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Arbeitnehmer leisten sich "Große Pause" Die Auszeit vom Job wird immer häufiger genommen

Köln/Berlin (RPO). Tag ein Tag aus zur Arbeit gehen. Auch wenn der Job noch so viel Spaß macht, wünscht sich der ein oder andere eine Abwechslung. Es muss ja nicht gleich ein neuer Arbeitgeber sein. Wie wäre es denn mit einer längeren Auszeit?

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Foto: ddp

Stefanie Dehler hat den Rucksack gepackt. Er wiegt knapp 20 Kilo. Das muss reichen für ein Jahr. Schließlich will die Münchnerin mobil sein, wenn sie durch Neuseeland reist. "Den Wunsch hatte ich schon lange. Und das ist ein Land, für das man Zeit braucht." Aber die Arbeit ließ das nicht zu. Nun nimmt Stefanie Dehler zwölf Monate Auszeit. "Die ersten sieben Übernachtungen in Neuseeland habe ich gebucht, danach schaue ich weiter."

Die Perspektive, längere Zeit nicht zu arbeiten, findet die junge Münchnerin vielversprechend: "Das ist ein Jahr ohne Stress, in dem ich das machen kann, worauf ich Lust habe." Dafür hat sie ihre Stelle sogar gekündigt. Dass Arbeitnehmer ohne Kündigung ein "Sabbatjahr" einlegen können, ist in Deutschland noch die Ausnahme. Dabei halten Experten viel davon, die Arbeitsroutine einmal zu unterbrechen.

Alles eine Frage der Organisation

"Solche Auszeiten nehmen an Bedeutung tatsächlich immer mehr zu", sagt Kristina Schütt von der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) in Berlin. Und mit der Ausweitung von Arbeitszeitkonten in Unternehmen werde es künftig einfacher, den Ausstieg auf Zeit zu organisieren. "Es gibt allerdings keinerlei Rechtsanspruch darauf." Arbeitnehmer könnten die Möglichkeit, Auszeiten zu nehmen, aber bereits bei der Einstellung ansprechen.

Am unproblematischsten sei die Sache, wenn es im Unternehmen schon "Lebensarbeitszeitkonten" gibt: "Der Arbeitnehmer spart Urlaubstage an, die er für eine Auszeit am Stück nimmt." Oder er bekommt eine Zeit lang weniger Geld, arbeitet aber voll und macht dann "Pause", während der das Gehalt gleich bleibt. Eine solche Flexibilisierung der Lebensarbeitszeit werde "noch deutlich zunehmen", sagt Christiane Flüter-Hoffmann vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln - wenn auch nicht überall: "Ein kleiner Handwerksbetrieb kann das sicher schwerer verkraften als ein Großunternehmen", sagt Schütt.

Auch der Chef profitiert von der Auszeit

Arbeitgeber, die sich auf derartige Modelle einlassen, können davon profitieren: "Nach einer Auszeit kommen die Mitarbeiter ausgeruht zurück. Das beugt auch einem Burnout vor." Worklife-Balance heißt das auf Neudeutsch: Stressige Arbeitsphasen und Zeit, die der Arbeitnehmer für sich selbst hat, müssen im Lot sein. Dass die Auszeit ein buchstäbliches Sabbatjahr wird, ist die Ausnahme: Die Regel sind Zeiträume von wenigen Monaten.

Das Leben nicht nur der Arbeit zu widmen ist schon eine Forderung aus dem Alten Testament. Die Idee, am siebten Tag der Woche zu ruhen, hängt damit zusammen. Für viele habe eine Auszeit denn auch eine "spirituelle Dimension", sagt Mauritius Wilde, Benediktinermönch aus der Abtei Münsterschwarzach. "Solche Menschen kommen zu uns." Meist dauert die Auszeit hinter Klostermauern eine bis vier Wochen.

"Es ist oft viel sinnvoller, eine kürzere Auszeit zu nehmen und Entspannung und Ruhe dann in den eigenen Alltag einzubauen, als mit viel Stress für ein ganzes Jahr auszusteigen", sagt Pater Mauritius. Manche kommen dafür regelmäßig: "Ein Unternehmensberater ist mindestens einmal im Jahr bei uns, meistens für vier oder fünf Tage." Und immer unterhalten sich die beiden dann, in der Regel gar nicht lange: "Da lässt sich mit wenig Zeit schon viel erreichen."

Literatur: Birgit Brunner, Mauritius Wilde: Ausstieg auf Zeit, Vier-Türme-Verlag, ISBN: 978-3-87868-666-8, 14,90 Euro.

(tmn)
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