Wie werde ich..? Landmaschinenmechatroniker werden gesucht

Borken/Essen · Traktoren, Mähdrescher und Frontlader: Ohne sie läuft bei der Ernte gar nichts. In der Bauwirtschaft sind Maschinen unverzichtbar, die Betonteile heben und millimetergenau einpassen. Für die Wartung und Reparatur sind die Land- und Baumaschinenmechatroniker zuständig.

Wie werde ich..?: Landmaschinenmechatroniker werden gesucht
Foto: dpa, krk

Draußen ist es sonnig und warm. Doch in drei Tagen soll es regnen. Die Landwirte haben es eilig - das niederschlagsfreie Wetter muss genutzt werden, um Gerste und Raps zu ernten und auf die Höfe zu bringen. Mit ihren Mähdreschern fahren sie über die reifen Felder - doch plötzlich bleibt einer davon stehen. In so einem Fall ist die Hilfe eines Landmaschinenmechatronikers gefragt.

"Gerade zu Erntezeiten können solche Einsätze auch schon mal nachts oder am Wochenende vorkommen", sagt Lisa Seggewiß. Die 20-Jährige ist im zweiten Ausbildungsjahr als Land- und Baumaschinenmechatronikerin bei der Firma Heselhaus im münsterländischen Borken-Rhedebrügge.
Schon zig Mal war sie mit auf den Feldern, um unter hohem Zeitdruck zum Beispiel einen streikenden Ackerschlepper wieder flottzumachen.

"Man tastet sich schrittweise vor, um die defekte Stelle zu finden", berichtet Seggewiß. Teile müssen ausgebaut und unter die Lupe genommen werden. "Manchmal ist der Fehler mit einer neuen Dichtung oder mit einem neuen Schlauch behoben", erklärt sie. Aber so einfach ist es nicht immer. Fällt in einer Maschine zum Beispiel ein Stromsensor aus, muss mit Hilfe eines Messgerätes herausgefunden werden, wo genau die Stelle ist. "Es ist einfach toll, wenn man als Lehrling einen Fehler in einem komplexen System findet und das Problem ganz alleine gelöst hat", sagt Lisa Seggewiß.

Die 20-Jährige ist eine der wenigen Frauen, die den Beruf des Land- und Baumaschinenmechatronikers erlernen. Eine Ausbildung in diesem Bereich haben im vergangenen Jahr rund 2200 junge Leute begonnen.
"Gerade mal 0,55 Prozent der Azubis sind weiblich", sagt Ulrich Beckschulte vom LandBauTechnik Bundesverband in Essen. Er ermuntert Frauen ausdrücklich, sich zu bewerben: "Gut ausgebildete Leute, egal ob Frauen oder Männer, werden händeringend gesucht."

Jeweils etwas unter die Hälfte der Azubis hat einen Hauptschulabschluss oder Mittlere Reife. "Mittlerweile sind sechs Prozent der Bewerber Abiturienten", so Beckschulte. Erwartet wird von den Berufsanfängern viel Technikverständnis. "Sie müssen bereit sein, den Umgang mit modernen Messgeräten ebenso zu lernen wie den mit großen Werkzeugen", erklärt Michael Assenmacher vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) in Berlin.

Hohes Verantwortungsbewusstsein ist dabei unverzichtbar. Wer eine der zum Teil mehrere 100 000 Euro teuren Maschinen leichtfertig wartet oder repariert, setzt viel aufs Spiel - Zeit und Geld. "Das kann sich auf den Feldern und Baustellen niemand leisten", sagt Assenmacher. Die Fachkräfte sind in den vergangenen Jahren technische Multitalente geworden: Fehler-Analysen bei Maschinen werden immer häufiger über Laptop oder Kontrollgeräte vorgenommen. Diese Entwicklung ist auch bei der Novellierung der Ausbildungsordnung berücksichtigt worden, die seit 1. August in Kraft ist. Der Beruf heißt nun auch Mechatroniker, nicht mehr Mechaniker wie zuvor.

Die Ausbildung in Betrieb und Berufsschule dauert dreieinhalb Jahre. Die Azubis lernen Fahrzeuge, Maschinen und Anlagen zu warten und zu reparieren. Reifen wechseln und Räder wuchten am Radlader gehört ebenfalls zum Berufsalltag. "Raus muss man auch bei Wind, Regen und Schnee", sagt Lisa Seggewiß. Ob Bagger, Pflüge oder Düngemaschinen - solche und andere Geräte werden auf Funktionsfähigkeit und Verschleiß überprüft. Streikt die Maschine, müssen Fehler- und Störungsdiagnosen erstellt werden. Dann geht es ans Reparieren. Dabei kommen auch Bohrer, Trennschleifer oder Schweißgeräte zum Einsatz.

Der Unterricht in der Berufsschule ist stark praxisbezogen. "Immer wieder geht es ran an die unterschiedlichen Maschinen und Systeme", erzählt Lisa Seggewiß. Dann üben die Azubis mit ihren Lehrern etwa, wie eine defekte Lichtanlage an einer Maschine wieder in Ordnung gebracht wird. Nach der Ausbildung arbeiten die Fachkräfte bei Herstellern der Maschinen, in deren Werkstätten sowie bei Servicedienstleistern. Wer Karriere machen will, kann sich beispielsweise zum Meister weiterbilden. Die Verdienste in der Branche sind regional sehr unterschiedlich. In der Bauindustrie kann das Einkommen unter Umständen höher ausfallen als im Handwerk.

Im Handwerk geht die Ausbildungsvergütung bei 493 Euro im ersten und 664 Euro im vierten Jahr los, je nach Region und Tarifgebiet variiert sie aber erheblich. Das Einstiegsgehalt eines ausgelernten Gesellen liegt nach Erhebungen von LandBauTechnik im Schnitt bei um die 2360 Euro. "Als Azubi verdient man nicht gerade viel", sagt Lisa Seggewiß. Aber es geht ja schließlich darum, etwas zu lernen. Und der Spaß, den sie dabei hat, findet sie "einfach unbezahlbar".

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort