Straßenverkehr Wenn eine SMS das Leben kostet

Düsseldorf · Fußgänger, die mit gesenkten Blicken auf ihre Handys schauen, sind in Innenstädten Alltag. Unachtsamkeit kann hier mal zu einer Beule oder einem Stolperer führen. Am Steuer eines Autos kann SMS-Schreiben und E-Mail-Lesen schnell drastische Folgen haben. Experten warnen eindringlich: Wer am Steuer sitzt, sollte die Finger vom Handy lassen. Denn die Unfallzahlen steigen.

Handy im Auto: Das ist erlaubt oder verboten
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Foto: ddp

Sekunden der Unachtsamkeit können Leben auslöschen. Eben noch in sozialen Netzwerken mit Freunden geplauscht, endet die Fahrt mit dem Auto an einem Baum oder in einem Frontalzusammenstoß.

Bei einer jungen Frau aus Baden-Württemberg liegt das Handy noch auf der Brust, als die Polizei nach einem Unfall ihre Leiche in dem Wagen findet. In den USA verbreitet via Facebook eine Autofahrerin Bilder von sich und schreibt, wie glücklich sie ein Lied macht, das vermutlich gerade im Radio läuft. Sekunden später rast sie frontal in einen Laster und stirbt.

Verbote werden oft ignoriert

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Das 13 Jahre alte Handynutzungsverbot in Autos in Deutschland wird dennoch oft ignoriert. Die Landesverkehrswacht Niedersachsen will nun mit der Plakataktion "Tippen tötet" vor den Gefahren des SMS-Schreibens oder Handy-Surfens am Steuer warnen. Den Organisatoren zufolge ist das die erste bundesweite Kampagne gegen das Simsen am Steuer.

In einem Film weist die Verkehrswacht daraufhin, dass mit dem Schreiben von SMS und E-Mail am Steuer das Unfallrisiko nach einer Hochrechnung der Versicherungswirtschaft um das 23-Fache steigt.

Chronologie tödlicher Falschfahrer-Unfälle
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Foto: dpa, go Wagner

Daten werden nicht zentral erfasst

Daten, wie oft es tatsächlich wegen des Smartphones kracht, gibt es nicht. "Das Fahren mit dem Handy wird nicht zentral erfasst", sagt der niedersächsische Landespolizeipräsident Uwe Binias. "Der Nachweis, dass ein Handy benutzt wurde, ist sehr schwierig." Es gebe ja rechtlich nicht die Möglichkeit, nach einem Crash einfach das Telefon einzuziehen, da müssten schon konkrete Verdachtsmomente her.

Nach Schätzungen der Versicherungsbranche sollen jedoch 20 Prozent der Unfälle auf das Tippen am Steuer zurückzuführen sein, sagt die Staatssekretärin im Verkehrsministerium in Hannover, Daniela Behrens.

Fünf Sekunden bedeuten 70 Meter

Wer bei 50 Stundenkilometern nur fünf Sekunden auf das Display schaut, fährt 70 Meter weit. Eine Blindflug, der schwere Folgen haben kann. Nach einer Umfrage der Allianz in Deutschland, Österreich und der Schweiz aus dem Jahr 2011 telefonieren mehr als 40 Prozent der Autofahrer beim Fahren mit dem Handy, ein Drittel liest oder schreibt SMS und E-Mails hinterm Steuer.

Die Ablenkung der Verkehrsteilnehmer durch Smartphones hat dem Bundesverkehrsministerium zufolge in den vergangenen Jahren stark zugenommen. "Das ist in den letzten Jahren enorm gestiegen", sagt Sprecher Stefan Ewert. Nicht zuletzt deswegen sei auch das Bußgeld von 40 auf 60 Euro erhöht worden. Fahrradfahrer zahlen immerhin noch 25 Euro, Fußgänger müssen nach Angaben der Polizei hingegen nicht in die Tasche greifen.

"From one second to the next"

In anderen Ländern wie zum Beispiel den USA gibt es bereits drastische Aufklärungskampagnen. Auch in den Niederlanden hängen schon Anti-SMS-Plakate an den Straßen.

Der Filmemacher Werner Herzog hat in den USA für eine Kampagne den Film "From one second to the next" (Von einer Sekunde auf die andere) gedreht, der drastisch zeigt, wie schnell Leben zerstört werden können. Abgelenkt durch sein Telefon rast ein Mann in eine Pferdekutsche, drei Menschen sterben. Er schrieb gerade seiner Frau, dass er sie liebt. Ein Junge sitzt im Rollstuhl, weil eine Frau im Auto in einer Kurznachricht andere informierte, dass sie gerade unterwegs ist.

Einen Film hat nun auch die Verkehrswacht ins Internet gestellt, jedoch einen bei weitem nicht so drastischen. Eine junge Frau auf einem Verkehrsübungsplatz glaubt, Schlangenlinien um Pylonen fahren und nebenher eine SMS schreiben zu können. Nachdem sie den Parcour abgefahren hat, steht kein orange-weißes Hütchen mehr.

(dpa)
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