Wie werde ich...? Berufskraftfahrer: "Trucker" sind begehrt

Bonn · LKW-Fahrer sind die Könige auf der Autobahn. Doch wer täglich mit tonnenschweren Lastern herumfährt, zahlt oft einen hohen Preis. Gesundheitsprobleme sind in der Branche weit verbreitet. Der Nachwuchs wird nun mit Geldprämien und Gesundheitskursen gelockt.

Das wollen künftige Auszubildende lernen
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Foto: ddp

"Als Mann kann man es einfach sagen: Man mag eben Autos und kann fahren." Daniel Vegh braucht nicht viele Worte, um zu beschreiben, was ihm am Beruf des Kraftfahrers fasziniert.

Seit 18 Jahren arbeitet er als Trucker. Früher ist er Langstrecke gefahren.
"Um fünf Uhr morgens in Paris los bis Köln und am nächsten Tag zurück und von vorne." Heute fährt der 39-Jährige kürzere Strecken. "Gegen sieben lade ich alles ein, bringe die Ware zu den Kunden. Dann habe ich meist noch einen Folgeauftrag. Zwischen 15 und 18 Uhr ist Schluss", sagt Vegh. Der Vorteil: Nun ist er jeden Abend zu Hause.

Ausbildungsmöglichkeiten

Egal, ob Fern- oder Nahverkehr: Um als Trucker zu arbeiten, hat man immer drei Ausbildungsmöglichkeiten. Man kann eine klassische dreijährige Ausbildung zum Berufskraftfahrer in einem Betrieb machen.

Dafür sei zwar formell gar kein Schulabschluss nötig, sagt Uwe Hoffmann, Lehrgangsleiter bei der Dekra Akademie, der Anwärter für die Prüfung zum Kraftfahrer fit macht. Doch wollten die meisten Firmen mindestens einen Hauptschulabschluss sehen.

Wer schon eine andere Ausbildung gemacht hat, könne eine berufliche Umschulung machen, die 18 bis 21 Monate dauert. Und schließlich gibt es die Möglichkeit, direkt die Zulassung zur Facharbeiterprüfung zu beantragen.

Das geht, wenn jemand schon fünf Jahre in einem anderen Beruf Fahrzeuge über 3,5 Tonnen gefahren hat. Unabhängig von dem Ausbildungsweg, müssen alle die gleiche Facharbeiterprüfung bei der Industrie- und Handelskammer machen.

Was man überhaupt lernt:

Und in der muss man beweisen, was man gelernt hat, theoretisch und praktisch. "Im Praxisteil muss man zum Beispiel rückwärts an eine Ampel heranfahren oder erklären, was man tut, wenn der Bremsschlauch platzt", sagt Ernst Pfaff, Geschäftsführer der gleichnamigen Hamburger Transportfirma, der gerade neun Auszubildende hat.

Doch was lernt man überhaupt? Tatsächlich sei das Wichtigste zunächst einmal, den Führerschein bis 40 Tonnen zu machen, sagt Pfaff. Wer schnell lernt, könne den Führerschein bereits im ersten Ausbildungsjahr schaffen und dann zusammen mit einem Kollegen erste Touren fahren.

Darüber hinaus lerne man in der Ausbildung, wie man Ladung sichere, welche gesetzlichen Vorschriften zu beachten sind und welche Lenkzeiten nicht überschritten werden dürfen. "Man kann auch einmal etwas weiter gehen und sich zusammen hinsetzen und kalkulieren, ob sich eine Fahrt lohnt", erklärt Pfaff.

Wirtschaftliches Fahren wird für die Speditionen immer schwieriger. Deswegen steigt der Druck auch auf die knapp 800 000 Fahrer in Deutschland. Unter oft großem Zeitdruck sollen sie möglichst kostensparend fahren.

Die Gesundheit bleibt oft auf der Strecke

Viele Fahrer haben durch die langen Lenkzeiten Rückenprobleme. Mit durchschnittlich 20 Krankheitstagen fehlen LKW-Fahrer doppelt so oft wie andere Arbeitnehmer. Die meisten Fahrer können gesundheitsbedingt auch nur bis 60 Jahre arbeiten, der Durchschnitt liegt bei 63,5 Jahren. Das geht aus einer Studie des Bundesamts für Güterverkehr hervor.

Ein Azubi bekommt 667 Euro im Schnitt im Westen, im Osten sind es 540 Euro. "Ausgelernt kommt man auf 1800 oder 1900 Euro brutto, fährt man aber zum Beispiel Ladung mit Gefahrenzulage kann man sich auf 2220 Euro verbessern", so Pfaff.

Auch der finanzielle Aspekt könnte ein Grund für die hohe Abbrecherquote sein: Fast 19 Prozent bringen die Ausbildung nicht zu Ende.

Wer die Ausbildung erfolgreich abschließt, dem stehen alle Türen offen: Die Übernahmechancen gelten als ausgesprochen gut. "Im Juli gab es bei der Agentur für Arbeit 46 532 gemeldete freie Stellen für Kraftfahrer.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Unternehmen einen qualifizierten Berufskraftfahrer nach der Ausbildung ziehen lässt", sagt Elke Schneider, die sich beim Deutschen Speditions- und Logistikverband (DSLV) um die Berufliche Bildung kümmert.

Junge Fahrer anlocken

Die Branche leidet seit längerem unter erheblichen Nachwuchsproblemen. Immer mehr Berufskraftfahrer steuern auf die Rente zu. Aber es kommen keine jungen Trucker nach. Wer die Ausbildung machen will, kann sich daher sicher sein, dass die Speditionen um ihn werben.

"Die Unternehmen versuchen auf unterschiedliche Art und Weise, Fahrer anzulocken und zu halten: Das geht von Gesundheitsprogrammen wie Rückenschulungen über Prämien für wirtschaftliches Fahren bis hin zu Hol- und Bringdiensten vom Rastplatz für das Wochenende", so Schneider.

Die Praktiker Pfaff und Vegh sehen in ihrem Beruf auch Vorteile: "Man ist selbstständig und sein eigener Herr, ohne dass einem immer der Chef über die Schulter schaut", sagt Pfaff.

Vegh gefiel am Fernfahren, dass er so viel herumkommt in der Welt. Heute allerdings ist ihm ein geregeltes Leben im Nahverkehr wichtiger. Spediteur Pfaff kennt das schon: "Die jungen Kerle sind immer begierig, im Fernverkehr zu fahren. Aber irgendwann lernen sie ein Mädel kennen, das sich dann beschwert und dann wollen sie lieber in den Nahverkehr."

(dpa)
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