Karriere an der Universität Mehr Hilfe auf dem Weg zum Doktortitel

Düsseldorf · Die Promovierenden noch besser mit dem wissenschaftlichen Arbeiten vertraut zu machen und auch auf einen Job in der Wirtschaft vorzubereiten - das gehört zur neuen Graduiertenausbildung an der Universität Düsseldorf.

Hilfe auf dem Weg zum Doktortitel
Foto: dpa, Oliver Berg

Manchmal erscheint die Dissertation für Max Bolze wie ein in weiter Ferne liegendes, unerreichbares Ziel. "Das Leben nach der Doktorarbeit verliert man da gern mal aus den Augen", sagt der 30-Jährige, der zum Thema "Lebensführung im Alter(n)swandel" an der Philosophischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität promoviert.

An der Hochschule bleiben, eine wissenschaftliche Karriere einschlagen - oder doch in die Wirtschaft wechseln? Das ist vielen Doktoranden zunächst nicht so klar. Um ihnen einen Blick über den Tellerrand der eigenen Forschung zu eröffnen und sie auch besser auf ein Berufsleben außerhalb der Universität vorzubereiten, hat die Uni Düsseldorf die Heine Research Academies (HerRA) gegründet. Sie bieten Kurse wie "Wissenschaftliches Präsentieren", "Gute wissenschaftliche Praxis", "Projektmanagement" und "Selbstmanagement".

"Ich habe einen Karriereworkshop besucht, der sehr hilfreich war", sagt Max Bolze. "Er hat mir den Horizont für das Leben nach der Dissertation geöffnet."

HeRA möchten den Düsseldorfer Doktoranden Kernkompetenzen und Schlüsselqualifikationen mit auf den Weg geben, die besser auf akademische und nicht-akademische Jobs vorbereiten. "Es gab bereits einzelne Graduiertenakademien - wir sprechen nun aber alle Doktoranden an. Das heißt, in den Kursen werden etwa Mediziner, Naturwissenschaftler und Promovenden der Philosophischen Fakultät gemeinsam sitzen. Das soll auch die Vernetzung untereinander stärken", sagt Uta Brunner, Koordinatorin der Heine Research Academies.

Eine Erfahrung, die Tobias Schumann (26) schon gemacht hat. Er promoviert an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät und verspricht sich vom Doktortitel mehr Freiheiten bei der Berufswahl und die Möglichkeit, einfacher im Ausland arbeiten zu können. Ob er in der Wissenschaft bleiben oder in die Wirtschaft wechseln möchte, weiß er noch nicht. "Promovierende verschiedener Fakultäten können viel voneinander lernen." Und Kurse wie "Führungsqualifikationen" seien eben für jeden Doktoranden interessant. "Egal, ob akademische oder industrielle Laufbahn - in der Regel wird ja eine Führungsrolle angestrebt."

Das unterstreicht auch Bolze: "Die Zeit der Universalgelehrten ist ja allerspätestens seit Beginn des 20. Jahrhunderts vorbei. Die Grenzen der eigenen Fachbereiche haben sich seither immer weiter zusammengezogen. HeRA wollen versuchen, diese Grenzen wieder ein wenig zu öffnen. Das ist gut so, denn die einzelnen Fachkulturen können voneinander profitieren." Für die meisten Doktoranden werde die Begegnung mit den verschiedenen Menschen und Denkweisen später zum Alltag gehören. Da sei es nur konsequent, wenn sie in der Welt der Wissenschaft bereits den interdisziplinären Dialog aufgenommen haben.

Aber nicht nur in Rhetorik oder Kommunikation werden die Doktoranden geschult - auch Zitierweise sowie das Auswerten von Quellen und Umfrage-Ergebnissen werden noch einmal als Grundlagenwissen vermittelt. Ein Angebot, das Medizinerin Anne Latz gerne nutzt: "Wissenschaftliches Arbeiten stellt eine Herausforderung dar, die so im Medizinstudium sonst nicht zu finden ist. Deshalb habe ich Kurse zum wissenschaftlichen Arbeiten, zur Literaturverwaltung und zur Datenauswertung belegt. Sie waren eine gute Hilfestellung für die Promotion, die über die rein inhaltliche Betreuung hinausgeht."

Zusätzlich bieten HeRA Kurse zum Thema Lehre und Didaktik - schließlich sind viele Doktoranden auch in der Lehre tätig und betreuen Studenten. Auch Gründer-Informationen für Start-up-Vorhaben werden über HeRA weitergegeben; Coachings und Mentorings sollen zur individuellen Karriereplanung beitragen.

"Wir möchten insgesamt die Karriere-Entwicklung unseres wissenschaftlichen Nachwuchses interdisziplinär unterstützen", sagt Uta Brunner. "Sie sollen einen Plan für die Zeit nach der Dissertation entwickeln. Durch das Kursusangebot kann man den eigenen Weg ein Stück weit ausrichten. Und nicht zuletzt haben die Doktoranden durch HeRA nun eine ganz andere Plattform - und sie kommen heraus aus dem stillen Kämmerlein, in dem jeder nur für sich arbeitet."

Das sei gerade für Mediziner wichtig, findet die 24-jährige Anne Latz. "Die Heine Research Academies bedeuten Interdisziplinarität, Synergien und universitätsweite Vernetzung. Mediziner neigen dazu, unter sich zu bleiben und sich auf medizinische Themen und Probleme zu beschränken. Dank HeRA gibt es die Möglichkeit, sich auszutauschen, von den unterschiedlichen Fachbereichen zu profitieren und somit sein persönliches Profil und Wissen frühzeitig zu erweitern."

Mit HeRA möchte die Heine-Universität auch internationale Promovierende ansprechen. Für die sollen die Research Academies ein Grund mehr sein, sich für Düsseldorf als Forschungsstandort zu entscheiden.

(RP)
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