Was man am Auto selbst reparieren kann

Vergaser wechseln, Ventilspiel einstellen, Gaszug tauschen - früher konnten Laien mit etwas mechanischem Verständnis vieles am Auto selber machen. Im Elektronik-Zeitalter müssen die Wagen dafür aber immer öfter in die Werkstatt.

Die öligen Finger umschließen hoffnungsfroh den Zündschlüssel. Ein Dreh im Handgelenk, der Anlasser orgelt kurz - mit einem gesunden Röhren springt der Motor an und verbrennt die ersten Tropfen Treibstoff: Alles selbst repariert! Und höchstwahrscheinlich an einem Oldtimer. Denn an modernen Autos lässt sich für Laien immer weniger selber machen - Schuld ist die moderne Technik.

"Verantwortlich dafür ist die zunehmende Komplexität der Bauteile und die zunehmende Vernetzung", sagt Jürgen Wolz, technischer Leiter beim TÜV Süd. Zudem würden moderne Technologien zuweilen auch neue Gefahren mit sich bringen. So sollte man von Xenon-Licht schon wegen der hohen Spannungen die Finger lassen. "Da ist ein Brenner mit 20.000 Volt drin", ergänzt Thomas Caasmann von der Gesellschaft für Technische Überwachung (GTÜ). "Den würde ich nicht anfassen."

Auch sonst können vermeintlich einfache Aufgaben wie der Wechsel der Starterbatterie in Eigenregie unlösbar werden. "Danach müssen bei manchen Autos die Fensterheber neu programmiert werden, oder auch der elektronische Zündschlüssel", sagt Dietmar Clysters, Obermeister der Kfz-Innung Rhein-Neckar-Odenwald.

Natürlich ist nicht jedes Auto gleichermaßen komplex. Laut Clysters hat man bei einfachen Kleinwagen eine größere Chance, Reparaturen in Eigenregie durchführen zu können, als bei einer Luxuslimousine. Doch auch das ist nicht sicher, meint Caasmann. "Elektronik ist oft billiger als mechanische Lösungen, also sind die Bauteile zum Teil die gleichen." Den Zündkerzen-Wechsel traut er aber immerhin halbwegs versierten Zeitgenossen bei fast jedem Auto zu.

Schon die Scheinwerfer aber können Bastler vor unlösbare Aufgaben stellen. "Die sind oft so verbaut, dass man alles Mögliche ausbauen muss, bevor man an die Glühbirne kommt", erläutert Caasmann. Wer unsicher ist, ob er den Birnenwechsel selbst durchführen kann, dem rät Clysters, einen Blick ins Handbuch zu werfen. "Da steht drin, wie man eine Glühbirne wechselt, wenn man sie wechseln kann."

Der Verdacht, dass die Hersteller Bauteile auch deshalb kompliziert verbauen, damit ihre Vertragswerkstätten und die Hersteller von Originalteilen gute Geschäfte machen, sei naheliegend, sagt TÜV-Mann Jürgen Wolz. In vielen Fällen seien die Schwierigkeiten aber auch gestalterischen Prioritäten geschuldet. Und: "Bei den Leuchtmitteln ist es wieder etwas besser geworden, seit eine EU-Richtlinie vorschreibt, dass die relativ leicht austauschbar sein müssen."

"Luftdruck, Wasser, Ölstand prüfen - all das geht natürlich noch in Eigenregie", sagt Clysters. Aber, gibt er zu bedenken: "Der Ölpeilstab steckt oft nicht mehr da, wo man ihn vermutet, und bei manchen Autos ist der Wasserbehälter unter der Stoßstange angebracht." Die Wischerblätter der Scheibenwischer aber finde man auch ohne Handbuch und das Tauschen sei unproblematisch.

Auch Wolz hält leichte Verschleißreparaturen und Wartungsarbeiten für machbar. Dazu zählen Luftfilter-, Ölfilter- und Ölwechsel. Auch das Kühlmittel lasse sich tauschen oder auffüllen. Allerdings ist hier jeweils eine fachgerechte Entsorgung erforderlich. Laut Clysters ist auch der Wechsel von Innenraum- oder Pollenfilter meist unkompliziert. Den Wechsel des Auspuffendtopfes halten die Experten ebenfalls für eine simple Reparatur. "Der kann allenfalls so fest sitzen, dass man ihn mit Hausmitteln nicht mehr abbekommt."

Ein zwiespältiges Thema sind die Bremsen. Zwar ist der Wechsel von Bremsscheiben oder Bremsbelägen an sich nicht anspruchsvoll, doch Clysters hält die Arbeit daran für riskant. "Grundsätzlich rate ich bei allen sicherheitsrelevanten Teilen: Finger weg!" Jürgen Wolz ist nicht ganz so rigoros, meint aber auch, dass Bastler dafür ein gehöriges Maß an Kenntnissen mitbringen sollten.

Ähnlich sieht es beim Fahrwerk aus. "Das ist anspruchsvoll, aber machbar", sagt Caasmann. Da die Federn unter Vorspannung stehen, müsse man sehr vorsichtig sein und über das entsprechende Werkzeug verfügen. "Von Fahrwerken mit elektronischer Dämpferregelung sollte man die Finger lassen", warnt Wolz.

In solchen Fällen bleibt wieder nur der Werkstattbesuch. Und der ist mit Kosten verbunden. "Viele Leute legen ja genau deswegen Hand an, weil sie Geld sparen wollen", sagt Clysters. Eine Rechnung, die oft nicht aufgeht, weil sie die Arbeit anfangen und nicht zu Ende führen können, meint der Kfz-Obermeister. Er rät dazu, bei der Werkstatt nach einer zeitwertgerechten Reparatur zu fragen, bevor man sich die Hände schmutzig macht und womöglich mehr auflädt, als man schultern kann.

(RP)
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