Praktikantenspiegel 2015 In diesen Jobs verdienen Praktikanten am meisten

Düsseldorf · Die Zeiten in denen Praktikanten umsonst gearbeitet haben sind vorbei, das ergab die größte Praktikantenstudie Deutschlands. Demnach verdienen die Berufsanfänger im Durchschnitt 763 Euro im Monat. In einem Gewerbe sogar über 1000 Euro.

Diese Rechte haben Praktikanten
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Foto: Jens Schierenbeck

"Geh mir einen Kaffee holen" ist der gefürchtetste Satz für jeden Praktikanten - aber inzwischen auch ein Wortwitz. Denn wie eine aktuelle Umfrage der Personalberatung Clevis und der Stellenbörse Absolventa unter 7500 Praktikanten ergab, sind fast neun von zehn (86 Prozent) mit ihrem Praktikum zufrieden. Gut vier von fünf Praktikanten würden sich im Anschluss auch wieder bei ihrem Arbeitgeber bewerben.

Welche Gewerbe was bezahlen

Abgesehen davon, dass den Jobtester und Berufsanfänger heutzutage anscheinend sinnvollere Aufgaben aufgetragen werden, dürfte das auch an der besseren finanziellen Situation liegen. Umsonst arbeitet heute kaum noch jemand in einem Praktikum. 95 Prozent der Stellen werden inzwischen bezahlt.

Am wenigsten verdienen dabei wie so oft Praktikanten im Gesundheitswesen mit durchschnittlich 488 Euro im Monat. Wesentlich besser wird dagegen in der Unternehmensberatung (920 Euro) und der Finanzbranche (888 Euro) bezahlt. Am besten weg kommen allerdings Praktikanten im Baugewerbe. Dort verdienen sie durchschnittlich 1015 Euro.

Im regionalen Ranking liegen Hamburg, Bremen, Bayern und Baden-Württemberg vorne, während in den neuen Bundesländern nach wie vor schlecht gezahlt wird. Einen Unterschied in der Bezahlung macht auch der Studienabschluss aus. Während Master-Studenten in der Regel 816 Euro monatlich erhalten, sind das bei Bachelor-Absolventen rund 100 Euro weniger (715 Euro).

Im europäischen Vergleich verdienen Praktikanten in Deutschland im Durchschnitt mit 763 Euro weit weniger als ihre deutschen Kollegen im EU-Ausland (874 Euro). Trotzdem finden 64 Prozent von ihnen diese Vergütung angemessen. Aus Sicht der Betroffenen müsste es den gesetzlichen Mindestlohn, der seit Januar unter bestimmten Umständen gibt, gar nicht geben. Er liegt bei einer 40-Stunden-Woche bei gut dem Doppelten: 1.400 Euro.

Damit würde sich das Durchschnittsgehalt eines Praktikanten also ungefähr verdoppeln. Ob das für die verbleibenden 30 Prozent, die mit ihrem Gehalt unzufrieden sind, wirklich eine Verbesserung bringt, muss sich erst zeigen. Den Mindestlohn von 8,50 Euro erhält nur, wer mindestens drei Monate freiwillig hospitiert. Außerdem gilt er nicht für 18-Jährige ohne Berufsabschluss, Auszubildende und Studenten mit Pflichtpraktika.

Was Praktikanten leisten

Mehr als die Hälfte der Befragten nehmen sich für ein Praktikum durchschnittlich sechs Monate Zeit. Ihre Arbeitszeit beträgt dabei etwa 38 Stunden die Woche. Die meisten sind in einem Alter zwischen 23 und 25 Jahren. 42 Prozent der Berufsanfänger leisten Überstunden. Am stärksten betroffen sind Praktikanten in der Unternehmensberatung und der Gastronomie. Dort wird durchschnittlich 43 Stunden in der Woche gearbeitet. Immerhin: 95 Prozent der Befragten ist es wichtig, Arbeits- und Privatleben vereinbaren zu können.

Eher ungewöhnlich ist dagegen, dass nur etwa 51 Prozent der Praktikanten ihre Bereitschaft zum Ausdruck brachten, für ein Angebot in eine andere Stadt zu ziehen. So zeigte sich in der Studie, dass nur 15 Prozent der Praktika im Ausland stattfinden.

Das Praktikum gewinnt zunehmend an Reputation. Viele Arbeitgeber haben erkannt, dass sie im "War for talents" schon frühzeitig qualifizierte Fachkräfte von ihrer Arbeitgebermarke überzeugen müssen. Aus diesem Grund werden aus Praktikanten immer wichtigere Kandidaten. Der hohe Zufriedenheitsgrad bei diesen zeigt: Die Strategie der Unternehmen geht auf. Am häufigsten entscheiden sich Praktikanten für jene Unternehmen, die ihnen die meisten Chancen für eine fachliche Weiterbildung bieten können.

(ham )
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