Unsere Serie Wie werde ich... Augenoptiker

Düsseldorf/Braunschweig (RPO). Wenn beim Zeitunglesen die Augen schmerzen, im Supermarkt die Zahlen auf den Preistafeln leicht verschwimmen oder das Autofahren im Dunkeln Probleme bereitet, sollte man etwas tun. Dann wird es nämlich höchste Zeit, einen Spezialisten aufzusuchen: den Augenoptiker. Er ist ein Fachmann für das Messen und Korrigieren der Sehschärfe geht.

"Die Anforderungen an das Sehen sind höher geworden, beispielsweise durch Bildschirmarbeit", schildert Joachim Goerdt, Geschäftsführer des Zentralverbandes der Augenoptiker (ZVA) in Düsseldorf, die aktuelle Lage. "62 Prozent der über 16-Jährigen sind Brillenträger, die Tendenz ist steigend. Manche Menschen schaffen sich mehrere Brillen an, beispielsweise für das Ausgehen am Abend oder für Sportaktivitäten."

Der Beruf des Augenoptikers ist anspruchsvoll. Hier gilt es, Hightech mit präziser Handwerksarbeit zu vereinen. "Wer sich dafür interessiert, sollte mit Mittlerer Reife abgeschlossen haben. Wichtig sind außerdem gute Kenntnisse in Mathematik und Physik und handwerkliches Geschick", sagt Horst Dauter, Geschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Augenoptiker (bdao) in Braunschweig.

Drei Jahre dauert die Ausbildung in Betrieb und Berufsschule. "Die Vergütungen liegen im Westen bei 387 Euro im ersten Jahr, steigen auf 450 Euro und enden bei 543 Euro im dritten Lehrjahr. Im Osten werden etwa 80 Prozent dieser Beträge gezahlt", sagt Goerdt. Ein Geselle kann beim Start ins Berufsleben mit etwa 1.500 Euro rechnen.

Sein eigener Herr nur mit Meisterprüfung

"Die Zahl der selbstständigen Augenoptiker nimmt zu", sagt Dauter. "Viele wollen ihr eigener Herr sein." Doch vor einem solchen Schritt steht zwingend die Meisterprüfung, auf die sich die Gesellen neben der Arbeit oder in Vollzeitkursen vorbereiten können. Der Meister ist vom Gesetzgeber vorgeschrieben, weil es sich um ein so genanntes gefahrengeeignetes Handwerk im Gesundheitswesen handelt.

In der Meisterprüfung müssen die Teilnehmer handwerkliche Präzision nachweisen und zeigen, dass sie moderne Messtechniken beherrschen. Der Meistertitel ist aber nicht nur für die Selbstständigkeit wichtig. Ohne ihn kann der Augenoptiker entscheidende Arbeiten nicht ausführen. "Dazu gehört das Messen aller Fehlsichtigkeitsarten, um den Korrektionsbedarf festzustellen", sagt Ralf-Peter Welk, Augenoptiker aus Hamburg.

Denn der Augenoptiker sei keine Hilfskraft des Arztes, die lediglich Brillen verkauft, sagt Dauter. "Er muss die Physiologie des Auges kennen und darf keine Krankheiten übersehen", ergänzt Goerdt. Bei Zweifeln oder tatsächlich behandlungsbedürftigen Problemen sei jedoch der Arzt für Augenheilkunde gefragt, den der Optiker nicht ersetzen kann.

Nach Angaben des ZVA gibt es in Deutschland derzeit rund 10 000 augenoptische Betriebe. "In der Branche sind 46 000 Menschen beschäftigt, darunter 6000 Auszubildende", erklärt Goerdt. "Etwa 40 Prozent der Lehrlinge haben Abitur oder Fachhochschulreife. Frauen sind stark vertreten. Die Männer stellen nur noch 30 Prozent, vor 15 Jahren war das Verhältnis umgekehrt."

Mit modischer Sicherheit auf Kunden eingehen

Feingefühl ist nicht nur bei Messungen wichtig, sondern auch im Umgang mit Kunden. "Man muss Freude daran haben, mit Menschen zusammenzuarbeiten und in ausführlicher Fachberatung auf sie eingehen", sagt Welk. Zur Arbeit des Augenoptikers gehört auch die Beratung bei der Auswahl der passenden Brillenfassung. Er greift dabei auf ein Angebot von vielen hundert Modellen zurück. Dies erfordert modische Sicherheit. "Und Geduld, denn die Gespräche können lange dauern, bis eine Entscheidung fällt", erzählt Welk.

Sehr viele Gesellen machen ihren Meister, weil damit die Berufschancen deutlich steigen. Als Selbstständiger oder leitender Angestellter in einem Betrieb lässt sich mehr Geld verdienen. Doch damit enden die Aufstiegsmöglichkeiten nicht. Laut Goerdt bestehen nach dem erfolgreichen Abschluss eines Studiums an einer Fachhochschule gute Berufschancen in Industrie und Forschung sowie in Augenkliniken und bei Augenärzten.

Weitere Informationen: Zentralverband der Augenoptiker (ZVA), Alexanderstraße 25a, 40210 Düsseldorf (Tel.: 0211/863 23 50, Fax: 0211/86 32 35 35, E-Mail: info@zva.de); Internet: www.zva.de, www.bdao.de.

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