Stilvoll in die Lehre starten Etikette—Tipps für Azubis

Berlin · Nieten–Jeans statt dunkler Hose, "Moin" statt "Guten Tag" und duzen statt siezen - Neulinge im Betrieb können viel falsch machen. Es sei denn, sie machen sich schon vorab klar, wo die Fettnäpfchen lauern.

Nieten—Jeans statt dunkler Hose, "Moin" statt "Guten Tag" und duzen statt siezen - Neulinge im Betrieb können viel falsch machen. Es sei denn, sie machen sich schon vorab klar, wo die Fettnäpfchen lauern.

Die Schule ist geschafft, die Lehrstelle gefunden und der Vertrag unterschrieben: Eigentlich ist das Schlimmste damit überstanden. Aber Achtung: Auf Azubis warten am Anfang der Lehre jede Menge Fettnäpfchen. Dabei sind gerade die ersten Tage und Wochen wichtig. Denn hier gilt das Sprichwort: Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance. Eine Liste der häufigsten Stolperfallen:

Die Vorstellung: "Moin, ich bin der Tobi." So eine Begrüßung geht gar nicht. Ein "Guten Tag" sollte es schon sein, dann folgt der volle Name, kein Spitzname. Eine formelle Vorstellung falle vielen jungen Leuten schwer, weil sie sich dann als uralt und spießig wahrnehmen, hat Regina Schäfer beobachtet. Sie hat ein Buch über die sozialen Spielregeln für Azubis geschrieben. Nach der Begrüßung folgen am besten Sätze wie "Ich bin der neue Auszubildende in der Abteilung XY" und "Ich habe heute meinen ersten Tag, und es freut mich, Sie kennenzulernen". Geschafft.

Im Idealfall nimmt der Chef den Neuling an die Hand und führt ihn durch die Büros, um ihn vorzustellen. Manchmal passiert das aber nicht. Oder der Azubi trifft im Aufzug oder der Kaffeeküche auf einen unbekannten Kollegen. Dann muss fix die richtige Vorstellung her.
Aber Vorsicht beim Händeschütteln: "Die Initiative zum Handschlag geht immer vom Ranghöheren aus", sagt Etikette-Trainerin Agnes Jarosch. Also nicht einfach die Pranke ausstrecken - abwarten ist die richtige Devise.

Die Kommunikation: Gerade am neuen Schreibtisch Platz genommen, schon klingelt das Telefon. Was nun? Schlechteste Antwort auf eine Kundenanfrage: "Ich habe keine Ahnung, ich bin neu" - auch wenn das wahrscheinlich die ehrlichste Reaktion wäre. Besser ist Jarosch zufolge der Satz: "Ich kläre das gerne für Sie." Und dann bloß nicht vergessen, Namen, Nummer und Anliegen zu notieren - sonst wirkt der Azubi schnell inkompetent, wenn er die Anfrage an den Chef weiterleitet.

Apropos weiterleiten: Bei E-Mails kann auch allerlei schiefgehen.
"Junge Menschen sind gewöhnt, sehr informell zu kommunizieren", sagt Jarosch. Bei Facebook und Co. spielt Rechtschreibung eben eine untergeordnete Rolle, und die vielen schönen Emoticons wollen auch benutzt werden. In eine berufliche E-Mail gehört sicher kein Smiley.
Und die richtige Groß- und Kleinschreibung sind ebenso ein Muss wie eine formelle Anrede.

Weiteres Fettnäpfchen: die Finger nicht vom eigenen Handy lassen.
"Arbeitszeit ist Arbeitszeit", sagt Jarosch. Auf die neuesten Updates der Freunde muss der Azubi wohl oder übel bis zur nächsten Pause verzichten.

Das Büroleben: Wer den letzten Kaffee nimmt, muss neuen kochen, wer das fehlende Papier im Drucker bemerkt, füllt neues nach - das Einmaleins für ein harmonisches Büroleben. Schwieriger wird es beim Thema Reviere, sagt Schäfer. Wenn man sich als Azubi an einen fremden Schreibtisch setzt, um dort auf den Kollegen zu warten, oder die Kaffeetasse auf einer fremden Werkbank abstellt, könne das schon zum Problem werden. Denn Kollege Platzhirsch empfindet das womöglich als Eindringen in sein Revier. Also: besser immer vorher fragen.

Lästige Aufgaben: Kopieren, Briefe verschicken, den Friseursalon fegen. Nervige Aufgaben gibt es beim Berufseinstieg viele - immerhin kann der Azubi Anspruchsvolleres meist ja noch nicht. Falsch wäre aber, sofort darüber zu jammern. Gerade am Anfang kann man als Neuling Pluspunkte sammeln, wenn man die Augen offenhält und solche Aufgaben freiwillig übernimmt, sagt Schäfer. "Man muss am Anfang erst einmal kleine Brötchen backen", findet auch der Karriereberater Jürgen Hesse aus Berlin. Dauerhaft zum Laufburschen machen muss sich der Azubi aber nicht. Er kann sich zum Beispiel höflich für mehr anbieten: "Ich habe mitbekommen, dass Sie morgen eine Tür schreinern - darf ich da zuschauen?"

Die Azubi-Clique: Die Versuchung ist groß, sich mit den anderen Azubis abzuschotten. Nur kann dadurch der Kontakt zu den anderen Kollegen leiden. "Es ist wichtiger, sich in das Team zu integrieren, mit dem man zusammenarbeitet", erklärt Schäfer. Das heißt: eine Einladung zum Mittagessen von der älteren Kollegin nicht ausschlagen, sondern annehmen. Oder in der Kantine selbst mal auf Kollegen zugehen und fragen "Darf ich mich zu Ihnen setzen?", anstatt gleich den Azubi-Tisch anzusteuern.

Feedback: Falls doch etwas schiefgelaufen ist, ist ein Feedback-Gespräch nach der ersten Woche eine gute Lösung. Selbst dabei lauert noch ein Fettnäpfen: Gibt es Kritik, ist es völlig falsch, sie gleich abzuwehren. Stattdessen gilt: einstecken, entschuldigen und für die Kritik bedanken. "Damit lösen Sie eine Beißhemmung aus", erklärt Hesse.

(dpa)
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