Energie Smart Home: Heizung per Handy steuern

Mit Smart Home lässt sich die Heizung auch von außerhalb steuern und dabei leicht Kosten sparen. Wir haben zwei Systeme getestet.

 Mit Smart Home lässt sich die Heizung steuern und Kosten sparen.

Mit Smart Home lässt sich die Heizung steuern und Kosten sparen.

Foto: Privat/Ksenia Ragozina /Shutterstock.com

<p>Mit Smart Home lässt sich die Heizung auch von außerhalb steuern und dabei leicht Kosten sparen. Wir haben zwei Systeme getestet.

Heizkosten sparen mit Komfortgewinn: Das liest sich erst einmal wie ein schlechtes Werbeversprechen, ist aber mit Smart Home durchaus realisierbar. Die Technologie setzt bei den kleinen Fehlern der Nutzer an. Beim Lüften das Heizkörperventil abgedreht? Zum Einkaufen gehen und die Heizung heruntergedreht? Läuft die Heizung im Wohnzimmer noch während man schon im Bett liegt?

Dies sind nur ein paar Beispiele, die sich mit Smart Home-Heizregelsystemen intelligent steuern lassen, ohne dass man einen Gedanken daran verschwenden muss. Die Einsparungen sind enorm und können zwischen 20-30% betragen. Während große Heizsystemhersteller, wie Vaillant, Wolff oder Buderus auch eigene Techniken im Programm haben, gibt es aber auch Nachrüstsysteme, die herstellerunabhängig arbeiten und bei gemieteten Objekten rückstandsfrei wieder entfernt und in der neuen Wohnung wieder verwendbar sind. Diese Nachrüstsysteme sind außerdem weitaus komfortabler, da sie noch weitere Funktionen abdecken.

Zwei der wichtigsten Systeme im Markt sind Tado° und Homematic. Während Tado° das Heizsystem direkt steuert, geht Homematic die Steuerung über die Heizkörperventile an. Homematic bietet eine eigene Steuerzentrale, um die volle Vielfalt der Technik ausschöpfen zu können, aber auch Qivicon, Vattenfall oder EnBw nutzen diese Technikkomponenten für ihre Steuerungen.

Test des Homematic-Systems

Exemplarisch schauen wir uns die Heizkörperventilsteuerung in Kombination mit einer Qivicon Home Base an. Praktisch ist, dass alles kabellos funktioniert, so lässt sich alles ohne großen Aufwand installieren. Jeder Heizkörper erhält zu Beginn ein neues Homematic-Heizkörperventil und wird über einen sehr gut beschriebenen Anlernmodus Schritt für Schritt in die Basis integriert. Dabei wird das Heizkörperventil einem Raum zugeordnet und erhält einen Namen, wie z.B. „Heizkörper Esszimmer“. Anschließend können Temperatur und Zeiten eingestellt werden. So kann der einzelne Heizkörper individuell angesteuert, aber auch manuell am Ventil höher oder niedriger eingestellt werden.

Aktiviert man nun auch noch eine Situation, zum Beispiel „Außer Haus“, so lässt sich über einen Funkschalter neben der Eingangstür oder über das Handy beim Verlassen der Wohnung oder des Hauses mit einem Tastendruck alle Heizkörper auf eine zuvor eingestellte Absenktemperatur von zum Beispiel 16°C herunterfahren und bei der Rückkehr wieder hochfahren.

Kontrolliert offene Fenster

Verbaut man zusätzlich noch Tür- beziehungsweise Fensterkontakte, wird das Heizkörperventil beim Öffnen einer Tür oder eines Fensters automatisch auf Frostschutzschaltung 6°C heruntergeregelt und bei Schließen wieder auf die eingestellte Wohlfühltemperatur hochgeregelt. Ein toller Nebeneffekt ist, dass man zusätzlich die Information bekommt, wo noch ein Fenster oder eine Tür offen ist. So rennt man vor dem Verlassen des Hauses oder der Wohnung nicht mehr durch alle Räume, um zu sehen, ob alles verschlossen ist, denn diese Information liefert einem dann ebenfalls das Handy.

