstandsregelung, serienmäßige Müdigkeitserkennung oder die Multikollisionsbremse halten mit der Modellpflege Einzug. Der Polo kommt nach seiner Publikumspremiere auf dem Genfer Autosalon (bis 16. März) in den Handel. Am Design hat sich kaum etwas geändert, dafür wurde die Motorenpalette komplett erneuert – die Leistungsspanne reicht von 44 kW/60 PS bis 141 kW/192 PS. Der Grundpreis liegt weiterhin bei 12 450 Euro.

Wie früher noch beim Kleinwagen die Regel, muss man sich auch beim Mini längst nicht mehr in Enthaltsamkeit üben. Wer bei der Neuauflage vom LED-Scheinwerfer über den Einparkautomaten bis hin zum Head-up-Display alles mitnimmt und auch noch den stärksten der zunächst drei verfügbaren Motoren (85 kW/116 PS bis 141 kW/192 PS) bestellt, kommt allerdings schnell auf mehr als 40 000 Euro. Der Basispreis liegt zunächst bei 19 700 Euro, Markstart ist im April. Audi zeigt in diesem Frühjahr indes, dass ein Kleinwagen auch jede Menge Kraft haben kann. Mit dem S1 bieten die Bayern zum ersten Mal ein Sportmodell in ihrer Einstiegsbaureihe an. Bis zu 250 km/h schnell und 170 kW/231 PS stark, kommt der Wagen im zweiten Quartal zu Preisen ab 29 950 Euro in den Handel.

Auch beim Opel Adam geht die Entwicklung zu mehr Fahrspaß: Dafür sorgen soll ein neuer Dreizylinder-Turbo mit 85 kW/115 PS. Und eine zweite Karosserievariante soll die ohnehin schon üppige Auswahl an Farben und Formen vergrößern. Ab Sommer gibt es den Adam auch in der Variante Rocks mit etwas mehr Bodenfreiheit und robusten Anbauteilen im Offroad-Look sowie einem Faltverdeck.

Für die preisbewusstere Kundschaft bringt der Autofrühling zum Beispiel den neuen Suzuki Celerio. Kein anderer Hersteller baut weltweit so viele Kleinstwagen wie das japanische Unternehmen, nun füttert die Firma ihr Europa-Programm weiter an und stellt dem Alto den etwas geräumigeren Bruder zur Seite.

Dass die Hersteller sich in Sachen Kleinwagen so breit aufstellen, hat indes einen unternehmerischen Grund: Bei kleinen Modellen komme man allgemein kaum auf eine vernünftige Rendite, sagt Bratzel. Deshalb täten die Hersteller alles, um die Stückzahlen in die Höhe zu treiben. Üblich sind auch Kooperationen mit der Konkurrenz. So bauen Toyota und die beiden PSA-Konzernmarken Citroën und Peugeot einen Kleinstwagen, der ebenfalls in die zweite Runde geht. Bei den Japanern heißt der Wagen weiter Aygo, bei Citroën C1, und bei Peugeot heißt der 107-Nachfolger nun 108.

Auch Mercedes und Renault arbeiten für die Entwicklung eines neuen Kleinwagens zusammen. Bei den Franzosen wird daraus der neue Twingo, der auf dem Genfer Salon enthüllt wird. Die Schwaben bauen auf der gemeinsamen Plattform den Nachfolger des Smart, der nach Angaben des Unternehmens im Sommer zu sehen sein wird.

Dass die kleinen Autos gerade so groß im Kommen sind, hat für Automobilwirtschaftler Stefan Bratzel weitere Gründe. Es gehe den Herstellern um den Erhalt ihrer Marktanteile, die man in weitgehend gesättigten Märkten nur über Zweit- oder Drittwagen festigen könne. Und zum anderen schaue jeder auf seine Klimabilanz: "Massenhersteller haben schon immer Kleinwagen gebaut. Aber in Zeiten strengerer CO2-Vorgaben werden die PS-Petitessen plötzlich auch für die Premiumhersteller attraktiv."

(RP)
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