Branche mit großem Potenzial DIHK erwartet 60.000 neue Gesundheits-Jobs

Berlin · Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag erwartet für 2013 einen besonders starken Stellenzuwachs in der Gesundheitswirtschaft, vor allem in der Altenpflege. Die Politik reagiert.

Trotz der Konjunkturabschwächung rechnet der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) 2013 mit rund 60.000 neuen Arbeitsplätzen allein in der Gesundheitsbranche. Dies geht aus dem noch unveröffentlichten DIHK-Report zur Gesundheitswirtschaft hervor, der unserer Redaktion vorliegt. Der Studie liegt eine Umfrage unter 700 Unternehmen des Wirtschaftszweigs zugrunde.

"Die Gesundheitswirtschaft ist ein wichtiges Zugpferd der deutschen Wirtschaft", sagte der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks. Vor allem die personalintensiven Gesundheits- und sozialen Dienste wie Altenpflegedienste wollten in diesem Jahr expandieren, heißt es in der Umfrage.

Umfrage unter 700 Firmen

Die Dachorganisation der 80 Industrie- und Handelskammern befragt jeweils im Herbst, zum Jahresbeginn und im Frühsommer insgesamt 24.000 Unternehmen nach ihrer Einschätzung der aktuellen Lage und zu ihren Geschäftserwartungen. Zu den aus der Gesundheitswirtschaft beteiligten 700 Unternehmen gehörten unter anderem Betriebe aus der Pharmaindustrie, Medizintechnik, des Pharma-Großhandels, Apotheken, Krankenversicherungen, Krankenhäuser, Arztpraxen, Pflege- und Altenheime sowie ambulante Dienste für Ältere.

Union, SPD, Grüne und FDP sehen in der Branche ebenfalls ein großes Jobpotenzial und kündigen in ihren Wahlprogrammen verschiedene Attraktivitätsprogramme für die Berufsfelder an. "Die Gesundheitswirtschaft wird von vielen unterschätzt", sagte der gesundheitspolitische Sprecher der Unions-Fraktion, Jens Spahn. Es wäre noch mehr drin, wenn etwa die Pflege attraktiver gemacht würde. "Bessere Bezahlung, Aufstiegsmöglichkeiten und ein höheres Ansehen", so Spahn.

67 Prozent der befragten Unternehmen äußerten sich besorgt über den wachsenden Fachkräftemangel. Alleine in der Pflege fehlen Tausende Arbeitskräfte. Nach den Berechnungen des Gesundheitsministeriums wächst die Zahl der Pflegebedürftigen von heute 2,5 Millionen auf 3,2 Millionen im Jahr 2030. Das Statistische Bundesamt schätzt den Bedarf auf 260.000 Pflegekräfte.

Bahr will Ausbildung verbessern

Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) will deshalb die Pflegeausbildung verbessern und die Zuwanderung für ausländische Kräfte erleichtern. Die SPD schlägt in ihrem Programm eine Erhöhung des Pflegebeitragssatzes um 0,5 Prozentpunkte vor, um damit 125.000 neue Stellen zu schaffen. Auch die Grünen wollen die Pflegeausbildung aufwerten. Die Union will außerdem die Pflege durch Familienangehörige fördern, etwa in dem die Pflegezeit in der Rentenversicherung stärker angerechnet wird.

Die Gesundheitsbranche ist stärker als andere von wirtschaftspolitischen Eingriffen abhängig. Die Unsicherheit, was nach der Bundestagswahl passieren werde, sei deshalb groß, so der DIHK. Die konjunkturellen Erwartungen der Gesundheitsunternehmen wurden für die kommenden Monate leicht reduziert.

SPD und Grüne wollen im Falle eines Wahlsiegs die private Krankenversicherung in die gesetzliche integrieren und eine Bürgerversicherung für alle einführen, auch für Beamte und Selbstständige, die überwiegend nicht gesetzlich versichert sind. Union und FDP sehen nur punktuelle Verbesserungen vor. "Fast jeder zweite Betrieb in der Gesundheitswirtschaft nennt die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als Hauptrisiko für seine künftige Entwicklung", sagte DIHK-Geschäftsführer Dercks. Befürchtet werde ein Anstieg der Lohnzusatzkosten, sollte die Bürgerversicherung umgesetzt werden.

(mar / brö)
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