Hauskauf gut vorbereiten

Bevor potenzielle Käufer einer Immobilie einen Kredit aufnehmen, sollten sie die Finanzierung genau durchrechnen.

Zur Miete wohnen - viele möchten das nicht für immer. Irgendwann in ihrem Leben wollen die meisten in den eigenen vier Wänden leben. Doch bevor es ans Bauen oder an die Objektsuche geht, ist erst einmal Rechnen angesagt. Ohne ein solides Finanzierungskonzept geht nämlich gar nichts. Wie Käufer am sinnvollsten vorgehen im Überblick:

Aktuelle Liquidität ermitteln Als erstes sollten Immobilienbesitzer in spe eine Checkliste erstellen. Auf der Einnahmeseite müssen Nettoeinkommen, Kapitalerträge sowie sonstige Einnahmen, zum Beispiel das Kindergeld, aufgelistet werden. Auf der anderen Seite sind monatliche Ausgaben für Miete und Lebenshaltungskosten, unregelmäßige Ausgaben wie zum Beispiel Urlaub, Beiträge, Versicherungen sowie Kfz-Aufwendungen zu vermerken. Aus der Differenz zwischen der Summe der Einnahmen und der Summe der Ausgaben ergibt sich der Betrag, der rein theoretisch in die Immobilienfinanzierung fließen kann. "Allerdings sollten nicht alle freien Mittel bis zum letzten Euro ins Eigenheim investiert werden", rät Ralf Scherfling von der Verbraucherzentrale NRW. Für ungeplante Ausgaben sollte eine ausreichende Geldreserve vorhanden sein. "Ansonsten müssten Anschaffungen über teure Ratenkredite finanziert werden, das könnte die Liquidität unnötig belasten", warnt Scherfling.

Vorhandenes Eigenkapital zusammenrechnen "Als Faustregel gilt, dass 20 bis 30 Prozent Eigenkapital bei einer Immobilienfinanzierung eingebracht werden", sagt Julia Topar vom Bundesverband deutscher Banken. Von vornherein bedacht werden sollten auch die gegebenenfalls aus Eigenkapital zu finanzierenden Kosten für den Umzug und für den Kauf etwa einer neuen Küche oder neuer Möbel, empfiehlt Helmut Weigt vom Verband Wohneigentum. Ins Eigenkapital bei der Immobilienfinanzierung einfließen können etwa Tages- und Termingelder. Die entsprechenden Mittel sind kurzfristig verfügbar. Auch Investmentfondsanteile und Aktien können grundsätzlich kurzfristig verkauft werden. "Allerdings besteht hier die Gefahr, im Falle eines Börsentiefs Verluste zu machen", erklärt Scherfling. Daher sollten Verbraucher, die sich zum Immobilienkauf entschlossen haben, Aktien oder Aktienfonds gegen schwankungssichere Tages- und Termingeld-Konten eintauschen. "So können sie das Risiko eines möglichen Kursverlustes minimieren", betont er.

Staatliche Angebote prüfen Der Staat unterstützt Verbraucher beim Erwerb von selbstgenutztem Wohneigentum. Es gibt verschiedene Finanzierungshilfen. Zum Beispiel über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Dort können Interessierte etwa ein staatlich gefördertes zinsgünstiges Darlehen beantragen. "Der Finanzierungsanteil beträgt bis zu 30 Prozent der Gesamtkosten bei einem Kredithöchstbetrag von 100 000 Euro", erläutert Topar. Daneben können auch über sogenannte Wohn-Riester-Verträge staatliche Zulagen und Steuervorteile für den Erwerb oder den Bau von selbstgenutzten Eigenheimen genutzt werden. "Ob die eher komplizierte Riester-Förderung für ein konkretes Eigenheimvorhaben empfehlenswert ist, hängt von der individuellen Finanzlage des Häuslebauers ab", sagt Helmut Weigt. Er empfiehlt, unabhängigen fachlichen Rat einzuholen, etwa bei den Verbraucherzentralen.

Finanzierungsvariante wählen "Die in der Praxis am häufigsten genutzte Variante der Immobilienfinanzierung ist der Festzinskredit", sagt Topar. Dabei wird der Zinssatz für einen längeren Zeitraum festgeschrieben und bleibt für diese Zeit unverändert - üblicherweise für fünf, zehn oder 15 Jahre. Die Laufzeit kann je nach Tilgungsrate über 30 Jahre gehen. Der Vorteil: Planungssicherheit. Der Nachteil: Der Kunde ist langfristig gebunden. "Es gibt aber auch die Möglichkeit, einen Kredit mit variablen Zinsen aufzunehmen - die monatliche Belastung kann also je nach Zinsentwicklung steigen oder sinken", erklärt Julia Topar. Hierbei können Verbraucher eine Zinsobergrenze vereinbaren. Dafür verlangt das Kreditinstitut allerdings eine Prämie. Ein Bauspardarlehen ist eine weitere mögliche Finanzierungsvariante.

Darlehensobergrenze ermitteln Dabei sollten nicht nur die aktuellen Marktzinsen, sondern auch das eigene Alter berücksichtigt werden. Je älter die Immobilienbesitzer sind, desto schneller sollte die Finanzierung abgeschlossen sein. "Spätestens mit Eintritt ins Rentenalter sollte das Eigenheim unbedingt schuldenfrei sein", empfiehlt Ralf Scherfling. Um eine Unterfinanzierung zu vermeiden, sollten Verbraucher auf eine seriöse und vollständige Kostenaufstellung achten, rät Weigt. "Sonst kann der Traum vom eigenen Heim schnell als Albtraum enden und die gesamte Existenz gefährden." Kräftig zu Buche schlagen können übrigens auch die immer anfallenden Nebenerwerbskosten. Das sind neben Grunderwerbssteuer, Notar- und Grundbuchgebühren gegebenenfalls auch die Maklerprovision oder Kosten für Architekten- und Ingenieurleistungen. "Zum Punkt Nebenkosten sollten sich Immobilienbesitzer ebenfalls eine Liste machen", rät Topar.

(DPA-TMN)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort