Forstwirte müssen klettern können

Die Experten für Bäume und Co. arbeiten den ganzen Tag an der frischen Luft. In den Beruf führt nicht nur eine Ausbildung, sondern auch ein Studium.

Christian Wegner kniet sich hin, spannt das Gummi der Wurfschleuder und zielt. Dann fliegt ein kleiner Wurfsack hoch auf den Baum, ein daran befestigtes Seil saust hinterher. Der Forstwirt hofft, dass es sich um einen stabilen Ast wickelt. "Das klappt nicht immer auf Anhieb", sagt er. Sekunden später klatscht der Wurfsack auf den Boden, das Seil ist sicher um einen Ast gewickelt. Wegners Kollegin, Susanne Wersig, prüft ihren Klettergurt, schwingt sich hoch und beginnt die kranken Äste des Baums abzusägen.

Forstwirte sind für den Schutz und die Pflege des Waldes zuständig, doch ist dieser nicht zwingend ihr Arbeitsort. Wegner hat viele Aufträge in der Stadt. "Das Schöne an dem Job ist, dass man am Ende immer das Ergebnis sieht."

2014 waren nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit 6056 Menschen in der Forstwirtschaft tätig. "Die Berufsbezeichnung Forstwirt meint aber viele Berufe", erklärt Marcus Kühling, Geschäftsführer beim Deutschen Forstverein. Denn angehende Forstwirte können verschiedene Ausbildungswege wählen.

Wer direkt im Wald tätig sein möchte, sollte sich für die duale Ausbildung entscheiden. "Das sind die klassischen Waldarbeiter", sagt Diplom-Forstwirt Kühling. Sie fällen und pflanzen Bäume, bauen Zäune, pflegen Wege oder bekämpfen Schädlinge. Die Ausbildung dauert drei Jahre. Die Ausbildungsvergütung liegt bei Bezahlung nach Tarif im Osten im ersten Lehrjahr bei 592 Euro und steigt auf 699 Euro. Das geht aus Zahlen des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) hervor. Im Westen bewegt sie sich zwischen 755 Euro und 854 Euro.

Wer Revierförster werden und Fach- und Führungsaufgaben übernehmen möchte, kann statt oder nach der Ausbildung Forstwirtschaft an der Fachhochschule studieren. Im gehobenen Dienst, also für Revierleiter in einem öffentlichen Wald, wird ein Studium an einer Fachhochschule mit einjähriger Anwärterzeit vorausgesetzt.

Angehende Forstamtsleiter müssen ein Universitätsstudium und ein zweijähriges Referendariat machen. "An den Hochschulen geht es ums Management", sagt Prof. Daniela Kleinschmit. Sie ist Leiterin des Lehrstuhls für Forst- und Umweltpolitik an der Universität Freiburg.

Die Berufschancen für Absolventen sind in den kommenden Jahren ganz gut. "Forstwirte im gehobenen und höheren Staatsdienst werden ebenso gebraucht wie in der privaten Wald- und Holzwirtschaft oder im Umweltschutz", erklärt Kühling.

"Wer sich für diesen Job entscheidet, sollte körperlich fit und abgehärtet sein", sagt Wegner. Seit Stunden sägen er und seine Kollegen in der Herbstkälte an Bäumen und Ästen, ziehen sich mit den Armen hinauf, wickeln ihre Füße nach jedem Zug ums Seil, während die Baumwipfel bedrohlich hin und her schwenken. "Jeder Baum ist anders", sagt der Forstwirt. "Man kann nicht einfach hinaufklettern und kranke Äste absägen."

Die Liebe zur Umwelt ist für den Job unabdingbar. Und von ein bisschen Morgenkälte lassen sich Wegner und seine Kollegen die Laune nicht verderben. "Ich mache den Job schon seit 27 Jahren und kann mir nichts Schöneres vorstellen", sagt der Forstwirt.

(RP)
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