Auswirkungen auf Stimmzettel Bevorzugen Wähler Doktoren?

Oldenburg · Angela Merkel hat ihn, Philipp Rösler und Frank Walter Steinmeier auch: einen Doktortitel. Damit gehören sie zu den 21 Prozent der in den Bundestag gewählten Direktkandidaten im Wahlkampf 2009, die promoviert haben.

Merkel, Söder, Habeck: Diese Politiker haben einen Doktortitel
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Diese Politiker haben einen Doktortitel

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Foto: dpa/Michael Kappeler

Eine gewaltige Zahl, vor allem vor dem Hintergrund, dass im Bevölkerungsmittel nur rund ein Prozent einen Doktortitel führt. Hilft also ein Doktortitel im Wahlkampf dabei, sich gegen andere Kandidaten durchzusetzen? Dieser Frage sind die Wissenschaftler Sebastian Schneider und Markus Tepe an der Universität Oldenburg nachgegangen. "Dr. Right and Dr. Wrong: Zum Einfluss des Doktortitels auf den Wahlerfolg von Direktkanditaten bei der Bundestagswahl 2009" lautet der Titel ihrer Studie.

Ihre Ausgangshypothese ist, dass der Doktortitel den Stimmanteil eines Direktkandidaten erhöht. "Wir wollten untersuchen, wie groß der Einfluss des Titels ist und ob er wahlentscheidend sein kann", so erläutern die beiden Wissenschaftler. Dahinter steht die Vermutung, dass Wähler die Medien und andere leicht verfügbare Quellen nutzen, um sich über die politische Position von Kandidaten zu informieren.

Vertrauen auf standardisierte Leistungsnachweise

Sie vertrauen dabei auch auf standardisierte Leistungsnachweise — wie die Promotion, die in weiten Teilen der Wahlbevölkerung üblicherweise mit Vorstellungen von fachlicher Kompetenz, Leistungsbereitschaft, Sorgfalt und Glaubwürdigkeit in Verbindung gebracht wird.

Aber was würden die beiden Wissenschaftler einem aufstrebenden Nachwuchspolitiker auf dem Weg in den Bundestag raten? Promovieren oder nicht? "Die Antwort lautet: Das hängt davon ab. Der direkte Stimmengewinn, der mit einem Doktortitel in Verbindung gebracht werden kann, betrug bei den Direktkandidaten zur Bundestagswahl 2009 im Durchschnitt gerade einmal 0,51 Prozentpunkte", so die beiden Wissenschaftler.

Die Bedeutung dieses Zusammenhangs hängt allerdings davon ab, ob weitere Wahlkreiskandidaten einen Doktortitel tragen. Denn — so lautet ein Ergebnis der Oldenburger Studie von Schneider und Tepe — je mehr Doktoren gegeneinander antreten, desto geringer ist der Einfluss des Titels.

Auch die konkrete Wettbewerbssituation im Wahlkreis entscheidet über die Wirkung des Doktortitels. Je geringer die Gewinnchance des Kandidaten, desto kleiner ist der positive Zusammenhang zwischen Doktortitel und Stimmenanteil. "Ist man also Kandidat in einem sehr umkämpften Wahlkreis und die Mitbewerber sind nicht promoviert, nimmt der positive Zusammenhang tendenziell zu", so fassen die Oldenburger Wissenschaftler das Ergebnis ihrer Studie zusammen.

Fall zu Guttenberg nicht der Anlass

Anlass der Untersuchung war übrigens nicht der Fall zu Guttenberg, sondern der eines CDU-Kandidaten im Kreis Steinfurt III, der mit einem in Deutschland nicht anerkannten Doktortitel im Jahr 2009 zur Bundestagswahl kandidierte und gewann. Die Oldenburger Studie legt den Schluss nahe, dass der Doktortitel im konkreten Fall nicht wahlentscheidend war.

(sgo/chk/top)
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