Kolumne Ungeschützte Kunstwerke

Unwissenheit ist eine große Gefahr für Kunst. In der Düsseldorfer Kunstakademie kratzte einst der Hausmeister die berühmte "Fettecke" des Künstlers Joseph Beuys weg. In der Mannheimer Philippuskirche hielt eine Putzfrau Rettungsfolien aus einer Installation der Künstlerin Romana Menze-Kuhn für Müll und entsorgte Teile davon. Und im Neuen Museum in Nürnberg nahm eine 91-Jährige den Titel "Insert Words" des Kreuzworträtselbilds von Arthur Köpcke wörtlich und füllte die Leerstellen in dem Gemälde mit Kugelschreiber aus.

Große Museen sind gegen solche Schäden versichert. Private Kunstbesitzer hingegen - vor allem Erben - wissen häufig gar nicht, welche Werte sie in ihren vier Wänden haben. Dabei können der Wand-Gobelin, die hauchdünne Mingvase oder das Gemälde aus dem 19. Jahrhundert wertvoller sein als das Haus, in dem sie sich befinden. Über die Hausratversicherung sind Kunst- und Sammlerstücke zwar gegen Gefahren wie Brand, Leitungswasser, Einbruchdiebstahl, Raub, Sturm und Hagel mitversichert. Doch Schäden, die durch andere Gefahren entstehen, wie etwa einfachen Diebstahl, Vandalismus oder Beschädigungen beim Transport, bleiben außen vor. Eine Hausratversicherung reicht daher häufig nicht aus.

Die Kunstversicherung bietet Sammlern eine umfangreichere Absicherung. Sie leistet auch Ersatz, wenn das Objekt beim Transport zerbricht, abhandenkommt oder auch durch übereifrige Putzfrauen Schaden nimmt. Sie deckt zudem die Kosten für eine Restaurierung sowie eine eventuelle Wertminderung ab.

Christian Diedrich

Der Autor ist Vorstand für Schaden- und Unfallversicherung der Ergo Group.

(RP)
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