Heimwerken Renovieren - aber richtig

Düsseldorf (RP). Wenn die frisch geklebte Tapete Blasen wirft, droht so manche schwungvoll begonnene Wandverschönerung im Frust zu enden. Was man beim Großprojekt "Jetzt renoviere ich selbst" so alles falsch machen kann, hat unsere Autorin leidvoll erfahren. Nachhilfe tut not - Malermeisterin Gerti Leben sagt, wie's geht.

So klappt's mit dem Anstreichen
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Foto: ICI

Es ist der ganz normale Wahnsinn, auch Frühlingseuphorie genannt. "Man sollte mal über die Wände rollen." Aus der gemütlichen Sofa-Perspektive schlüpfen solch leichtfertige Vorschläge flott über die Lippen. Sonnenschein draußen, winterschlappe Familienmitglieder drinnen - dem muss doch abzuhelfen sei!

Eine Wohnzimmerrenovierung soll nicht nur den fiesen Gilb auf den Tapeten überwältigen, sondern auch ein bisschen Frische in verstaubte Gemüter bringen und Glanz auf die Seele legen. Geplant ist ein Wochenende, an dem Vater, Mutter und zwei Kinder mit selbst gefalteten Zeitungshütchen munter die Pinsel schwingen.

Die Hexe schießt in den Rücken

Als beim Anheben des Sofas die Hexe in den Rücken des Hausherrn schießt, wird auf das Ausräumen des Zimmers verzichtet und sämtliche Möbel in der Mitte gestapelt. Ein kapitaler Fehler! Merke: Nichts ist so wichtig wie ein freier Arbeitsplatz. Der Rundlauf mit Leitern um einen Turm von Mobiliar erhöht die Reibungsfläche aller Beteiligten um ein Vielfaches, was der Stimmung ziemlich abträglich ist.

Samstag, zehn Uhr dreißig: Entern des Baumarktes. Fehler Nummer zwei. Merke: Im Baumarkt gilt nicht, was für den Himmel versprochen wird: Die Letzten werden hier niemals die Ersten sein. Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben und die tausend anderen Heimwerker, die schon da sind, um Fachverkäufer auf Stunden mit Beschlag zu belegen, sich auf dem Parkplatz zu drängeln und an der Kasse zu schlängeln.

Do-it-yourself-Falle Nummer drei: Die völlige Selbstüberschätzung des ungeübten Heimwerkers im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, sprich angesichts verlockender Baumarktregale. Wessen handwerkliche Höchstleistungen darin bestehen, alle paar Jahre über eine Raufasertapete zu streichen, der sollte sein Tun selbstkritisch überdenken, wenn er beim Verlassen des Baumarktes eine Putzspritz-Pistole unter dem Arm trägt.

Keine Preiswert-Pinsel

Vierte Falle: die "Kauf-mich-ich-bin-billig-Produkte". Merke: Jeder Handwerker ist nur so gut wie sein Handwerkszeug. Ein Preiswert-Pinsel ist nach wenigen Strichen nur allzu bereit, sich von der Mehrzahl seiner Haare zu trennen.

Ähnliche Erfahrungen machen Hobby-Maler mit Abdeckfolien: Die Fisselig-Dünnen reißen schon, kaum dass sie auseinanderklamüsert und ausgebreitet sind. Wetten, dass exakt dort, wo die Leiter ein Loch in die Folie reißt, ein dicker Farbtropfen zielsicher seinen Weg auf den Teppichboden findet? Nach entnervenden Schuldzuweisungen verlassen mehrere Familienmitglieder die Arbeitsstätte.

Es folgt die folgenschwere Farben-Frage: Wer kann bei Baumarktbeleuchtung nach einem zwei Quadratzentimeter kleinen Muster entscheiden, ob Farben mit so wohlklingenden Bezeichnungen wie "Koralle" oder "Mais" an den heimischen Wänden wirken, als habe man sich in das Heim von Barbie oder das Innere eines Eidotters verirrt? Wer auf Nummer sicher gehen will, mixt selbst vor Ort.

Samstagnachmittag finden sich im Chaos-Heim lediglich noch ein übellauniger Ehemann, eine frustrierte Hausfrau, aber eine wunderschöne wuschelige Streichrolle. An ihr wurde nicht gespart und ein breites Lammfell-Luxusmodell gekauft, leider ohne zu bedenken, dass sie, mit Farbe getränkt, beachtlich an Gewicht zunimmt.

Bereits nach dem dritten Strich macht sich im Oberarm ein stechender Schmerz breit, so als stemme man einen Kleinwagen. Arme, die normalerweise nicht mehr heben als einen Kugelschreiber oder einen Kochlöffel, können auf plötzliche Malerattacken mit Protest reagieren.

(rap)
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