Neben dem Studium Als Hilfswissenschaftler an der Uni arbeiten

Berlin · Kellnern, Taxi fahren oder in der Fabrik am Band stehen: Viele Studenten machen einen Nebenjob, der mit ihrem Studium nichts zu tun hat. Klüger ist es, als Hilfswissenschaftler an der Hochschule Ausbildung und Jobben unter einen Hut zu bringen. So funktioniert es.

Als Hilfswissenschaftler an der Uni arbeiten
Foto: dpa, obe pzi

Erik Schäfer hatte als Student das gleiche Problem wie viele seiner Kommilitonen: Er war ständig knapp bei Kasse. Als an der Freien Universität Berlin eine studentische Hilfskraft gesucht wurde, griff der Masterstudent zu. Fortan beaufsichtigte er zum Beispiel Studenten bei Klausuren und half, Unterlagen für seinen Professor vorzubereiten. "Das Tolle war, dass ich mir meine Arbeitszeit eigenständig einteilen konnte", erzählt Schäfer.

Studentische Hilfskräfte oder Hilfswissenschaftler (Hiwi) arbeiten in ganz unterschiedlichen Arbeitsfeldern an der Uni. Einige unterstützen wie Schäfer Professoren bei Forschung und Lehre. Andere kümmern sich um die Bücherausgabe in der Bibliothek oder pflegen Datenbanken. "Das Tolle daran ist, dass ein Hiwi-Job Studenten fast immer etwas für ihr Studium bringt", sagt Stefan Grob vom Deutschen Studentenwerk. Wer dagegen Taxi fährt oder in der Fabrik steht, lernt vielleicht für das Leben. Für das Studium bringt der Nebenjob häufig jedoch nichts.

Trotzdem: Die Mehrheit der Studenten macht genau solche Nebenjobs. Laut der Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks hatten im Sommersemester 2012 rund zwei von drei Studenten im Erststudium einen Nebenjob (61 Prozent). Von ihnen erledigten die meisten (39 Prozent)
Hilfstätigkeiten. Mehr als jeder Vierte (29 Prozent) war allerdings als studentische Hilfskraft im Einsatz.

Doch was verdienen Studenten an der Uni? Wer dort anfangen will, kann mit einem Stundenlohn von acht bis elf Euro pro Stunde rechnen. Die Bezahlung variiert je nach Bundesland und Hochschule. Häufig hat auch der Abschluss einen Einfluss auf das Gehalt, und Hiwis mit einem Bachelor in der Tasche bekommen mehr Geld. In der Regel sind die Arbeitsverträge auf eine bestimmte Semesteranzahl begrenzt. Was viele nicht wissen: Auch Hiwis haben Anspruch auf Urlaub oder Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. In Berlin gibt es für sie sogar einen Tarifvertrag.

Gibt es im Job einmal Probleme, wenden sich Studenten am besten an die Hilfskraft-Initiativen, die es an vielen Orten gibt, sagt Lukas Becker. Er ist selbst Hiwi und bei der Hilfskraft-Initiative Frankfurt am Main engagiert. Schwierigkeiten kann es zum Beispiel geben, wenn Studierende bei einem Professor arbeiten, bei dem sie gleichzeitig Veranstaltungen besuchen. Mancher hat dann Sorge, Missstände anzusprechen. Die Angst vor einer schlechten Note sei dann häufig groß. Auch unbezahlte Überstunden sowie selbst bezahlte Arbeitsmaterialien oder Kopien seien ein Problem.

Steigen Studenten später in die Jobsuche ein, sollten sie ihre Arbeit als Hiwi auf jeden Fall im Lebenslauf angeben, sagt Ingrid Arbeitlang vom Hochschulteam der Agentur für Arbeit in Berlin. Das gilt auch dann, wenn sie sich abseits der Wissenschaft bewerben. Personaler könnten daran sehen, dass Studenten schon einmal gearbeitet haben. Die ausgeübten Tätigkeiten - etwa Sachverhalte zu recherchieren - qualifizierten in der Regel außerdem nicht nur für den Wissenschaftsbetrieb.

Im Lebenslauf geben Studenten am besten immer den Fachbereich, ihre Projekte sowie eine kurze Aufgabenbeschreibung an, rät Arbeitlang. Dann kann sich der künftige Arbeitgeber auch etwas unter dem Hiwi-Job vorstellen. Wichtig sei außerdem, sich ein Arbeitszeugnis ausstellen zu lassen mit einer Bewertung der Arbeitsleistungen.

Für manchen ist der Hiwi-Job allerdings auch Türöffner zu einer wissenschaftlichen Karriere. Viele Doktoranden knüpften als Hilfskräfte erste Kontakte in die Wissenschaftsgemeinde, sagt Rudolf-Werner Dreier, Pressesprecher der Universität Freiburg. Außerdem lernten Hiwis den Forschungsalltag so früh kennen und könnten herausfinden, ob er etwas für sie ist.

Erik Schäfer hat sich nach seinem Masterstudium für eine Promotion entschieden. "Der Gedanke, an der Uni zu bleiben, war zwar schon vorher da", sagt er. Doch die Hiwi-Stelle sei zum Reinschnuppern ideal gewesen. Dabei habe er auch einen Eindruck von scheinbar banalen Dingen des Arbeitsalltags am Lehrstuhl bekommen: Siezt man sich? Oder kann ich in Jeans zur Arbeit kommen? Auch die Zusammenarbeit mit den Studenten konnte Schäfer schon als Hiwi trainieren: "Unterrichten - da habe ich kein Lampenfieber mehr."

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort