Höhere Grenzwerte beim Hausbau

Der Bau von Wohngebäuden wird ab diesem Jahr teurer, denn die Vorgaben der Energieeinsparverordnung (EnEV) werden strenger. Aber die meisten Bauanträge erfüllen ohnehin schon diese Anforderungen, sagen Bauexperten.

In diesem Jahr verschärft sich die Energieeinsparverordnung (EnEV). "Sie schreibt vor, dass Wohngebäude, die ab dem 1. Januar 2016 gebaut werden, einen um 25 Prozent niedrigeren Primärenergiebedarf pro Jahr haben müssen als bisher", erklärt Jürgen Stock, Referatsleiter im Bundesbauministerium. "Außerdem muss der Wärmeschutz der Gebäudehülle bei Neubauten dann um circa 20 Prozent verbessert werden." Betroffen sind alle, die ihren Bauantrag ab dem 1. Januar einreichen. Aber viele Bauherren seien bereits darauf eingestellt.

Oft bieten die Baufirmen schon den "KfW-70-Standard" an, der Basis für einen Tilgungszuschuss der Förderbank KfW ist. Der Standard erfüllt die neuen Anforderungen an Wärmeschutz und Primärenergiebedarf, in einigen Bereichen ist er besser. "Allerdings gibt es auch Hausbaufirmen, die die neuen Grenzwerte noch nicht erreichen", betont Jürgen Friedrichs vom Bauherren-Schutzbund. "Wichtig ist also, dass Kunden den jeweiligen Energiestandard des Hauses prüfen, bevor sie sich entscheiden."

Für Bauherren ist die EnEV 2016 eine finanzielle Herausforderung. "Alle Fachleute sind sich darüber einig, dass das Bauen damit etwas teurer wird", sagt Stock. "Aber über die Höhe der zusätzlichen Kosten gibt es unterschiedliche Auffassungen." Schätzungen schwanken zwischen drei und elf Prozent Mehrkosten. Unterm Strich sollen sich die Investitionen aber mittelfristig auszahlen. "Berechnungen an Modellgebäuden haben ergeben, dass nach 20 bis 24 Jahren, aber auch deutlich schneller, die schwarze Null erreicht und danach ein Plus zu verzeichnen sein wird", betont der Ministeriumsvertreter.

Wie teuer es letztlich wird, hängt von der Anlagentechnik ab. "Es gibt ja viele Wege, diese Einsparungsziele zu erreichen", stellt Stock klar. Wird etwa eine etwas teurere Pelletheizung statt eines Brennwertkessels genutzt, kann die Wärmedämmung im Gegenzug etwas geringer ausfallen. Das trifft auch beim Einsatz einer Wärmepumpe zu.

Bei der Bewertung der Energiebilanz wird berücksichtigt, wie viel Energie der Neubau rechnerisch benötigt und welcher Energieträger verwendet wird. So bringt die Nutzung regenerativer Energien wie Solarenergie Vorteile gegenüber Öl oder Gas. "Ausschlaggebend ist der sogenannte Primärenergiefaktor", sagt Alexander Lyssoudis von der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau. Dieser zeigt das Verhältnis von der eingesetzten Primärenergie zur abgegebenen Endenergie. Je kleiner der Primärenergiefaktor, desto umweltschonender und effizienter ist der Energieeinsatz und -aufwand von der Quelle bis zum Endverbraucher. Während er bei fossilen Brennstoffen wie Gas und Heizöl über eins liegt, punkten alle erneuerbaren Energien mit Werten unter eins.

"Das wirkt sich positiv auf den Primärenergiebedarf eines Hauses aus", erklärt Lyssoudis. "Um diesen zu ermitteln, wird der Verbrauch eines Hauses mit dem Primärenergiefaktor multipliziert. Setzt der Bauherr also viele erneuerbare Energien ein, hat er überhaupt keine Probleme, die strengeren Anforderungen der EnEV zu erfüllen."

Im Wesentlichen gibt es drei Stellschrauben für Bauherren: die Gebäudehülle, den Energieträger und die Technik für Heizung und Warmwasserbereitung. "Zum einen sollte er in einen guten Wärmeschutz investieren", rät Lyssoudis. Das fängt bei der Dämmung der Außen- und Kellerwände an und geht über die Drei-Scheibenverglasung der Fenster bis zur Haustür. Mit der Wahl des passenden Energieträgers ist ein weiterer Schritt getan. Dieser zieht fast zwangsläufig die Nutzung effizienter Anlagentechnik nach sich.

(RP)
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