Kommt man einmal früher nach Hause, kann man via Handy von nahezu jedem Ort die Heizkörper auf die eingestellte Wohlfühltemperatur hochfahren oder die einzelnen Zimmertemperaturen in einer Übersicht kontrollieren. So kommt man auch aus dem Urlaub in eine angenehm temperierte Wohnung zurück. Da die Qivicon Home Base auch noch Licht, Rolläden und viele andere Dinge steuern kann, lassen sich viele Schaltungen miteinander verbinden, was interessante Kombinationen ergeben kann. Viele verschiedene Schaltsituationen, wie zum Beispiel „Urlaub“, sind bereits vorinstalliert, so dass man diese nur einmal programmiert und im Bedarfsfall einfach im Menü aufrufen kann.

Tado°, ein "Stand Alone"-System

Tado° ist ein sogenanntes „Stand Alone“-System. Bei diesem System wird der Raumthermostat, der das Heizsystem steuert, gegen eine neue Steuereinheit ausgetauscht und ein Gateway in die Telefonanlage eingesteckt, um die Verbindung zum Internet herzustellen. Das ist sehr einfach zu realisieren und außer, dass man die Kabel an der Steuerbox anschließen muss, ohne Probleme, da sich auch die Tado°-Mannschaft einen sehr ausgefeilten Montageleitfaden ausgedacht hat, der einen Schritt für Schritt bei der Installation begleitet.

Ist die App auf dem Handy und die Heizung gestartet, hat man auch hier sehr viele Wahlmöglichkeiten: Wohlfühltemperatur, Nachtabsenkung, Absenktemperatur bei Abwesenheit und vieles mehr. Der Clou aber ist, das Tado° die Meteo-Daten miteinbezieht, also die Wettervorhersagen auswertet und diese in die Steuerung der Heizung miteinfließen lässt. Das bedeutet, dass das Heizsystem erst gar nicht so stark heizt, wenn später die Sonne durch die Fenster scheinen und die Räume sowieso aufheizen wird.

Bezieht Wettervorhersagen mit ein

Weiter erkennt das Tado°-System, wenn man die Wohnung oder das Haus verlässt und regelt das Heizsystem je nach Entfernung weiter herunter und, je näher man dem Haus oder der Wohnung kommt, wieder herauf. Auch hier lässt sich aus der Ferne die Temperatur einstellen und kontrollieren. Leider kann Tado° nur die Temperatur im Referenzraum messen, also in dem auch die Steuereinheit für die Heizung montiert ist. Die einzelnen Heizkörper lassen sich weiterhin über die normalen Heizköperventile regeln.

Gesteuert wird Tado° ausschließlich über PC, Tablet, oder Handy, so dass eine individuelle Raumtemperatur nur bedingt einstellbar ist und man nicht einmal schnell das Heizventil ein wenig höher stellen kann, denn als Basistemperatur dient immer die des Referenzraums, in dem die Steuereinheit hängt. Ein weiterer Nachteil ist, dass man ein eigenes Heizsystem benötigt, wie zum Beispiel eine Gasetagentherme, denn bei einer zentralen Heizversorgung, wie in einem Mietshaus, kann man Tado° leider nicht einsetzen. Wünschenswert wäre auch hier, die Einbindungsmöglichkeit von Tür- und Fensterkontakten, denn an einem schönen Sonnentag macht man gern einmal die Terrassentür auf und schon heizt man nach draußen.

Die Einsparpotenziale sind bei beiden Systemen enorm und die Investition in eines der beiden Systeme lohnt sich immer, denn auch im Falle eines Umzugs kann man sie einfach mitnehmen und am neuen Standort erneut montieren.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort