Kolumne Dämmen lohnt sich nicht immer

Dämmen lohnt sich" - das wollen uns zumindest die Dämmstoffindustrie und die halbstaatliche Deutsche Energie-Agentur weismachen. Zweifel an dieser Aussage sind jedoch berechtigt.

Überschlägige Rechnungen zeigen, dass sich nachträgliche Außenwanddämmungen für selbst nutzende Eigentümer eines älteren Einfamilienhauses erst nach 50 bis 80 Jahren rechnet. In der Zwischenzeit werden zudem Instandhaltungsmaßnahmen fällig, deren Kosten in der Rechnung fehlen. Der Selbstnutzer profitiert aber immerhin durch geringere Heizkosten. Anders als bei den selbst genutzten Immobilien verhält es sich bei vermieteten Gebäuden. Hier kommen die Energieeinsparungen primär den Mietern und nicht dem Eigentümer zugute. Die Möglichkeit zur Refinanzierung über eine Mieterhöhung wird aber durch mietrechtliche Vorgaben und den gegebenen Wohnungsmarkt beschränkt.

Auch die Forderung nach immer dickeren Dämmstärken lässt sich nicht nachvollziehen. Die ersten vier Zentimeter Dämmung halbieren den Wärmeverlust, und eine zehn Zentimeter dicke Dämmung lässt den Verlust auf 25 Prozent schrumpfen. Jeder weitere Zentimeter bewirkt jedoch kaum noch eine Reduktion des Wärmeverlusts. Die Praxis hat zudem gezeigt, dass umfassende Wärmedämm-Maßnahmen an bestehenden Gebäuden zu Problemen bei der Wohnraumlüftung und dem Feuchtigkeitsabzug führen können. Aus all dem folgt, dass sich Dämmen bei Weitem nicht immer lohnt und mit erheblichen finanziellen und gesundheitlichen Risiken verbunden ist. Häufig sind alternative Maßnahmen zur Energieeinsparung nicht nur günstiger, sondern auch effektiver.

Rolf Kornemann

Der Autor ist Präsident von Haus & Grund Deutschland.

(RP)
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